Jahresbericht der Arbeitsschutzbehörden des Freistaats ... - Europa

1.4.2 Schwerer Unfall bei Gleisbauarbeiten
Dipl.-Ing. (FH) Brinschwitz
AfAS Erfurt
Im März 2000 ereignete sich auf der Bahnstrecke
Erfurt-Leipzig/Halle zwischen Weimar und Oßmannstedt
nahe der Ortschaft Kromsdorf ein schwerer
Arbeitsunfall.
Gleis 1 dieser zweigleisigen Bahnstrecke war wegen
Bauarbeiten gesperrt. Auf diesem Gleis fuhr ein 2-
Wege-Fahrzeug (Bagger) vom Typ Atlas 1304 in
Richtung Oßmannstedt, weil an der Gleisbaustelle
Kromsdorf eine Ramme angebaut werden sollte.
Um den Weg nicht laufen zu müssen, fuhr der später
Verunfallte mit Zustimmung des Baggerfahrers
auf der Achse des Verstellauslegers mit.
Nach ca. 1,5 km ertönte das Signal der Rottenwarnanlage,
da sich im Nachbargleis ein Zug näherte.
Der Baggerführer lehnte sich daraufhin seitlich aus
dem Führerstand, um festzustellen, aus welcher
Richtung sich der Zug nähert.
1.4.3 Unfall an einem Holzzerkleinerer
Dipl.-Ing. (FH) R. Kümpel
AfAS Suhl
Ein Kleinunternehmer, bestehend aus Inhaber
und einem Arbeitnehmer, hatte den Auftrag
erhalten, in einem öffentlichen Straßenzug
Baumpflegearbeiten durchzuführen.
Vor Arbeitsaufnahme wurden Sicherungsmaßnahmen
zum Schutz des Straßenverkehrs und eventueller
unbeteiligter Personen (Passanten) getroffen.
Durch den Inhaber der Firma war der Beschäftigte
im Umgang mit den zum Einsatz kommenden Arbeitsmitteln
(u. a. Motorkettensäge, Holzzerkleinerer
„Schliesing“ Typ 220 MX) unterwiesen worden.
Ferner war nachweisbar, dass der Beschäftigte an
einer theoretischen und praktischen Unterweisung
über Wartung und Pflege sowie das
sicherheitsgerechte Verhalten mit diesen Geräten
bei deren Herstellern teilgenommen hatte.
Am Unfalltag wurden durch den Inhaber die Pflegearbeiten
durchgeführt, der Beschäftigte hatte
den Auftrag, den Holzzerkleinerer zu bedienen.
Um Holzstücke weiter zu zerkleinern, begab er
sich auf die Tischverlängerung des Zerkleinerers
und schob mit dem rechten Fuß das zu
zerkleinernde Holz nach. Dabei kam er mit dem
Fuß in den Bereich der Einzugswalzen, wurde
erfasst und der Vorderfuß durch die hinter dem
Walzensatz befindlichen Hackscheibenmesser
teilweise abgetrennt.
In der Folge kam der Verletzte zu Fall, betätigte
unbeabsichtigt den Schaltbügel (Bild 14) und löste
somit den Rückwärtslauf der Einzugswalzen aus.
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Bei dieser Bewegung muss er versehentlich an den
Hebel zum Heben und Senken des Schaufelauslegers
gekommen sein. Dieser senkte sich und
quetschte den Verunfallten zwischen Schaufel und
Verstellausleger ein.
Wegen der Schwere der Verletzungen wurde der
Verunfallte mit dem Rettungshubschrauber in die
Universitätsklinik Jena geflogen.
Beide Beteiligten waren entsprechend belehrt worden,
kannten die Vorschriften und hätten auf Grund
ihrer langjährigen Berufserfahrung die möglichen
Gefahren einschätzen müssen.
Das AfAS veranlasste, dass dieser Unfall in der
betreffenden Firma sowie in allen im Aufsichtsgebiet
ansässigen bzw. tätigen Gleisbaufirmen ausgewertet
wurde. Dies erfolgte entweder durch Kontrollbeauftragte
des AfAS Erfurt selbst oder durch die
Fachkräfte für Arbeitssicherheit der Unternehmen.
Unter Schock stieg er vom Zerkleinerer ab und lief
in die Richtung des Arbeitsplatzes des Firmeninhabers.
Hier brach er zusammen und der Inhaber
leistete bis zum Eintreffen von Notarzt und
Rettungskräften erste Hilfe.
Bei der Rekonstruktion des Herganges wurde
festgestellt, dass alle sicherheitstechnischen Einrichtungen
funktionstüchtig waren und dass der
Arbeitgeber über das Verhalten ausreichend
unterwiesen hatte.
Seitens des Geschädigten war u. a. die Betriebsanleitung
missachtet worden. In der Anweisung
wird unter dem Abschnitt „Hinweise zur Arbeitssicherheit“
eindeutig vorgeschrieben: „Kurzes
Häckselgut nur mit einem geeignetem Hilfsmittel
(z. B. Holzgabel) nachschieben.“
Bild 14: Holzzerkleinerer am Unfallort
Jahresbericht Arbeitsschutz Freistaat Thüringen 2000