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Kranich-03-2016

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n Aus dem Geschwader n<br />

setzte Persönlichkeit, begeistert für Sport, seine<br />

Heimat und mit dem für Panzergrenadiere<br />

eigenen Humor. Was jedoch auffällt ist die Uniform.<br />

Die Seite mit Orden- und Ehrenspangen<br />

ist voll wie bei den russischen Offizieren und<br />

amerikanischen Soldaten, die man aus Film<br />

und Fernsehen kennt. Jedoch ist hier nur wenig<br />

von den üblichen Ordenspangen zu sehen.<br />

Natürlich findet sich hier auch das D S A und<br />

mancher Marsch, aber das meiste besteht aus<br />

Einsatzmedialen, Ehrenkreuzen und einer Anstecknadel,<br />

die mir selbst nicht bekannt war.<br />

Auf Nachfrage erzählt StFw Hecht, dass es das<br />

Ehrenkreuz für Tapferkeit ist. Keine große Erklärung<br />

oder ähnliches, nur was es eben ist.<br />

Der Vortrag beginnt, nach einer kleinen Länderkunde<br />

mit allerhand taktischer Zeichen erzählt<br />

uns StFw Hecht was es heißt in der Kampftruppe<br />

zu dienen, Menschenführer zu sein und erzählt<br />

von seinen Gefechten. Mein Eindruck ist<br />

zu dieser Zeit, dass man eine Stecknadel hätte<br />

fallen hören können. Ich habe es fast nie, eigentlich<br />

noch nie erlebt, dass 25 Luftwaffensoldaten<br />

in einer Aula sitzen und während des<br />

Vortrags kein Wort fällt. Der Vortrag des Panzergrenadiers<br />

ist fast plastisch, er erzählt von<br />

seinem Hauptfeldwebel, der sich, nur mit einem<br />

zweiten Mann, den anstürmenden Taliban<br />

entgegen wirft, mehrfach getroffen den Feuerkampf<br />

führt. Bei der Trefferaufnahme oder wie<br />

StFw Hecht es ausdrückt: "Preisverleihung und<br />

Siegerehrung", stellt er als Zugführer fest, dass<br />

sein Kamerad mehrfach an Weste und dem<br />

Schuh getroffen wurde. Keine Körpertreffer<br />

und keine Verwundung die sichtbar wäre. "Wir<br />

hatten eben Glück. An einem Tag ist es so, an<br />

anderen Tagen ist es anders."<br />

Auch von diesen Tagen erzählt StFw Hecht. Er<br />

sagt: "Wir haben alles richtig gemacht, alles<br />

wie immer. Wir hatten eben Pech. Während eines<br />

Feuergefechts gab die Straße nach und ein<br />

Panzer seines Zuges kippte um. Einer der Soldaten<br />

ertrinkt, weil er mit seiner Ausrüstung im<br />

Panzer hängt, in einem Land, in dem es nur<br />

zwei Prozent Oberflächenwasser gibt. Man<br />

merkt die Anspannung in der Stimme von StFw<br />

Hecht und sieht, dass ihn diese Geschehnisse<br />

immer noch beschäftigen: "An einem Tag hast<br />

du Glück, die Granate setzt nicht um, die in ein<br />

Fahrzeug meines Zuges einschlägt. Die Mine<br />

löst nicht aus neben der ich stehe und am<br />

nächsten Tag nicht." Der Saal ist nun komplett<br />

ruhig, kein Atmen ist zu hören. Und dann fährt<br />

er fort: "Dann geht es weiter, am nächsten Tag<br />

kämpfst du wieder. Lediglich wofür du kämpfst<br />

ändert sich. Du kommst wegen des Auftrages<br />

und irgendwann kämpfst du für deine Kameraden,<br />

du kämpfst dafür, sie alle nach Hause zu<br />

bringen, du bist ihr Anführer." Zum Zeitpunkt<br />

der Gefechte war StFw Hecht Hauptfeldwebel<br />

Der Vormittag wurde abgeschlossen durch<br />

HptBtsm Aurich. Dieser umreist die Erlebnisse,<br />

die er in Afghanistan hatte, hinterlegt ist das<br />

Ganze mit Bildern aus dem Einsatz. Das meiste<br />

klingt wie aus einem Actionfilm und ist doch<br />

Realität, wie die Fotos beweisen. Der für ihn<br />

scheinbar natürliche Umgang mit Tot und Verletzung,<br />

mit Minenopfern und Granatsplittern<br />

ist und bleibt für mich weiterhin unwirklich. Seine<br />

Aussage ist hier ganz einfach: "Ich habe keinen<br />

Bezug zu meinen Patienten, der Patient ist<br />

meine Arbeit, die ich tun muss. Ich stelle keine<br />

Beziehung zu ihm her." Ich bewundere was unsere<br />

Kameraden im Einsatz leisten müssen, sei<br />

es der Dienst an der Waffe, im Feuergefecht<br />

Kameraden versorgen oder bei Temperaturen<br />

um die 40 Grad im Schatten 30 Kilogramm<br />

Ausrüstung durch ein fremdes Land schleppend,<br />

um darauf zu warten, dass sie benötigt<br />

wird. Das schwerste scheint jedoch die Belastung<br />

für Familie und die Zeit nach dem Einsatz.<br />

Die Vortragenden betonten ganz klar, sie sind<br />

aus Überzeugung Soldat und werden auch<br />

weiterhin ihre Pflicht im In- und Ausland erfüllen.<br />

Ich kann für mich sagen, dass mir diese<br />

Vorträge wieder einmal ein neues Bild der Bundeswehr<br />

aufgezeigt haben und ich meinen Beruf<br />

aus einem neuem Blickwinkel wahrnehme.<br />

Es ist natürlich klar, dass Techniker und IT-Soldaten<br />

andere Aufgaben zu erfüllen haben. Jeder<br />

trägt mit seiner Arbeit zum Gelingen des<br />

Ganzen bei. Alle Berufe in der Bundeswehr haben<br />

ihre eigenen Anforderungen, aber manchmal<br />

tut es gut über den Tellerrand zu blicken<br />

und den eigenen Standpunkt neu zu bewerten.<br />

Ich wünsche den Kameraden auf diesem Weg<br />

weiterhin viel Soldatenglück.<br />

HptFw Michael Schmauser<br />

Wtg/WaStff TaktLwG 73 "S"<br />

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