Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie
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gen war, Frau Prof. Wirz-Justice aus Basel –<br />
eine der herausragendsten ChronobiologInnen<br />
weltweit – als Vortragende zu gewinnen.<br />
Sie gab Einblicke in Neues aus der Chronobiologie.<br />
Steuerung von rhythmischen Lebensvorgängen:<br />
Die endogene Steuerung von<br />
Rhythmen unterliegt sowohl genetischen als<br />
auch chemischen und nervalen Einflüssen:<br />
Langwellige Rhythmen werden eher von hormonellen<br />
Faktoren beeinflusst, während kürzere<br />
Rhythmen nerval gesteuert werden; eine<br />
wichtige Eigenschaft endogener Rhythmen<br />
ist auch die Anpassung an Umwelteinflüsse.<br />
Die exogene Steuerung rhythmischer Lebensvorgänge<br />
wird hauptsächlich durch Lichteinfluss<br />
(Sonne) bestimmt.<br />
Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist das eindrucksvollste<br />
rhythmische Lebensphänomen. Verschiedene<br />
physiologische Vorgänge (Atmung,<br />
Pulsfrequenz, Hormonsekretion usw.) ändern<br />
sich sowohl vom Schlaf zum Wachzustand<br />
als auch innerhalb der unterschiedlichen<br />
Schlafstadien (Leichtschlaf, Tiefschlaf und<br />
REM-Schlaf).<br />
Die Chronopathologie beschäftigt sich mit<br />
den biologischen Rhythmen und den Zusammenhängen<br />
von Krankheiten, sowohl was tageszeitliches<br />
Auftreten als auch Maxima von<br />
Beschwerden betrifft.<br />
Die Chronopharmakologie beschreibt die optimale<br />
tageszeitliche Wirkung von Medikamenten<br />
und auch den besten Einsatz bezüglich<br />
der Beschwerdenmaxima verschiedener<br />
Erkrankungen während des Tages. Dies ist<br />
vor allem <strong>für</strong> die Chemotherapie von Malignomen<br />
von Bedeutung.<br />
Der Stellenwert der Chronobiologie wird in<br />
Zukunft zunehmen.<br />
Schlafauswertung<br />
nach den AASM-Guidelines<br />
Prof. Anderer stellte in einem Übersichtsvortrag<br />
unter dem Titel: „Schlafauswertung<br />
nach dem neuen AASM-Standard: Was ändert<br />
sich zu Rechtschaffen & Kales?“ die<br />
neuen Richtlinien der American Academy of<br />
Sleep Medicine vor. Dadurch ergeben sich einige<br />
wesentliche Neuerungen bei der visuellen<br />
und automatischen Klassifikation von<br />
Ganznacht-Polygrafien (PSG):<br />
Im Mai 2007 wurde von der AASM ein Manual<br />
mit Empfehlungen zur Erfassung, visuellen<br />
Auswertung und Befunderstellung von<br />
polysomnographischen Untersuchungen publiziert<br />
(Iber et al. 2007: The AASM Manual<br />
for the Scoring of Sleep and Associated<br />
Events. Rules, Terminology and Technical Specifications).<br />
Dieses Manual umfasst, neben<br />
neuen Regeln <strong>für</strong> die Schlafstadienklassifikation<br />
<strong>für</strong> Erwachsene als Ersatz <strong>für</strong> die seit<br />
1968 gültigen Regeln nach Rechtschaffen &<br />
Kales (R&K), auch visuelle Auswertungsregeln<br />
<strong>für</strong> die Schlafstadienklassifikation <strong>für</strong> Kinder,<br />
sowie <strong>für</strong> die Auswertung von Arousals, Atmung,<br />
EKG und Bewegungen während des<br />
Schlafs.<br />
Neuerungen: Der neue AASM-Standard <strong>für</strong><br />
die Schlafstadienklassifikation <strong>für</strong> Erwachsene<br />
bringt Änderungen bei der Datenerfassung<br />
(neben zentralen EEG-Ableitungen sind<br />
nun auch frontale und okzipitale Ableitungen<br />
gefordert), bei der Definition der zu berichteten<br />
Werte (Schlaflatenz ist nun die Zeit<br />
von „Licht aus“ bis zum ersten Auftreten<br />
eines beliebigen Schlafstadiums) und bei den<br />
Regeln <strong>für</strong> die einzelnen Schlafstadien, die<br />
nun zur Unterscheidung zu den R&K Stadien,<br />
Stadium W, N1, N2, N3 und R heißen.<br />
Das Stadium N3 umfasst die beiden Tiefschlafstadien<br />
S3 und S4. Epochen mit überwiegend<br />
Bewegungsartefakten („Movement<br />
Time“ nach R&K) werden nun auf den Wert<br />
der nachfolgenden Epoche oder, falls es irgendwelche<br />
Anzeichen eines Aufwachens<br />
gibt, als Stadium W gesetzt.<br />
Die wichtigste Regeländerung betrifft aber die<br />
Definition <strong>für</strong> das Beenden von Stadium N2.<br />
Nach den neuen Regeln gibt es keine 3-Minuten-Begrenzung<br />
mehr <strong>für</strong> Pausen bei Spindeln<br />
und K-Komplexen, es beendet aber nun<br />
jedes kortikale Arousal, also auch Ereignisse<br />
ohne Zunahme der Muskelaktivität, das Stadium<br />
N2. Diese neuen Regeln ergaben in einer<br />
Studie mit 72 PSG (38 Frauen und 34 Männer<br />
im Alter von 21 bis 86 Jahren) eine Abnahme<br />
des Stadiums N2 um 20,5 min, bei<br />
einer Zunahme von leichten (+10,6 min <strong>für</strong><br />
Stadium N1) und tiefen (+9,1 min <strong>für</strong> Stadium<br />
N3) Schlafstadien im Vergleich zu einer<br />
Auswertung nach R&K. Weiters war die Wachzeit<br />
nach dem Einschlafen („Wake after Sleep<br />
Onset = WASO“) um ca. 4 min verlängert.<br />
Die Umstellung auf den neuen AASM-Standard<br />
erfordert also Änderungen bei der Aufzeichnung,<br />
Auswertung, Befunderstellung<br />
und Interpretation der Ergebnisse. ■<br />
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