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Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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Bei AD führt erhöhte glutaminerge Aktivität<br />

zu anhaltender Aktivitätsminderung der<br />

NMDA-Rezeptoren und zu neuronaler Funktionsminderung.<br />

Memantin blockiert die anhaltende Hyperaktivität<br />

der NMDA-Rezeptoren, die als eine der<br />

Ursachen der Alzheimersymptomatik gesehen<br />

wird. Es wurden ausreichend EMEA- und<br />

FDA-konforme klinische Studien durchgeführt.<br />

Bei Patienten mit mäßiger bis schwerer<br />

AD-Symptomatik wurden statistisch signifikante<br />

Effekte in den Bereichen Kognition,<br />

Alltagsfunktion und Verhalten festgestellt 2 .<br />

Aufgrund von Metaanalysen der bisher publizierten<br />

Daten kann Memantin die klinische<br />

Symptomatik von AD-Patienten signifikant<br />

positiv beeinflussen.<br />

Der Wirkstoff ist <strong>für</strong> den therapeutischen Einsatz<br />

im mäßigen bis schwerem Alzheimerstadium<br />

(MMSE 3–19) von der EMEA zugelassen,<br />

wird aber in Österreich nur <strong>für</strong> den<br />

MMSE-Bereich 3–14 von den Kassen refundiert.<br />

Unter Memantin zeigten verhaltensgestörte<br />

Patienten weniger Agitation.<br />

Bis dato ist nicht geklärt, ob Memantin krankheitsmodifizierend<br />

wirkt, obwohl dies aufgrund<br />

seiner neuroprotektiven Wirkweise<br />

vermutet werden kann.<br />

Darüber hinaus scheint die Kombinationstherapie<br />

von Memantin und Donezepil die positiven<br />

klinischen Effekte noch zu verstärken.<br />

Memantin wird in Kombination mit Donepezil<br />

gut vertragen. Derzeit wird Memantin und<br />

Donepezil in „Doppelverschreibung“ von den<br />

Kassen nur im Einzelfall ersetzt.<br />

Andere Substanzen<br />

Etliche andere Wirkstoffe wie z. B. Ginkgo<br />

biloba, Vitamin E, NSAID, Statine und Östrogene<br />

wurden auf Wirksamkeit gegen Alzheimer<br />

geprüft.<br />

Ginkgo biloba: Drei randomisierte kontrollierte<br />

Studien mit Ginkgo-biloba-Extrakt EGb<br />

761 wurden publiziert. Eine Metaanalyse aller<br />

publizierten Daten von Patienten mit unterschiedlichen<br />

Demenzursachen zeigte viel versprechende<br />

Wirkungen in den Bereichen Kognition<br />

und Alltagsfunktion bei inkonsisten-<br />

14<br />

GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

ten Einzelresultaten. Eine Langzeitstudie nach<br />

EMEA-Kriterien wird erwartet.<br />

Vitamin E: Antioxidantien wie Vitamin E<br />

wurden in Hinblick auf AD-Progressionsverlangsamung<br />

geprüft. Eine Metaanalyse ergab<br />

zu geringe Evidenz <strong>für</strong> eine Therapieempfehlung,<br />

aber ausreichende Evidenz, um zu weiteren<br />

Vitamin-E-AD-Therapiestudien zu ermutigen.<br />

Zu beachten ist, dass hoch dosiertes<br />

Vitamin E (� 400 IU/d) die Morbiditätsund<br />

Mortalitätsrate anheben kann.<br />

NSAR: Die Langzeiteinnahme nichtsteroidaler<br />

entzündungshemmender Substanzen<br />

wurde aufgrund retrospektiver Analysen epidemiologischer<br />

Daten Alzheimer-präventiv<br />

eingeschätzt. Einzig die prospektiven Studienergebnisse<br />

von Indomethazin deuteten auf<br />

einen stabilisierenden Effekt im kognitiven<br />

Bereich während einer 6-Monats-Studie bei<br />

allerdings hoher Patienten-Ausfallsrate hin.<br />

Ähnlich konnte <strong>für</strong> den Cyclooxygenase-2-<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

Tab.: Evidenzbasierte Alzheimermedikamente<br />

Hemmer Rofecoxib in einer rezenten großen,<br />

randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten<br />

Einjahresstudie keine verlangsamende<br />

Wirkung auf die AD-Progression<br />

nachgewiesen werden.<br />

Statine: Aus der Hypercholesterintherapie<br />

bekannt, schienen Statine aufgrund von Analysen<br />

retrospektiver Daten die AD-Prävalenzzahlen<br />

zu senken. Pravastatin zeigte keinen,<br />

Atorvastatin einen signifikanten Effekt auf<br />

kognitive Funktionen nach 6, nicht aber nach<br />

12 Monaten. Eine Metaanalyse der verfügbaren<br />

Daten ergab, dass Statine nicht zur<br />

Reduzierung des Alzheimerrisikos empfohlen<br />

werden können.<br />

Östrogene schienen ebenso laut retrospektiver<br />

Analysen die AD-Prävalenzzahlen zu<br />

senken und eine positive symptomatische<br />

Auswirkung zu haben. Laut Metaanalysen<br />

besteht keine Indikation, Östrogen bei kognitiver<br />

Beeinträchtigung einzunehmen. �<br />

Donepezil Galantamin Rivastigmin Memantin<br />

(Aricept ® ) (Reminyl ® ) (Exelon ® ) (Axura ® , Ebixa ® )<br />

Filmtabletten: 1 x 1 Filmtabletten: 2 x 1 Hartkapseln: 2 x 1 Filmtabletten: 2 x 1<br />

5, 10 mg 4, 8, 12 mg 1.5, 3, 4.5, 6 mg 10 mg<br />

Lösung: 4 mg/ml Lösung: 2 mg/ml Lösung: 10 mg = 20 Tropf.<br />

Schmelztablette Retard-Kaps. 1 x 1 Pflaster: 1 x 1<br />

„Avees“ zu 8, 16, 24 mg 4.5 cm2 ,9.5 cm2 IND: IND: IND: IND:<br />

Alzheimer AD Alzheimer AD Alzheimer AD Alzheimer AD<br />

Kognition und Verhalten Kognition und Verhalten Kognition und Verhalten Kognition und Verhalten<br />

Vaskuläre D Vaskuläre D Parkinson D Vaskuläre D<br />

Lewy-Body D Lewy-Body D Lewy-Body D<br />

Vaskuläre D<br />

MMSE 10–26 MMSE 10–26 MMSE 10–26 MMSE 3–19<br />

Therapieende bei MMSE < 10 ist nicht gerechtfertigt<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Therapieende:<br />

MMSE � 3 ?<br />

• Demenz-Diagnose durch Facharzt <strong>Neurologie</strong>/Psychiatrie gestellt<br />

• Compliance soll durch Betreuungsperson garantiert sein<br />

• Kontrolle (inkl. MMSE) nach Erreichen der Erhaltungsdosis – dann alle 6 Monate<br />

• „Chefärztliche“ Langzeitgenehmigung <strong>für</strong> 6 Monate ist anzustreben<br />

• Kombinationstherapie AchEH + Memantin hat Evidenz (wird derzeit nicht refundiert)

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