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Jahresbericht der Arbeitsschutzbehörden des Freistaats ... - Europa

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Diese Feststellungen wurden in einem Sachverständigengutachten<br />

untermauert und detailliert dargelegt.<br />

Das weitere Betreiben <strong>der</strong> Anlage in diesem Zustand<br />

konnte auf keinen Fall geduldet werden. An<strong>der</strong>erseits<br />

drohte dem Unternehmen auf Grund <strong>der</strong><br />

hochsommerlichen Außentemperaturen ein enormer<br />

wirtschaftlicher Schaden, wenn die Anlage außer<br />

Betrieb gesetzt würde. Daher wurden gemeinsam<br />

mit dem Sachverständigen detailliert bestimmte<br />

Maßnahmen festgelegt, die ein Betreiben <strong>der</strong><br />

Anlage bis zum Umbau ermöglichten.<br />

Es wurde angeordnet, dass die Anlage auf <strong>der</strong> Basis<br />

eines Sachverständigengutachtens unverzüglich in<br />

einen technisch einwandfreien Zustand versetzt<br />

wird.<br />

Aus dem Gutachten <strong>des</strong> Sachverständigen <strong>des</strong> TÜV<br />

Thüringen e. V. ist als Ursache für den Ammoniakaustritt<br />

an <strong>der</strong> Flanschverbindung <strong>des</strong> Magnetventils<br />

Folgen<strong>des</strong> anzusehen:<br />

- 40 -<br />

1.5.5 Chlorgashavarie in einem Schwimmbad<br />

Frau Dipl.-Chem. K. Arnold,<br />

Frau Dipl.-Ing. (FH) M. Trümper,<br />

Frau N. Trappe,<br />

AfAS Nordhausen<br />

Durch eine Rundfunkmitteilung wurde ein Zwischenfall<br />

mit Chlorgasaustritt in einem Freibad<br />

unseres Zuständigkeitsbereiches bekannt, in <strong>des</strong>sen<br />

Folge mehrere Personen ärztliche Hilfe in Anspruch<br />

nahmen. Betroffen waren insbeson<strong>der</strong>e<br />

Besucher einer benachbarten Diskothek, die evakuiert<br />

werden musste.<br />

Der Vorfall ereignete sich einen Tag nach <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>der</strong> vorgeschriebenen Prüfung<br />

durch eine Servicefirma vor <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>eröffnung<br />

<strong>des</strong> Ba<strong>des</strong> zur Saison.<br />

Die zur Desinfektion <strong>des</strong> Badewassers verwendete<br />

Chlorgasanlage arbeitet als Vakuum-Chlorgasdosieranlage,<br />

d. h. das Chlorgas wird <strong>der</strong><br />

Chlordosieranlage mit Überdruck zugeführt und<br />

ab <strong>der</strong> Chlorgasdosieranlage mittels Wasserstrahlvakuum<br />

dem Frischwasser zugeführt. Nach<br />

jedem Chlorgasflaschenventil ist zur Druckregulierung<br />

ein Hilfsventil angeschlossen. Über ein Anschlussstück<br />

und ein Fe<strong>der</strong>rohr wird das Chlorgas<br />

einer Flaschenbatterie (i. d. R. drei Flaschen) in<br />

eine Sammelleitung eingespeist, die zur Gasdosierungseinrichtung<br />

führt (Bild 28).<br />

Ein nach dem Zwischenfall in Auftrag gegebenes<br />

Gutachten <strong>des</strong> TÜV Thüringen ergab Mängel an<br />

den Hilfsventilen aus Messing. Durch metallografische<br />

Untersuchung wurde eine Korrosion (Entzinkung)<br />

<strong>des</strong> für das Hilfsventil verwendeten<br />

Werkstoffes nachgewiesen. Das poröse Material<br />

Die technische Ausführung <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong><br />

Ammoniak-Kälteanlage entsprach nicht den anerkannten<br />

technischen Regeln. Das Schließen <strong>der</strong><br />

beiden Absperrventile führte bei den erhöhten<br />

Außentemperaturen zur Ausdehnung <strong>der</strong> Kühlflüssigkeit<br />

und damit zu einer unzulässigen Druckerhöhung<br />

in <strong>der</strong> Vorlaufleitung.<br />

Diese Druckerhöhung führte zum Abscheren einer<br />

Dichtung und in <strong>der</strong> Folge zum Austritt <strong>des</strong> unter<br />

Druck stehenden flüssigen Ammoniaks am Magnetventil.<br />

Nicht kausal zum Unfalleintritt - aber als Pflichtverletzung<br />

- ist die Inbetriebnahme <strong>der</strong> Anlage ohne die<br />

erfor<strong>der</strong>liche Dokumentation anzusehen.<br />

Auch dies hat die Errichterfirma zu vertreten.<br />

Die Übergabe <strong>der</strong> Anlage in ordnungsgemäßem<br />

Zustand an den Lebensmittelbetrieb erfolgte wenige<br />

Tage später.<br />

<strong>des</strong> Hilfsventils hielt dem Druck nicht stand und es<br />

kam zu Gasaustritt (Bild 29).<br />

Ein Wartungsfehler konnte nicht nachgewiesen<br />

werden; die Korrosion war äußerlich nicht erkennbar.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> TRG 101 Anlage 3 sind die Flaschenventile<br />

von Chlorgasflaschen nach drei Betriebsjahren<br />

auszutauschen. Nach <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wurde empfohlen, auch die Hilfsventile in diesem<br />

Turnus auszutauschen (die verwendeten Hilfsventile<br />

waren fünf Jahre im Einsatz) o<strong>der</strong> die Bä<strong>der</strong> auf eine<br />

Vollvakuum-Chlorgasdosieranlage umzurüsten, die<br />

ohne Hilfsventile arbeitet.<br />

Wir nahmen diesen Schadensfall zum Anlass für eine<br />

Bestandsaufnahme im Aufsichtsgebiet. Es wurden 26<br />

Bä<strong>der</strong> überprüft. Bei 13 erfolgt die Wasseraufbereitung<br />

mittels Chlorgas. In zwei Bä<strong>der</strong>n steht eine<br />

Elektrolyse-Chlorungsanlage zur Verfügung. In sechs<br />

Einrichtungen wird mit Säure-Chlordioxidanlagen unter<br />

Verwendung einer Dosieranlage <strong>des</strong>infiziert. In fünf<br />

Bä<strong>der</strong>n wird <strong>der</strong> Chlorträger manuell in das Wasser<br />

eingebracht.<br />

Von den 13 kontrollierten Bä<strong>der</strong>n mit Chlorgasanlage<br />

arbeiteten noch acht mit Hilfsventilen. In fünf Fällen<br />

werden die Hilfsventile turnusmäßig ausgetauscht,<br />

wobei diese aus Kunststoff o<strong>der</strong> aus einer<br />

Speziallegierung bestanden. In einem Fall war für die<br />

nächste Saison die Rekonstruktion und Umstellung auf<br />

eine Vollvakuumanlage geplant. Die an<strong>der</strong>en beiden<br />

<strong>Jahresbericht</strong> Arbeitsschutz Freistaat Thüringen 2000

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