Jahresbericht der Arbeitsschutzbehörden des Freistaats ... - Europa
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an Stelle <strong>der</strong> ursprünglich vorgesehenen Brunnen-<br />
Einheitspaletten.<br />
Das AfAS veranlasste in Auswertung <strong>des</strong> Unfalls<br />
folgende Maßnahmen:<br />
• Erarbeitung einer Gefährdungsanalyse für die<br />
Tätigkeit „Lagerarbeit“;<br />
• Erstellen einer Arbeitsanweisung zur Beseitigung<br />
von Ausnahmesituationen im Lagerbereich;<br />
• Überprüfung <strong>der</strong> Stapeltechnologie hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Brunnen-Einheitsflaschenkästen in Verbindung<br />
mit Euroflachpaletten und<br />
• Feststellen von Prüfmöglichkeiten zur Tragfähigkeit<br />
von Getränkekästen.<br />
Bild 20 Umgestürzte Getränkekästen<br />
- 32 -<br />
1.4.11 Tödlicher Unfall beim Entladen von Schalungskanthölzern<br />
Dipl.-Ing. W. Meinel<br />
AfAS Gera<br />
Im Talbereich einer Autobahnbrücken-Baustelle ereignete<br />
sich beim Entladen von Schalungskanthölzern<br />
ein tödlicher Arbeitsunfall.<br />
Am Unfalltag waren außer Arbeitnehmern <strong>des</strong> Generalübernehmers<br />
(GÜ) auch Beschäftigte von zwei<br />
Subunternehmen, einer Stahlbaufirma und einer<br />
Beton- und Schalungsbaufirma, auf <strong>der</strong> Baustelle<br />
tätig. Es war auf <strong>der</strong> Baustelle üblich, dass Arbeitnehmer<br />
<strong>der</strong> Subunternehmen auch durch den Bauleiter<br />
<strong>des</strong> Generalübernehmers eingesetzt wurden.<br />
Ein Mitarbeiter <strong>der</strong> Beton- und Schalungsbaufirma<br />
erhielt vom Bauleiter die Weisung, von einem Holzlagerplatz<br />
Schalungskanthölzer per LKW auf die<br />
Baustelle zu bringen. Auf dem LKW befanden sich<br />
zwei Kantholzstapel, bestehend aus vier übereinan<strong>der</strong><br />
gestapelten Kantholzpaketen. Je<strong>des</strong> Paket enthielt<br />
fünf Kanthölzer mit den Abmessungen 510 cm<br />
x 41 cm x 20 cm, die mit Bandeisen verbunden<br />
waren. Die Stapelhöhe betrug ca. 2,9 m.<br />
Zum Entladen kam ein Radla<strong>der</strong> Typ Zeppelin mit<br />
Palettengabel zum Einsatz.<br />
Da <strong>der</strong> La<strong>der</strong>fahrer aus seiner Bedienposition auf<br />
Grund <strong>der</strong> Stapelhöhe nicht exakt die Gabelposition<br />
einschätzen konnte, wurde ein Mitarbeiter <strong>der</strong> Stahlbaufirma<br />
angewiesen, als Einweiser zu fungieren.<br />
Dazu hielt er sich auf dem hinteren, noch gesicherten<br />
Stapel auf (Bild 21). Nach dem Einweisen verließ<br />
er den Stapel in Richtung Radla<strong>der</strong>. Das erste<br />
Kantholz wurde entladen. Bei <strong>der</strong> Aufnahme <strong>des</strong><br />
nächsten Kantholzes, <strong>der</strong> Einweiser verließ gerade<br />
den Stapel, kam es beim Anheben <strong>der</strong> Last, bedingt<br />
dadurch, dass die Gabel teilweise schon unter dem<br />
Kantholz war, zum Absturz <strong>der</strong> Kanthölzer <strong>der</strong><br />
oberen Lage (Bil<strong>der</strong> 22 und 23). Dabei wurde das<br />
Bandeisen <strong>der</strong> darunter liegenden Lage aufgerissen<br />
und das Kantholz stürzte ebenfalls ab.<br />
In diesem Moment passierte <strong>der</strong> als Einweiser fungierende<br />
Mitarbeiter den LKW auf <strong>der</strong> la<strong>der</strong>abgewandten<br />
Seite, wurde durch die herabstürzenden<br />
Kanthölzer am Kopf schwer verletzt und verstarb<br />
wenig später an <strong>der</strong> Unfallstelle.<br />
Worin sind die Unfallursachen zu sehen?<br />
Der Radla<strong>der</strong> war für <strong>der</strong>artige Arbeiten ungeeignet,<br />
weil <strong>der</strong> Fahrer in seiner Bedienposition, bedingt<br />
durch die Stapelhöhe, nicht in <strong>der</strong> Lage war, gezielt<br />
sichere Arbeitsbewegungen auszuführen, bzw.<br />
diese selbst zu kontrollieren und die vorhandene<br />
Gabellänge von 90 cm für die Entladung <strong>der</strong> vierten<br />
und fünften Kanthölzer zu gering war.<br />
Der Einweiser konnte seiner eigentlichen Pflicht<br />
nicht nachkommen, weil die Kanthölzer <strong>der</strong> Pakete<br />
durch das Verbinden mit Bandeisen so eng zusammenlagen,<br />
dass die Gabeltiefe vor Lastaufnahme<br />
nicht kontrolliert werden konnte.<br />
Dadurch kam es zum unzeitigen Anheben <strong>des</strong> dritten<br />
Kantholzes und zum Absturz <strong>der</strong> insgesamt vier<br />
Kanthölzer.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> Arbeitsschutz Freistaat Thüringen 2000