Kranich-03-2016
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n Aus dem Geschwader n<br />
Maintanance Resource Management (MRM)<br />
Seit 2011 in Laage:<br />
Was haben wir erreicht?<br />
Menschliche Fehler von Flugzeugbesatzungen<br />
wirken sich meist unmittelbar aus. Die<br />
grausigen Bilder von Flugunfällen kennen wir<br />
nur all zu gut. In den späten 1970iger und -<br />
80iger Jahren entwickelte die Luftfahrtbranche<br />
deshalb das Crew Ressource Management<br />
(CRM). Mit dem Programm gelang es,<br />
das Besatzungsmitglied als "Ressource"<br />
Mensch mit seinen menschlichen Fehlern<br />
und Schwächen in den Mittelpunkt eines<br />
Fehlermanagementsystems zu rücken. Flugunfälle<br />
aufgrund menschlichen Versagens hat<br />
man so reduzieren können.<br />
Im Bereich der Wartung und Instandsetzung<br />
sind nach einer Studie der US Air Force von<br />
1992 bis 2002 fast 18 Prozent der Luftfahrzeugzwischenfälle/-unfälle<br />
direkt auf menschliches<br />
Versagen zurückzuführen.<br />
Nun sind wir beim Thema MRM angelangt.<br />
MRM, vor fast zehn Jahren in der Luftwaffe<br />
eingeführt, steht hier der Luftfahrzeugtechniker/-logistiker<br />
als "Ressource" Mensch im<br />
Mittelpunkt zur Vermeidung von Luftfahrzeugzwischenfällen<br />
und Flugunfällen.<br />
Beide Fehlervermeidungssysteme stützen<br />
sich auf dieselben Grundsätze. So geht es in<br />
erster Linie erst einmal um die eigene Person.<br />
Unter anderem um persönliche Fähigkeiten<br />
wie Risikobewertung, situative Aufmerksamkeit,<br />
Entscheidungsfindung, Führungsverhalten<br />
sowie unser beständiger Schwerpunkt,<br />
die möglichst fehlerfreie Kommunikation. Ein<br />
weiterer wichtiger Teilbereich des MRM/CRM<br />
ist die Aufteilung von Aufgaben und die Absprache<br />
darüber, wer welche Aufgaben übernimmt.<br />
Hier unterhalten wir uns über die effektive<br />
Teamarbeit.<br />
Seit 2011 sind wöchentliche MRM-Seminare<br />
fest im Programm der Technischen Gruppe<br />
eingeplant. Zehn zertifizierte MRM-Trainer<br />
führen diese durch. Befragte man damals die<br />
Teilnehmer, was sie nun von der neuen Verpflichtung<br />
erwarten, so folgte meist ein Achselzucken.<br />
Geäußert wurde auch: "Blödsinn",<br />
"Kann man auch wie früher beim Bier selbst<br />
machen" aber auch: "Vielleicht besser als die<br />
vielen Vernehmungen!" Letztes Zitat zur Erklärung:<br />
Damals, in einer Staffel der Technischen<br />
Gruppe, wurden teilweise "Vernehmungs-Patches"<br />
in Gold, Silber und Bronze<br />
auf der Techniker-Kombi getragen. Nach einem<br />
mutmaßlich begangenen Fehler saß<br />
man oft, schneller als man sich versah, einem<br />
Technischen Offizier gegenüber. Er protokollierte<br />
die Vernehmung eines Soldaten. Bei<br />
dem einen oder anderen Techniker kam dies<br />
häufiger vor und führte so zu einem fragwürdigen<br />
internen Medaillenspiegel. Nach jeder<br />
Vernehmung traf der Staffelchef eine Entscheidung,<br />
ob das Vergehen disziplinar zu<br />
würdigen ist. Kam es zu der Entscheidung,<br />
war so ein persönlicher Fehler ca. 200 bis 900<br />
Euro "wert"!<br />
Keine guten Voraussetzungen - oder gerade<br />
doch - für den beabsichtigten Kulturwechsel<br />
im Umgang mit persönlichen Fehlern. Ziel<br />
war es, von einem "Fehlerbestrafungssystem"<br />
in ein Fehlermanagementsystem zu<br />
wechseln, das die Menschen lehrt, ihre eigene<br />
Fehleranfälligkeit zu erkennen, sie zu der<br />
Einsicht führt, diese Fehler bei sich selbst zu<br />
minimieren und die Einsicht, ihre Fehlererfahrung<br />
mit ihrem Umfeld zu teilen.<br />
Erfolgsabfrage<br />
Unter optimalen Bedingungen gelingt ein derartiger<br />
Kulturwechsel in sieben bis zehn Jahren.<br />
Deshalb ist es jetzt höchste Zeit, nach<br />
fünf Jahren MRM einen Zwischenstand abzufragen.<br />
Wo stehen wir heute?<br />
Neueste Befragungen der MRM-Seminarteilnehmer<br />
erbrachten folgende Zitate: "MRM ist<br />
sinnvoll und wir sollten daran festhalten",<br />
"Wenn das so gemacht wird wie heute, dann<br />
ist das super", "Die Durchmischung und der<br />
Erfahrungsaustausch mit anderen Fachbereichen<br />
ist so wichtig", "Man besinnt sich mal<br />
wieder auf sich selbst und fast sich an die eigene<br />
Nase", so sagen es 90 Prozent der<br />
Techniker. Trotzdem, nach wie vor gibt es die<br />
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