Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie
Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie
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Morbus Alzheimer<br />
Evidenzbasierte Therapien und<br />
aktuelle Entwicklungen<br />
Trotz intensiver Forschung an kausalen Therapieansätzen gibt es bis dato keine heilende Alzheimerbehandlung.<br />
Die heute einsetzbaren Substanzen mit klinischer Evidenz <strong>für</strong> Wirksamkeit sind die Acetylcholinesterase-<br />
Inhibitoren und der NMDA-Rezeptor-Antagonist Memantin, die einen symptomatischen Effekt über Jahre<br />
bewirken können.<br />
Evidenzbasierte Therapie heute<br />
Die Wirksamkeit pharmakologischer Behandlungen<br />
konnte in klinischen Studien belegt<br />
werden. Evidenzbasierte Therapieeffekte<br />
zeigten positive Wirkung auf die kognitiven<br />
und funktionellen Defizite von AlzheimerpatientInnen.<br />
Zur Behandlung sind derzeit die<br />
Acetylcholinesterase-Inhibitoren Donepezil,<br />
Galantamin und Rivastigmin sowie der<br />
NMDA-Rezeptor-Antagonist Memantin verfügbar.<br />
Das Wirkprinzip der AChEH beruht<br />
auf der cholinergen Hypothese: Angestrebt<br />
wird eine höhere synaptische Verfügbarkeit<br />
des reduzierten Transmitters Acetylcholin<br />
(Tab.).<br />
AChE-Hemmer<br />
Donezepil und Galantamin sind selektive<br />
AChE-Hemmer (AChEH), während Rivastigmin<br />
AChE und die Buturylcholinesterase<br />
hemmt. Galantamin moduliert zusätzlich die<br />
Nikotin-Rezeptoren. Die Wirksamkeit dieser<br />
Substanzen wurde in weit mehr als 20 randomisierten<br />
klinischen Studien (EMEA und<br />
FDA-konform) nachgewiesen 1 . Sie zeigten signifikant<br />
positive Effekte im Bereich Kognition<br />
(1,4 Punkte im MMSE und 2,7 Punkte<br />
im ADAS-cog).<br />
Weitere Effekte waren in der Alltagskompetenz<br />
und im Verhalten evident. Es gibt keinen<br />
Nachweis <strong>für</strong> die Überlegenheit eines<br />
AChEH gegenüber einem anderen. Bedenkt<br />
man den Wirkmodus der AChEH, kann keine<br />
Kausalwirkung auf den neuropathologischen<br />
Alzheimerprozess angenommen werden.<br />
Trotzdem zeigen einige Langzeitstudien<br />
(Laufzeit bis zu 5 Jahren) eine nachhaltige<br />
12<br />
GESELLSCHAFTS-<br />
NACHRICHTEN<br />
SCHWERPUNKT<br />
NEUROLOGIE IN<br />
ÖSTERREICH<br />
klinische Wirkung über diese Zeitspanne.<br />
Die Nebenwirkungen der AChEH sind im Allgemeinen<br />
auf gastrointestinale Symptome,<br />
wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe beschränkt.<br />
Etwa 60 % der AD-Patienten sprechen<br />
auf die AChEH-Therapie an. In einer<br />
Einjahresstudie wurde festgestellt, dass AD-<br />
PatientInnen unter einer Donepezil-Therapie<br />
ein um 38 % geringeres Risiko <strong>für</strong> weitere<br />
funktionelle Einbußen im Vergleich zur PlacebopatientInnen<br />
hatten. Die Langzeitbeobachtungen<br />
im Anschluss an placebokontrollierten<br />
Studien liefen bis zu 5 Jahre und historische<br />
Placebopatientendaten wurden als<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Berechnung „natürlicher<br />
AD-Progressionsraten“ herangezogen. In<br />
oben genannten Studien wird eine Progressionsverlangsamung<br />
<strong>für</strong> die Verum-Gruppe<br />
postuliert, die aber bis heute nicht verifiziert<br />
werden konnte.<br />
Die AChE-Hemmer Donepezil, Galantamin<br />
und Rivastigmin sind <strong>für</strong> die Behandlung des<br />
klinisch milden bis mäßigen Alzheimerstadiums<br />
(MMSE 10-26) zugelassen. Die Medikamentkosten<br />
werden von den Kassen refundiert.<br />
Memantin<br />
Memantin ist ein nicht-kompetitiver N-Methyl-D-Aspartate-Rezeptor-Antagonist<br />
(NMDA). Es wird angenommen, dass Neurone<br />
vor der glutamatmediierten Exzitotoxizität<br />
geschützt werden, ohne negative Beeinflussung<br />
der physiologischen Funktion des<br />
NMDA-Rezeptors auf die Kognition. Glutamat<br />
ist der meistverbreitete zerebrale exzitatorische<br />
Neurotransmitter und ist in Gedächtnis-<br />
und Lernprozesse eingebunden. �<br />
KONGRESS-<br />
HIGHLIGHTS<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Peter Dal-Bianco<br />
Universitätsklinik<br />
<strong>für</strong> <strong>Neurologie</strong><br />
Medizinische Universität<br />
Wien