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antriebstechnik 1-2/2017

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Mitte symmetrisches Profil ein. Ebenfalls ist ein identisches Profil<br />

für die obere und untere Schiene zu erwarten, weshalb auch hier<br />

die Anbringung an einer der Schienen genügt. Die Temperaturmessung<br />

wird an folgenden Stellen durchgeführt:<br />

n ein Umgebungssensor neben dem Prüfstand<br />

n drei Sensoren entlang des Trägers<br />

n drei Sensoren entlang der oberen Profilschiene<br />

n jeweils ein Sensor an den Stirnseiten der oberen Profilschiene<br />

n ein Sensor am Lager<br />

n ein Sensor am oberen Schuh<br />

n ein Sensor am oberen Spannblock<br />

Dabei kommen zwei Arten von Temperatursensoren zum Einsatz.<br />

Längs der Profilschiene wird aus Platzgründen auf schlanke Thermoelemente<br />

zurückgegriffen, deren Gesamtfehler nach [4] folgendermaßen<br />

angegeben wird:<br />

An den restlichen Temperaturstellen befinden sich Pt100-Elemente<br />

der Klasse A. Deren Fehler beträgt [5]:<br />

Analyse unterschiedlicher Einflussfaktoren<br />

Um den Einfluss der unterschiedlichen Faktoren auf den Wärmeeintrag<br />

des Führungssystems klassifizieren zu können, müssen<br />

unterschiedliche Ausführungen von Profilschienen untersucht<br />

werden. Variiert werden demnach die Baugröße, die Vorspannklasse,<br />

der Schmierstoff und die Art der Wälzkörper. Außerdem<br />

wird der Einfluss der Komponententemperatur und des Abstreifers<br />

tiefergehend analysiert. Alle hier genannten Einflüsse werden zudem<br />

bei vier externen Belastungen (0, 5, 10 und 15 kN) untersucht.<br />

Da die Komponenten vom Hersteller bereits eingefahren geliefert<br />

werden, ist ein Einfahrprozess nicht notwendig. Aus den oben genannten<br />

zu untersuchenden möglichen Einflüssen ergibt sich eine<br />

Anzahl aus Reibkraftkennlinien, die im Zuge der Versuchsdurchführung<br />

aufgenommen werden müssen. Sechs Komponentenausführungen<br />

hinsichtlich Baugröße, Vorspannklasse, Schmierung<br />

und Wälzkörper kombiniert mit zwei Komponententemperaturen<br />

(Raumtemperatur, Temperatur bei Dauerbetrieb), zwei Abstreiferkonstellationen<br />

(mit, ohne) und vier Belastungsfällen (0 kN, 5 kN,<br />

10 kN, 15 kN) ergeben insgesamt 96 Stribeck-Kurven.<br />

Versuchsauswertung und Vergleich<br />

Durch die Translation der Verfahreinheit werden die verspannten<br />

Schuhe über die Profilschiene bewegt und die entstehende Reibkraft<br />

über einen Kraftsensor detektiert. Dazu wird die Maschine<br />

CNC gesteuert mit unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten<br />

von 0,001 m/min bis 60 m/min verfahren.<br />

Zusätzlich zu der Aufnahme der Stribeck-Kurven ist auch die<br />

konkrete Temperaturverteilung innerhalb der Komponenten zu<br />

untersuchen. Diese dienen insbesondere der Validierung des später<br />

aufgezeigten Prognosemodells. Dazu werden Dauerversuche durchgeführt<br />

und das Temperaturfeld mithilfe der Pt100-Elemente aufgenommen.<br />

Der Prüfstand wird dabei über 8 h mit einer konstanten<br />

Vorschubgeschwindigkeit von 30 m/min verfahren. Danach befindet<br />

sich der Prüfstand im Stillstand, wobei die Sensoren das Temperaturfeld<br />

weiterhin aufzeichnen und somit Informationen bzgl. der<br />

Abkühlkurve vorliegen.<br />

Profilschienenführungen werden in Bearbeitungsprozessen zumeist<br />

instationär beansprucht. Zur Umsetzung des dargestellten<br />

Ansatzes ist hierzu die Konstanz der Reibkraftcharakteristik zu zeigen.<br />

Dies wird im ersten Schritt für die Komponententemperatur<br />

durchgeführt. Bei Beginn eines Dauerversuchs liegt die Temperatur<br />

der Komponenten bei Raumtemperatur. Nach 8 h Dauerversuch<br />

ergibt sich ein höheres Temperaturniveau. Bild 02 zeigt, dass der<br />

Einfluss der Komponententemperatur als vernachlässigbar einzustufen<br />

ist. Das Diagramm zeigt den Verlauf der Reibkraft über der<br />

Komponententemperatur, welche an der Führungsschiene vorliegt<br />

(23 °C bis 32 °C). Für den technisch relevanten Temperaturbereich<br />

von 20 °C bis 35 °C kann die Reibkraft also als temperaturunabhängig<br />

angesehen werden. Die gezeigte Charakteristik ergibt sich für alle<br />

untersuchten Komponenten im gleichen Maße.<br />

Als zweiten Einfluss wird die Baugröße der Profilschienenführung<br />

variiert. Hierzu werden in Bild 03 die Versuchsergebnisse für<br />

die Baugrößen 35 und 45 gegenübergestellt. Aufgrund der größeren<br />

Wälzkörper und größeren Abstreifer liegen die Reibkräfte der größeren<br />

Komponente erwartungsgemäß über denen der kleineren<br />

Komponente. Es zeigt sich, dass die Bauform 45 eine Reibkraft aufweist,<br />

die über den Geschwindigkeitsbereich gemittelt um den Faktor<br />

2,4 größer ist als die der Bauform 35. Ein Vergleich der Lastabhängigkeit<br />

zeigt, dass durch die Lasterhöhung auf 10 kN eine um<br />

66 % höhere Reibkraft vorliegt. Die Baugröße weist dementsprechend<br />

einen erheblichen Einfluss auf das Reibverhalten auf.<br />

In einem weiteren Vergleich wird der Einfluss der verwendeten<br />

Wälzkörper untersucht. Dazu werden in Bild 04 die Versuchsergebnisse<br />

von Komponenten mit Rollen und welchen mit Kugeln als<br />

Wälzkörper verglichen. Die jeweiligen Kurven gleicher Wälzkörper<br />

zeigen einen parallelen Verlauf mit konstantem Versatz auf. Die<br />

Form der Wälzkörper bedingt jedoch eine unterschiedliche Charakteristik<br />

bei Variation von Last und Geschwindigkeit:<br />

n Zylinderrollen reagieren empfindlich auf Geschwindigkeitsänderungen.<br />

n Kugeln reagieren empfindlich auf Laständerungen.<br />

Deutlich wird der erste Aspekt an der im Verhältnis zu den Kugeln<br />

gesehen höheren Steigung ∂F R<br />

/∂v der Stribeck-Kurve. Die Reibkraft<br />

steigt hier signifikant um fast 60 N an, während sie bei Kugeln lediglich<br />

um ca. 15 N steigt. Daraus lässt sich schließen, dass bei der Auswahl<br />

der Wälzkörper insbesondere für Schnelllauf-Anwendungen<br />

Kugeln vorzuziehen sind, da sie weniger Reibung und damit auch<br />

weniger Wärme erzeugen. Auf der anderen Seite sind Rollen dann<br />

vorzuziehen, wenn höhere Lasten erwartet werden müssen. Der<br />

Versatz zwischen den beiden Lastfällen 0 kN und 5 kN ist mit ca.<br />

5-10 N deutlich geringer als bei den Kugeln mit ca. 45 N.<br />

Im Vergleich der Schmierstoffe zeigt sich, dass der Schmierstoff<br />

Fett bei gleicher Last eine deutlich größere Reibung aufweist als Öl<br />

(Bild 05). Beide dem Fett zugeordneten Kurven liegen deutlich<br />

über den entsprechenden Kurven für die Ölschmierung. Dabei hat<br />

das Fett sogar einen größeren Einfluss als die zugrunde gelegte<br />

Last. Bei 0 kN Last übersteigt die Reibkraft der fettgeschmierten<br />

Komponente die Reibkraft der ölgeschmierten Komponente bei<br />

10 kN Last. Insgesamt ergibt sich durchschnittlich eine ca. 30 % höhere<br />

Reibkraft, wenn die Profilschienenführung mit Fett betrieben<br />

wird. Dieser Umstand lässt sich mit der Zusammensetzung des<br />

62 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2017</strong>

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