Kranich-03-2016
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Der <strong>Kranich</strong> n 3-<strong>2016</strong><br />
Ein Warnemünder Erfinder und Techniker<br />
90<br />
Dr. Hans Seehase<br />
Dr. Hans Seehase, ein<br />
vielseitiger Erfinder und<br />
Techniker, wurde am 5.<br />
März 1887 in Warnemünde<br />
geboren. Von seiner<br />
Vielseitigkeit künden<br />
über 200 Patente, die er<br />
im Laufe seines Lebens<br />
angemeldet hatte.<br />
Nach seiner Schulzeit<br />
und dem Abitur absolvierte<br />
er ein Praktikum<br />
auf der Neptun-Werft in<br />
Rostock zur Vorbereitung<br />
auf das Technikstudium. Schon hier<br />
machte Seehaus seine ersten Erfindungen. In<br />
Berlin-Charlottenburg bestand Seehase 1912<br />
sein Examen als Diplom-Ingenieur an der dortigen<br />
Technischen Hochschule mit einem Thema<br />
"Flugzeugmotor mit sternartig angeordneten<br />
Zylindern und gesteuerten Ventilen". Die<br />
Hochschule beschäftigte ihn in der Folgezeit<br />
als Assistent am Lehrstuhl für technische Mechanik<br />
bei Prof. Meyer. 1914 promovierte Seehase<br />
zum Dr. Ing. Infolge des Ausbruchs des<br />
Ersten Weltkrieges wurde Seehase als Oberingenieur<br />
bei der Breslauer Firma Maschinenund<br />
Sägegatterfabrik Hoffmann dienstverpflichtet,<br />
bevor er 1916 aus dem Heeresdienst<br />
entlassen und zur Flugzeugbaufirma LVG<br />
kommandiert wurde. Ende 1916 wechselte<br />
Seehase zur Sablatnik-Flugzeugbau<br />
GmbH, deren Technischer<br />
Direktor und Konstrukteur<br />
er wurde. Sablatnik hatte<br />
sich bereits einen Namen gemacht<br />
als Hersteller von Seeflugzeugen<br />
für die Kaiserliche<br />
Marine. In der Folgezeit wurden<br />
einige Seeflugzeuge für<br />
das Marineflugwesen gebaut.<br />
Nach dem Ende des Krieges<br />
wurden von Sablatnik Militärmaschinen<br />
für den Luftverkehr<br />
nach Kopenhagen umgebaut<br />
und führten den ersten deutschen<br />
Verkehrsflug nach dem<br />
Sablatnik P III<br />
Ausland aus. Seehase aber arbeitete an einer<br />
Neukonstruktion eines zivilen Verkehrsflugzeuges,<br />
der Sablatnik P III, einem Hochdecker<br />
mit geschlossener Kabine. Allerdings<br />
kam es nach dem Bauverbot für Flugzeuge in<br />
Deutschland auch zur Auflösung der Sablatnik-Werke<br />
und Seehase arbeitete als freier Ingenieur.<br />
Er gründete eine eigene Firma, die<br />
sich mit der Verwertung seiner eigenen Patente<br />
beschäftigte. Auch dem Leichtbau widmete<br />
er sich und konstruierte ein zerlegbares<br />
Leichtmotorrad, welches sowohl als Fahrrad<br />
als auch - mit Motor - als Motorrad fahren<br />
konnte.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde seine Wohnung in<br />
Berlin zerstört und er ließ sich mit seiner Familie<br />
in Warnemünde nieder. Seehase wandte<br />
sich der Medizintechnik zu und beschäftigte<br />
sich mit Neuraltherapie. Dr. Seehase verstarb<br />
am 19. September 1974, sein Grab befindet<br />
sich auf dem Neuen Friedhof in Warnemünde.<br />
Hptm André Flohr<br />
Stab TGrp TaktLwG 73 "S"<br />
Quellen des Textes und der Bilder:<br />
Volker Koos „Dr. Hans Seehase, „Universal-<br />
Erfinder“ und Techniker aus Warnemünde“<br />
in Schriften des Schifffahrtsmuseums der<br />
Hansestadt Rostock, Band 7 „Der Seeflugstandort<br />
Warnemünde in der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts“, Rostock 2001