Lebenslust Gottingen Frühjahr 2017
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lebenslust:gö AUSFLUGSTIPPS 25<br />
General Curia of the Society of Jesus, Rome<br />
Foto: Volker Pramann<br />
Jesuitenkolleg und Marienkirche in Heilbad Heiligenstadt.<br />
Foto: Eichsfelder Heimatmuseum<br />
Ignatius von Loyola,<br />
der Gründer der Jesuiten.<br />
die jesuiten<br />
Rokoko-Hauptportal des Heiligenstädter<br />
Jesuitenkollegs.<br />
im eichsfeld<br />
Mehr als 60 Jahre, nachdem Martin Luther seine Thesen veröffentlichte,<br />
war die kirchliche Erneuerungsbewegung in<br />
vollem Gange. Doch im Eichsfeld setzte sich eine katholische<br />
Ordensgemeinschaft durch: Den Jesuiten gelang es, Menschen<br />
wieder für den katholischen Glauben zu gewinnen.<br />
Es war im Jahre 1574: Daniel Brendel von Homburg, Kurfürst und Erzbischof<br />
von Mainz, besuchte das Eichsfeld, den nördlichsten Vorposten<br />
seines weltlichen Herrschaftsbereiches. Dabei stellte er fest, dass<br />
die von Martin Luther verbreitete „neue Lehre“ auch hier bereits zahlreiche<br />
Anhänger gefunden hatte. Nur noch wenig war vom „alten<br />
Glauben“ und vom katholischen Ritus geblieben. Dem galt es nun,<br />
aus seiner Sicht, etwas entgegenzusetzen.<br />
Niederlassung niederlassung in Heiligenstadt in heiligenstadt<br />
Als erste Maßnahme schickte der Herrscher die „Elitetruppe des Papstes“<br />
ins Eichsfeld: die Jesuiten. Sie gründeten in Heiligenstadt eine<br />
eigene Niederlassung und begannen, die Menschen zum römischen<br />
Katholizismus zurückzugewinnen. Die Bevölkerung indes war irritiert,<br />
plötzlich traten nun Ordensmänner auf, die kein Habit mehr trugen<br />
und kein Chorgebet mehr beteten, obendrein für sich beanspruchten,<br />
die Elite zu sein. Das provozierte. Ungewöhnlich war auch die Lebensweise<br />
der Jesuiten. Sie zogen sich nicht in Klöster zurück, sondern<br />
kamen in Kollegien unter, vergleichbar mit Wohngemeinschaften.<br />
Seelsorge seelsorge und Reformen und reformen<br />
Die Jesuiten sahen ihre Aufgabe vor allem in intensiver Seelsorge und<br />
Reformen. Sie wussten durch Predigten zu überzeugen, unternahmen<br />
etliche Reisen in die Dörfer. Per Jugenderziehung gelang es ihnen, die<br />
frommen Eichsfelder wieder für die katholische Kirche zu gewinnen.<br />
So kam die katholische Reform in Gang. Die Jesuiten förderten das<br />
von Luther abgelehnte Wallfahrtswesen auf intensive Weise. Sie belebten<br />
die große Leidensprozession am Palmsonntag in Heiligenstadt,<br />
ließen Wegkreuze und Bildstöcke neu aufrichten, die Sakramente wurden<br />
wieder nach altem Herkommen gespendet. Ihren Religionsunter-<br />
richt gestalteten die Ordensangehörigen besonders volkstümlich.<br />
Pfarrer und Ordensleute hörten Vorträge und nahmen an jesuitischen<br />
Exerzitien teil. Es waren also neue Formen der Seelsorge, die bei der<br />
Bevölkerung auf Zuspruch stießen.<br />
Am sonderausstellung wirtschaftlichen Diskurs beteiligt bis dezember<br />
Noch heute ist Bildung ein Schwerpunkt der Jesuiten. Bereits im Jahr<br />
1575 hatten die Patres ein Gymnasium in Heiligenstadt gegründet,<br />
fortan unterrichteten sie zahlreiche junge Männer in humanistischen<br />
Fächern. Ihr Engagement ging aber weit darüber hinaus. So widmeten<br />
sich die Jesuiten auch Fragen in Bereichen wie Theologie, Medizin und<br />
Ethik, Kultur, Physik und beteiligten sich am wirtschaftlichen Diskurs.<br />
Bei diesen Rekatholisierungsmaßnahmen übte man offenbar Zurückhaltung<br />
gegenüber Zwangsbekehrungen – wie es heißt, mit Rücksicht<br />
auf benachbarte protestantische Reichsstände und aus innerer Überzeugung.<br />
Demnach sah man in der Kirchenreform und in einer intensiven<br />
pastoralen Betreuung eher den richtigen Weg.<br />
Mit ihrem Reformprogramm setzten die Jesuiten sich in der Region<br />
durch. Der Großteil der Eichsfelder kehrte zum Katholizismus zurück.<br />
Noch heute stellt das Eichsfeld die größte geschlossen katholische Region<br />
Mitteldeutschlands dar.<br />
Im Eichsfelder Heimatmuseum in Heilbad Heiligenstadt – dem ehemaligen<br />
Kolleg der Jesuiten – befasst sich eine Sonderausstellung<br />
vom 2. März bis zum 31. Dezember <strong>2017</strong> mit den Jesuiten und ihrer<br />
eichsfeldischen Kirchenreform. Wie das Museum mitteilt, ist diese<br />
Ausstellung im Jahr des Reformationsgedenkens nicht der reformatorischen<br />
Bewegung gewidmet, sondern den katholischen Reformimpulsen<br />
und den gegenreformatorischen Aktionen. Gehören sie<br />
doch ebenso zum Zeitalter der Reformation wie Martin Luther und<br />
seine Anhänger.<br />
Informationen: Eichsfelder Heimatmuseum, Kollegiengasse 10,<br />
37308 Heilbad Heiligenstadt, Telefon 03606-677480 ■