Kranich-03-2016

Migration des WaSys EUROFIGHTER
n Aus dem Geschwader n
Der Begriff "Migration" ist vielschichtig und
insbesondere in den letzten Monaten im Zusammenhang
mit der Flüchtlingswelle aus Syrien,
dem Irak und anderen Staaten oft strapaziert
worden. Derzeit beschäftigt dieser
Begriff jedoch auch große Teile des Geschwaders,
aber in einem gänzlich anderen Zusammenhang.
In unserem Fall verbirgt sich hinter dem Begriff
"Migration" die Bedeutung, dass das Waffensystem
EUROFIGHTER (WaSys) von einem
Betriebssystem (hier: Engineering Support
System) auf ein anderes Betriebssystem,
genauer gesagt auf zwei andere Betriebssys -
teme (hier: Standard-Anwendungs-Soft -
ware-Produkt-Familien/nationales Engineering
Support System) umgestellt wird. Um auch allen
nicht mit dem WaSys EUROFIGHTER vertrauten
Angehörigen des Geschwaders einen
Einblick in die Vorgänge und Abläufe einer so
gravierenden Betriebssystemumstellung zu
gewähren, nachfolgend der Versuch, dieses
mit möglichst wenig Fachbegriffen (lässt sich
jedoch nicht ganz vermeiden) umzusetzen.
Die Frage, die sich sicherlich die meisten von
Ihnen zu Anfang stellen werden, ist, warum
überhaupt eine Betriebssystemumstellung
erforderlich geworden ist. Hierfür gibt es
mehrere Gründe. Einer der Hauptgründe ist
die Tatsache, dass sich die derzeit in Auslieferung
befindlichen EUROFIGHTER der Tranche
3 nicht mehr im "alten" Betriebssystem
für die Technik (Engineering Support System,
kurz: ESS) und dem für die fliegenden Besatzungen
wichtigen Betriebssystem (Mission
Support System, kurz: MSS) problemlos betreiben
lassen.
Einhergehend mit der Entscheidung der Bundeswehr,
zukünftig jegliches Personal und
Material (unter anderem auch alle fliegenden
Waffensysteme) in SASPF (Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familien)
zu führen,
wurde für das WaSys EUROFIGHTER eine
Kombination aus eben diesem SASPF und einem
nationalen Engineering Support System
(natESS), die als Schnittstelle zum Luftfahrzeug
dient, festgelegt.
Entwicklung
Vorab ein kurzer historischer Rückblick über
den Anfang der Migration bis zur Ent -
scheidung, die gesamte deutsche EURO-
FIGHTER-Flotte nach SASPF bzw. ins natESS
zu überführen.
Im zweiten Quartal 2015 war es soweit und
der erste EUROFIGHTER der Luftwaffe wurde
nach SASPF bzw. ins natESS migriert. Hierbei
handelte es um das Lfz 30+09 (GS0004),
das sich zu diesem Zeitpunkt bereits an der
(damaligen) Technischen Schule in Kaufbeuren
befand. Die hieraus gewonnen Erfahrungen
flossen in die Migration der nachfolgenden
EUROFIGHTER ein. Am 27. August 2015
war es dann auch bei uns in Laage soweit.
Wir bekamen den Auftrag, unseren ersten
EUROFIGHTER, in diesem Fall das Luftfahrzeug
mit dem taktischen Kennzeichen 31+19
(AS0012), zu migrieren und anschließend im
realen Flugbetrieb zu testen. Parallel dazu
wurde im TaktLwG 31 "B" ebenfalls ein bereits
migrierter EUROFIGHTER, hier das Luftfahrzeug
mit dem taktischen Kennzeichen
31+04 (GS0080), im Flugbetrieb getestet. Auf
Grund der gesammelten Erfahrungen, insbesondere
durch den Betrieb der beiden zuvor
genannten Luftfahrzeuge, hat der Inspekteur
der Luftwaffe am 27. April 2016 entschieden,
die gesamte deutsche EUROFIGHTER-Flotte
verbandsübergreifend bis Ende 2017 bzw.
Anfang 2018 abschließend zu migrieren. Entgegen
der ersten Entscheidung, die Migration
verbandsweise, das heißt ein Verband nach
dem anderen, durchzuführen, wurde mit der
abschließenden Entscheidung des Inspekteurs
festgelegt, dieses nun parallel umzu -
setzen. Die Steuerung und Überwachung
hierüber obliegt dem Luftwaffentruppenkommando.
Drei Vorgänge
Kommen wir nun zu Tätigkeiten, die erforderlich
sind, um einen EUROFIGHTER erfolgreich
zu migrieren. Die Migration selbst unterteilt
sich hierbei in drei Teilabschnitte. Es setzt
25