Jahresbericht der Arbeitsschutzbehörden des Freistaats ... - Europa
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Farben, Klebern und Belägen oft in engem zeitlichen<br />
Zusammenhang mit dem Auftreten <strong>der</strong> geruchlichen<br />
Belastung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befindlichkeitsstörung stehen.<br />
Auch <strong>der</strong> Einsatz von Reinigungs- und<br />
Desinfektionsmitteln kann zu einer Anreicherung von<br />
luftfremden Stoffen führen. Von den Betroffenen<br />
wird oft vergessen, dass Tabakrauch einer <strong>der</strong><br />
größten Faktoren <strong>der</strong> Luftverunreinigung in Räumen<br />
ist. Hinzu kommt, dass zur Energieeinsparung<br />
zunehmend dichtere Fenster eingebaut wurden und<br />
werden. Bei <strong>der</strong>art unterdrückter Lüftung können<br />
sich Luftschadstoffe anreichern und zu Problemen<br />
führen.<br />
Der Gesetzgeber hält sich in <strong>der</strong> Vorgabe von verbindlichen<br />
„Innenraumgrenzwerten“, bedingt durch<br />
den unzureichenden Wissensstand auf diesem Gebiet,<br />
zurück. So fehlt zur Einleitung von Maßnahmen<br />
durch die Behörde meist die notwendige<br />
Rechtsgrundlage.<br />
Der Vergleich <strong>der</strong> Gefahrstoffkonzentrationen in<br />
Innenräumen mit den nach TRGS 900 zulässigen<br />
Grenzwerten für Arbeitsplätze mit direktem Gefahrstoffumgang<br />
würde die Problematik in Innenräumen<br />
wegen <strong>des</strong> Unterschieds <strong>der</strong> Konzentrationsbereiche<br />
um mehrere Größenordnungen zur Bedeutungslosigkeit<br />
gelangen lassen. Ungeachtet <strong>des</strong>sen<br />
sind die Beschwerden <strong>der</strong> Beschäftigten ernst zu<br />
nehmen. Zur Einschätzung <strong>der</strong> Situation in Innenräumen<br />
dient den <strong>Arbeitsschutzbehörden</strong> Thüringens<br />
<strong>des</strong>halb gegenwärtig die Auflistung <strong>des</strong> 90er<br />
Perzentils <strong>der</strong> Verteilung von ungefähr 50 Stoffen<br />
und Stoffgruppen, die als Ergebnis einer Untersuchung<br />
<strong>des</strong> ehemaligen Bun<strong>des</strong>gesundheitsamtes<br />
über die Raumluftqualität von 479 Wohnräumen im<br />
Bun<strong>des</strong>gesundheitsblatt Nr. 3/1993 veröffentlicht<br />
wurden.<br />
Die Untersuchungen <strong>des</strong> LAfAS zur Innenraumproblematik<br />
führten zu folgenden Erkenntnissen:<br />
Bei den Luftschadstoffen handelt es sich in <strong>der</strong> Regel<br />
um ein Gemisch verschiedener flüchtiger organischer<br />
Verbindungen, die sich bei ungenügendem<br />
Luftaustausch zu Konzentrationen von bis zu einigen<br />
hun<strong>der</strong>t µg/m³ aufbauen.<br />
- 38 -<br />
1.5.3 Unerlaubter Umgang mit Asbest und die Folgen<br />
Frau Dipl.-Chem. K. Arnold<br />
AfAS Nordhausen<br />
Einer Anzeige über ein nicht ordnungsgemäß aufgestelltes<br />
Gerüst sowie über das Betreten eines Daches<br />
aus nicht durchtrittsicherem Material - Asbest -<br />
nachgehend, wurde bei einer Vor-Ort-Kontrolle ein<br />
nach GefStoffV verbotener Umgang mit diesem<br />
beson<strong>der</strong>s krebserzeugenden Gefahrstoff festgestellt<br />
und die sofortige Einstellung <strong>der</strong> Arbeiten gefor<strong>der</strong>t.<br />
In <strong>der</strong> ersten Zeit nach Renovierungsmaßnahmen<br />
kann die Summe <strong>der</strong> Konzentrationen aller luftfremden<br />
Stoffe einige mg/m³ betragen. Die Ursache<br />
liegt in <strong>der</strong> Verdunstung flüchtiger Bestandteile aus<br />
den verwendeten Arbeitsstoffen. Um die Situation<br />
nicht überzubewerten, sollte zwischen Renovierung<br />
und dem Nachkommen einer Messanfrage ein<br />
Zeitraum von min<strong>des</strong>tens 6 bis 8 Wochen liegen.<br />
In <strong>der</strong> weitaus überwiegenden Zahl aller untersuchten<br />
Fälle gingen die ermittelten Konzentrationen<br />
nicht über das übliche Maß <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Belastung durch luftfremde Stoffe in Innenräumen<br />
hinaus. Behördliche Maßnahmen zur Abwehr von<br />
Gesundheitsgefahren waren nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Überdies war in allen Räumen eine natürliche Lüftung<br />
möglich, die während <strong>der</strong> Messung unterbunden<br />
wurde.<br />
Das Vorkommen von Luftschadstoffen in Räumen<br />
kann viele verschiedene Ursachen, die oft nicht sofort<br />
erkennbar sind, haben. Sowohl die verwendeten<br />
Arbeitsstoffe zur Ausgestaltung <strong>des</strong> Raumes und die<br />
gewählte Innenausstattung als auch die individuellen<br />
Lebensgewohnheiten <strong>der</strong> nutzenden Personen<br />
haben Einfluss auf die Höhe <strong>der</strong> Konzentrationen.<br />
Die Wirkung einzelner Stoffe o<strong>der</strong> das Zusammenwirken<br />
mehrerer Stoffe in niedrigen Konzentrationsbereichen<br />
ist häufig nicht genügend untersucht.<br />
Entsprechend vielfältig sind die Herangehensweisen<br />
und Lösungsansätze zur Problematik durch die<br />
jeweils zuständigen Behörden <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>.<br />
Der Arbeitskreis <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>messstellen für den<br />
chemischen Arbeitsschutz hat eine Arbeitsgruppe<br />
„Innenraum“ ins Leben gerufen, die sich zum Ziel<br />
gesetzt hat, das Herangehen an o.g. Probleme zu<br />
vereinheitlichen und bessere Kriterien zur Beurteilung<br />
von Messwerten von Arbeitsplätzen ohne<br />
Gefahrstoffumgang zu erarbeiten. Das LAfAS ist in<br />
dieser Arbeitsgruppe vertreten. Die Erkenntnisse<br />
und Vorschläge <strong>der</strong> Arbeitsgruppe sollen einen Beitrag<br />
zur Klärung <strong>der</strong> Grauzone „Innenraum“ im Gefahrstoffrecht<br />
leisten.<br />
Ein Dachdeckerbetrieb hatte sich auf Dachsanierungen<br />
spezialisiert und unter <strong>der</strong> Leitung eines<br />
Sachkundigen für Abbruch-, Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />
das Dach einer Lagerhalle<br />
für Getreide „fachgerecht saniert“ durch Überdekkung<br />
mit Wellplatten aus Glasfaserkunststoff (GFK).<br />
Die GFK-Platten sind elastisch und mit 10-jähriger<br />
Werksgarantie ausgesprochen langlebig. Das Importprodukt<br />
wurde vom Vertreiber als „Sanierungs-<br />
<strong>Jahresbericht</strong> Arbeitsschutz Freistaat Thüringen 2000