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Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

Langzeiterfolg neurologischer Intensivmedizin:<br />

Fast die Hälfte der Patienten<br />

werden wieder vollständig gesund<br />

Erstmals konnte in einer Studie an einer großen Kohorte von neurologischen Intensivpatienten<br />

das Langzeitoutcome evaluiert und gezeigt werden, dass auch ein prolongierter Intensivaufenthalt<br />

mit keinem höheren Risiko <strong>für</strong> ein schlechtes neurologisches Outcome verbunden ist.<br />

Die Zahl an hochspezialisierten Intensivstationen<br />

ist in den letzten Jahren deutlich<br />

angestiegen. Neben etablierten Disziplinen<br />

wie chirurgischen oder internistischen<br />

Intensivstationen nimmt die Zahl der rein<br />

neurologisch geführten Intensivbetten<br />

immer mehr zu.<br />

Abgesehen von den damit verbundenen<br />

Kosten <strong>für</strong> die öffentliche Hand wird<br />

häufig auch die Sinnhaftigkeit solcher<br />

Abteilungen/Spezialisierungen in Frage<br />

gestellt. In der Öffentlichkeit herrscht,<br />

verbunden mit unreflektierter Scheu vor<br />

einer vermeintlichen Apparatemedizin,<br />

leider immer noch die Furcht vor, dass<br />

jemand, der über einen längeren Zeitraum<br />

auf einer neurologischen Intensivstation<br />

liegt, ein so genannter hoffnungsloser<br />

Fall sei. Bisher gab es <strong>für</strong> neurologische<br />

Intensivstationen nur unzureichende<br />

Outcomedaten (Mortalität, Langzeitmorbidität)<br />

sowie Analysen der Prädiktoren<br />

eines günstigen/ungünstigen<br />

Verlaufes.<br />

Studienverlauf: 1.155 Patienten im<br />

Durchschnittsalter von 55 Jahren, die<br />

während eines Zeitraumes von 36 Monaten<br />

an der Intensivstation der Innsbrucker<br />

Universitätsklinik <strong>für</strong> <strong>Neurologie</strong> behandelt<br />

worden waren, wurden in die Studie<br />

eingeschlossen. 476 davon (41 %) waren<br />

Frauen.<br />

32<br />

Hauptdiagnosen waren: spontane Subarachnoidalblutung<br />

(n = 190, 16 %), intrazerebrales<br />

Hämatom (n = 232; 20 %),<br />

mittelschweres bis schweres Schädel-Hirn-<br />

Trauma (n = 219, 19 %), Meningitis/Enzephalitis<br />

(n = 78, 7 %), zerebrale Ischämie<br />

(n = 171, 15 %) (nur intensivpflichtige<br />

Patienten, i. e. Basilaristhrombose, respiratorische<br />

Insuffizienz mit sekundärer Beatmungspflichtigkeit)<br />

und Status Epilepticus<br />

(n = 66, 6 %). 213 Patienten (18 %) verstarben<br />

an der Intensivstation an den Folgen<br />

dieser schweren Erkrankungen.<br />

Bei 662 Patienten konnte mittels Telefoninterview<br />

im Durchschnitt 2 1/2 Jahre<br />

nach dem Intensivaufenthalt das neurologische<br />

Langzeitoutcome erhoben werden<br />

(modified Rankin Scale, mRS; Glasgow<br />

Outcome Scale, GOS). Die Outcomeparameter<br />

wurden dichotomisiert in gutes<br />

(mRS 0–1 und GOS 4–5 – i. e. selbständiges<br />

Leben bis völlig symptomfrei) und<br />

schlechtes neurologisches Langzeitoutcome<br />

(mRS 2–6 und GOS 1–3 – i. e. Tod bis<br />

nur unselbständiges Leben).<br />

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt des Telefoninterviews<br />

waren annähernd die Hälfte dieser<br />

Patienten in bester Verfassung und<br />

nahezu vollständig oder vollständig wieder<br />

genesen (mRS 0–1 und GOS 4–5). Prädiktoren<br />

<strong>für</strong> ungünstiges Langzeitoutcome<br />

und Mortalität waren höheres Alter<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Dr. Gregor<br />

Brössner<br />

Universitätsklinik<br />

<strong>für</strong> <strong>Neurologie</strong><br />

Innsbruck<br />

und initialer Schweregrad der Erkrankung,<br />

nicht jedoch die Länge des Aufenthaltes<br />

an der neurologischen Intensivstation.<br />

Somit konnte mit dieser Studie erstmals an<br />

einer großen Kohorte von neurologischen<br />

Intensivpatienten das Langzeitoutcome<br />

evaluiert werden. Trotz schwerer, lebensbedrohlicher<br />

Erkrankungen stehen 2 1/2 Jahre<br />

nach dem initialen Ereignis annähernd 50<br />

% der Menschen wieder vollständig im<br />

Leben. Dies ist besonders beachtlich, weil<br />

sich die neurologische Intensivmedizin von<br />

den meisten anderen Disziplinen erheblich<br />

unterscheidet, da Funktionsausfälle in<br />

„unserem Zielorgan“, dem Zentralnervensystem<br />

(ZNS) bedeutend schwerer zu kompensieren<br />

sind. Auch Patienten mit prolongiertem<br />

Intensivaufenthalt hatten kein<br />

höheres Risiko <strong>für</strong> ein schlechtes neurologisches<br />

Outcome.<br />

Fazit: Schlussfolgernd kann man sagen,<br />

dass neurologische Intensivmedizin wohl<br />

alle Kosten und Mühen wert ist, da, wie in<br />

unserer Studie gezeigt werden konnte,<br />

das Langzeitoutcome überraschend günstig<br />

ist. Intensives, langfristiges Therapieren<br />

von Patienten mit langer Liegedauer ist

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