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Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

Sonderformen der Alzheimer-Demenz<br />

Neben der häufigen Standard-Variante rechnet man zur Alzheimer-Erkrankung auch noch andere,<br />

seltenere Präsentationsformen, wie etwa die früh beginnende familiäre Form, oder „pseudofokale“ Formen,<br />

welche die Diagnose und auch die Abgrenzung von anderen Demenzen erschweren.<br />

Die Alzheimer-Erkrankung (DAT) ist das häufigste<br />

demenzielle Syndrom. Die DAT führt<br />

innerhalb weniger Jahre zu einem progredienten<br />

Abbau kognitiver Funktionen und<br />

einem Verlust der Selbständigkeit im Alltag<br />

mit Behandlungs- und Pflegebedürftigkeit.<br />

Typisch <strong>für</strong> diese Erkrankung ist ein schleichender<br />

Beginn nach dem 65. Lebensjahr mit<br />

rasch ansteigenden Prävalenzzahlen (Verdopplung<br />

etwa in Fünfjahresintervallen).<br />

Die neuropathologischen Veränderungen der<br />

DAT (Neuronenverlust, Plaques, Fibrillen,<br />

Amyloidangiopathie etc.) sind in annähernd<br />

symmetrischer und diffuser Verteilung vor<br />

allem im mesialen Temporallappen (Hippokampus<br />

und entorhinaler Kortex), später in<br />

18<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

anderen Teilen des limbischen Systems<br />

sowie im temporalen, parietalen<br />

und frontalen Neokortex<br />

zu finden, wobei Menge und Verteilungsmuster<br />

der Neuropathologie<br />

vom Erkrankungsstadium<br />

abhängen.<br />

Die Diagnostik der DAT hat<br />

wegen der Häufigkeit der Erkrankung große<br />

Bedeutung in der geriatrischen Medizin. Sie<br />

umfasst vor allem kognitive und bildgebende<br />

Befunde. Im neuropsychologischen<br />

Befund steht anfangs eine episodische Gedächtnisstörung,<br />

später der Verlust weiterer<br />

kognitiver Funktionen (Sprachleistungen,<br />

Raumverarbeitung, Problemlösen, Objektge-<br />

Tab.: Klinische Diagnosekriterien des posterioren kortikalen Atrophiesyndroms<br />

(PCA) (Mendez et al., 2002)<br />

1. Hauptsymptome<br />

A: Schleichender Beginn und allmähliche Progression<br />

B: Präsentation mit visuellen Beschwerden bei intakten primären Sehleistungen<br />

C: Evidenz von hervorstechenden komplexen visuellen Defiziten<br />

- Elemente eines Bálint-Syndroms<br />

- Visuelle Agnosie<br />

- Ankleideapraxie<br />

- Topographische Desorientiertheit<br />

D: Im Verhältnis geringe Defizite im Gedächtnis und in der Wortflüssigkeit<br />

E: Relativ gutes Störungsbewusstsein mit oder ohne Depression<br />

2. Diagnoseunterstützend<br />

A: Beginn präsenil<br />

B: Alexie<br />

C: Elemente des Gerstmann-Syndroms<br />

D: Ideomotorische Apraxie<br />

E: Physische Untersuchung innerhalb der Normen<br />

F: Neuropsychologie: vorherrschende Beeinträchtigung der perzeptiven Defizite<br />

Bildgebung: vorherrschend okzipito-parietale Abnormalitäten (vor allem in funktioneller<br />

Bildgebung) mit relativer Aussparung von frontalen und mesiotemporalen Regionen<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

brauch, Rechnen, Faktenwissen, Orientiertheit,<br />

Krankheitswahrnehmung etc.) im Vordergrund.<br />

Die Bildgebung stützt sich vor allem auf MRI<br />

und PET- oder SPECT-Befunde zur Darstellung<br />

von Atrophie und Perfusionsminderung. Die<br />

DAT beginnt mit einer Atrophie im medialen<br />

Temporallappen; später findet sich ein diffuser<br />

Hypometabolismus mit Akzentuierung im<br />

gesamten Temporallappen, im zingulären<br />

und im temporoparietalen Kortex.<br />

Große Variabilität: Die DAT ist klinisch, neuropathologisch<br />

und in der Bildgebung sehr<br />

variabel, wobei quantitative (z. B. Schweregrad,<br />

Progressionsrate) und qualitative Heterogenität<br />

(z. B. familiäre Form, klinische Sonderformen)<br />

zu unterscheiden sind.<br />

Atypische Fälle sind deshalb von klinischem<br />

Interesse, weil sie die Diagnose, aber auch<br />

die Abgrenzung von anderen Demenzen (z.<br />

B. Lewy-Body-Demenz – LBD, frontotemporale<br />

Demenz – FTD, vaskuläre Demenz – VaD)<br />

erschweren. Im Folgenden sollen vor allem<br />

die früh einsetzende sowie fokal akzentuierte<br />

Formen der DAT skizziert und von der<br />

„Standardform“ abgegrenzt werden.<br />

Früh einsetzende<br />

(Early-Onset-)DAT<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Thomas Benke<br />

Universitätsklinik<br />

<strong>für</strong> <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität<br />

Innsbruck<br />

Die Genetik spielt eine wichtige, nur teilweise<br />

erforschte Rolle bei der Pathogenese aller

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