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Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

Demenz mit Lewy-Körperchen<br />

Die Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB) ist eine degenerative Demenz, in der, kombiniert, eine Vielfalt<br />

psychiatrischer Symptome, vegetativer Störungen sowie eine Parkinson-Symptomatik auftreten. Somit sind<br />

Diagnostik und Therapie komplex und aufwendig, und eine engmaschige Verlaufskontrolle ist angezeigt.<br />

DDie Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB) ist<br />

zusammen mit der Demenz im Rahmen der<br />

Parkinsonkrankheit (PDD) die zweithäufigste<br />

degenerative Demenz.<br />

Bei beiden demenziellen Syndromen handelt<br />

es sich um klinisch ähnliche, in gewissen<br />

Aspekten auch unterschiedliche Ausprägungen<br />

einer das gesamte Gehirn betreffenden<br />

degenerativen Pathologie, die aus Lewy-Körperchen,<br />

Lewy-Neuriten, Synapsen- und Neuronenverlust<br />

sowie in der Mehrzahl der Fälle<br />

(bis zu 80 %) auch aus einer begleitenden<br />

Alzheimer-Pathologie besteht.<br />

Die klinischen Kriterien der DLB wurden 2005<br />

in einer Konsensuskonferenz festgelegt:<br />

• progrediente Demenz,<br />

• detaillierte, wiederkehrende visuelle<br />

Halluzinationen,<br />

• spontanes Parkinsonsyndrom,<br />

• Schwankungen in der Wachheit, Aufmerksamkeit<br />

und Responsivität (oft erst<br />

durch detailliertes Befragen von Angehörigen<br />

in Erfahrung zu bringen),<br />

• REM-Schlaf-Verhaltensstörung,<br />

24<br />

Tab.: Diagnostische Kriterien der DLB<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

• Überempfindlichkeit<br />

gegenüber Neuroleptika –<br />

auch Atypika (Verstärkung<br />

der Parkinson-Symptomatik,<br />

Blutdruckabfall bei üblichen<br />

Dosierungen),<br />

• in SPECT und PET<br />

nachweisbare verminderte Bindung von<br />

Liganden des Dopamintransporters im<br />

Striatum,<br />

• Stürze und Synkopen,<br />

• frühzeitige Drangsymptomatik und<br />

Dranginkontinenz,<br />

• Halluzinationen anderer Modalitäten als<br />

visuell (taktil, akustisch),<br />

• Wahnvorstellungen und Depression.<br />

Differentialdiagnose zur PDD<br />

Vereinbarungsgemäß wird der Begriff DLB <strong>für</strong><br />

alle PatientInnen angewandt, bei denen die<br />

demenzielle Erkrankung spätestens 1 Jahr<br />

nach Beginn einer motorischen Parkinsonsymptomatik,<br />

evtl. vor Beginn der motorischen<br />

Parkinsonsymptomatik aufgetreten ist.<br />

1. • Progrediente Demenz<br />

2 • Visuelle Halluzinationen<br />

• Fluktuationen der kognitiven Leistungen, Wachheit und Aufmerksamkeit<br />

• Spontanes Parkinson-Syndrom<br />

3. • REM-Schlaf-Verhaltensstörung<br />

• Überempfindlichkeit auf Neuroleptika<br />

• Pathologisches Dopamin-Transporter-PET/SPECT<br />

• Stürze, Synkopen<br />

• Harndrang (Inkontinenz), andere Halluzinationen, Wahn<br />

McKeith et al., 2005<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.<br />

Gerhard Ransmayr<br />

Abteilung <strong>für</strong> <strong>Neurologie</strong><br />

und Psychiatrie, AKH Linz<br />

Entwickelt sich die Demenz aus einer mehrjährigen<br />

L-Dopa-responsiven motorischen<br />

Parkinsonsymptomatik heraus (nicht früher<br />

als 2 Jahre nach deren Beginn), wird der Begriff<br />

PDD verwendet.<br />

Die erst kürzlich zusammengefassten diagnostischen<br />

Charakteristika der PDD entsprechen<br />

in vielen Punkten jenen der DLB.<br />

Das von Braak und MitarbeiterInnen entwickelte<br />

Konzept über die Ausbreitung der Lewy-<br />

Pathologie im ZNS im Rahmen der Parkinson-Krankheit<br />

(Beginn des Prozesses im Bulbus<br />

olfactorius sowie im unteren Hirnstamm,<br />

in der Folge oberer Hirnstamm, Diencephalon,<br />

schließlich Ausbreitung über das ganze<br />

Gehirn) dürfte zwar <strong>für</strong> die PDD, nicht jedoch<br />

<strong>für</strong> die DLB gelten, da bei Letzterer ein<br />

nahezu gleichzeitiges Auftreten der Lewy-Pathologie<br />

in allen Hirnabschnitten oder, in seltenen<br />

Fällen, ein „Absteigen“ der Pathologie<br />

vom Kortex in das Zwischenhirn und den<br />

Hirnstamm angenommen wird. Auch scheint<br />

die Dichte der Pathologie im Striatum und<br />

in Temporallappen ausgeprägter zu sein als<br />

bei der PDD.<br />

Bei der DLB entwickeln sich die motorischen<br />

Symptome rascher als bei der PDD, ebenso<br />

die psychiatrischen Begleitphänomene und<br />

mitunter auch das Einsetzen des demenziellen<br />

Prozesses.<br />

Bei DLB ist im Vergleich zu PDD die Familienanamnese<br />

seltener positiv.<br />

Beide Erkrankungen kommen bei Männern<br />

FOTO: INTMEDCOM

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