13.12.2012 Aufrufe

Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

empfohlen. Aufgrund der niedrigen Inzidenz<br />

von intratumoralen Blutungen dürfte eine<br />

Antikoagulation mit keinem Risiko verbunden<br />

sein. Subkutanes Heparinoid und orale<br />

Antikoagulanzien sind die Therapie der Wahl<br />

<strong>für</strong> den Langzeitgebrauch. Bei PatientInnen<br />

mit einem pulmonalen Embolus und einer<br />

nicht symptomatischen tiefen Venenthrombose<br />

kann ein Vena-cava-Filter wirksam sein.<br />

Depression: Die emotionale Belastung einer<br />

Gehirntumordiagnose kann bei PatientInnen<br />

zu Depressionen führen. Die Unterscheidung<br />

von Trauerreaktionen und Depression ist mitunter<br />

schwierig. Zudem erschweren kognitive<br />

und Verhaltensänderungen, die auf den<br />

Tumor zurückzuführen sind, die Diagnosestellung.<br />

Depressionen tragen aber nicht nur<br />

zur emotionalen Belastung und zur Verringerung<br />

die Lebensqualität bei, sondern können<br />

die Überlebenszeit verkürzen. Nach Raison<br />

and Miller 3 besteht ein Benefit bei einer<br />

antidepressiven Therapie. Diskutiert wird aber<br />

auch die Hypothese, dass – aufgrund des Effekts<br />

der Strahlentherapie auf die Neurogenese<br />

– SSRI nach einer Strahlentherapie möglicherweise<br />

nicht wirksam sind.<br />

Künstliche Rehydratation: Oft zeigen sich<br />

Angehörige über die Schluckstörungen in der<br />

terminalen Phase besorgt. Wichtig ist daher,<br />

ausführlich zu erklären, dass die PatientInnen<br />

nicht darunter leiden. Nach Ansicht von<br />

Bavin 4 stellt Durst am Lebensende aufgrund<br />

des proportionalen Verlustes von Natrium<br />

und Flüssigkeit kein Problem dar. Der Nutzen<br />

einer künstlichen Rehydratation ist anekdotisch.<br />

Eine künstliche Rehydratation<br />

kann z. B. Magen- und Lungensekretionen<br />

verursachen, die zu Nausea, Erbrechen und<br />

Verstopfung führen. Zudem kommt es möglicherweise<br />

zu einer Zunahme peritumoraler,<br />

zerebraler und peripherer Ödeme. Andererseits<br />

können sich Aufmerksamkeit und Wohlbefinden<br />

verbessern und dadurch PatientInnen<br />

und Angehörige psychologischen Auftrieb<br />

und Hoffnung erhalten.<br />

Quality Care: Über den gesamten Krankheitsverlauf<br />

ist beim Management der Symptome<br />

und Nebenwirkungen ein multidisziplinärer<br />

Ansatz notwendig. Wesentlich ist<br />

eine gute Kommunikation zwischen dem Gesundheitspersonal<br />

in Spitälern, Hospizen und<br />

Gemeindeeinrichtungen. Oft kommt es außerhalb<br />

der spezialisierten Zentren und palliativen<br />

Einrichtungen wegen mangelnder Erfahrung<br />

mit dieser PatientInnengruppe zu<br />

Problemen bei der Versorgungsplanung. Die<br />

schlechte Prognose der PatientInnen erfordert<br />

jedoch eine lückenlose Betreuung. Es<br />

empfiehlt sich, eine Ansprech- bzw. Kontaktperson<br />

– häufig ein/e spezialisierte/r KrankenpflegerIn<br />

– <strong>für</strong> die PatientInnen, Angehörigen<br />

und die anderen Betreuungspersonen<br />

festzulegen, damit ein Vertrauensverhältnis<br />

mit den PatientInnen und Angehörigen aufgebaut<br />

werden kann. Dies kann auch zu einer<br />

effizienteren Versorgung beitragen.<br />

Informationsangebot: Die NICE-Empfehlungen<br />

5 (National Institute for Health and Clinical<br />

Excellence) betonen, dass klare und präzise<br />

Informationen unerlässlich sind, damit<br />

der/die PatientIn informierte Entscheidungen<br />

über Behandlung und Betreuung treffen<br />

kann. Diese Informationen unterstützen<br />

den/die PatientIn bei einer besseren Kontrolle<br />

der Situation, was sich wieder psychologisch<br />

positiv auswirkt. Eine schlechte Kommunikation<br />

kann ein zusätzlicher Stressfaktor<br />

sein. Allerdings können Dysphasie,<br />

kognitive Einschränkungen und verminderte<br />

Einsicht die Kommunikation und Informationsweitergabe<br />

behindern.<br />

Shanne McNamara<br />

Specialist Nurse Neuro-Oncology,<br />

Edinburgh Centre for Neuro-Oncology, Edinburgh<br />

„It is not always appropriate to ,chase a<br />

cure‘ but to move towards a dignified and<br />

pain free death in a place of choice.“<br />

Woodward 2005<br />

Psychologische Betreuung: Zu den emotionalen<br />

und spirituellen Folgen der Erkrankung<br />

zählen Angst, Wut, Trauer; Einsamkeit<br />

und Schuld. Wie PatientInnen und Angehörige<br />

eine schwerwiegende Diagnose aufnehmen,<br />

ist unvorhersehbar und komplex. PatientInnen<br />

und ihre Familien haben immer<br />

wieder das Bedürfnis, Hoffnung und Sinn zu<br />

finden. Eugene O’Kelly 6 schildert eloquent<br />

seine Reaktion auf die Diagnose Glioblastom.<br />

„Meine Tage ganz oben, energisch und produktiv,<br />

sind vorbei – einfach so“, beschreibt<br />

er die Auswirkungen auf sein Arbeitsleben<br />

und setzt fort mit seinen Gefühlen zur terminalen<br />

Phase seiner Erkrankung. Er habe<br />

keine Wahl als „es zu akzeptieren“ und realisiert,<br />

dass, „wenn man die eigene Angst<br />

bezwingt, bezwingt man auch den eigenen<br />

Tod“.<br />

Der Vortrag von Shanne McNamara fand<br />

während der ÖGN-Jahrestagung 2007,<br />

auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Neuropalliation, statt.<br />

Literatur:<br />

1 Lakasing E., Palliative care in primary care. Geriatric<br />

Medicine 2007;37:20-25<br />

2 Junck L., Supportive management in neuro-oncology:<br />

opportunities for patient care, teaching and research.<br />

Current Opinion in Neurology 2004; 17: 649-653<br />

3 Raison C. L. and Miller A. H., Depression in Cancer: New<br />

Developments Regarding Diagnosis and Treatment. Biological<br />

Psychiatry 2003;54: 283-294<br />

4 Bavin L., Artificial rehydration in the last days of life: is it<br />

beneficial? International Journal of Palliative Nursing<br />

2007;13: 445-449<br />

5 National Institute for Health and Clinical Excellence<br />

(2006); Healthcare services for people with brain and<br />

other central nervous system tumours.<br />

6 O’Kelly E. and O’Kelly C., Chasing Daylight: How My<br />

forthcoming death transformed my life. McGraw-Hill<br />

Co. Inc.2006<br />

Weitere Literatur bei der Verfasserin<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!