Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie
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NEUROLOGIE AKTUELL<br />
Epilepsie<br />
Akutphase des Schlaganfalles<br />
Inzidenz von<br />
epileptischen Anfällen<br />
Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Auftreten<br />
der Symptome hatten von 6.044 PatientInnen<br />
mit Schlaganfall 190 (3,1 %)<br />
einen epileptischen Anfall. Dies ergab eine<br />
populationsbasierte Studie aus Cincinnati,<br />
Ohio * . Dabei waren kardioembolische Ursachen<br />
signifikant häufiger betroffen als<br />
vaskulär bedingte Schlaganfälle.<br />
PatientInnen mit Anfällen zeigten eine höhere<br />
Mortalität als jene ohne Anfallsereignis,<br />
das Auftreten von Anfällen stellte jedoch<br />
keinen unabhängigen Mortalitätsrisikofaktor<br />
nach 30 Tagen dar.<br />
* Szaflarski J. P. et al., Incidence of seizures in the<br />
acute phase of stroke: A population-based study.<br />
Epilepsia, Published article online: Jan 2008<br />
Humanes Herpesvirus<br />
Typ 6 bei mesialer<br />
Temporallappenepilepsie<br />
Ein neuer möglicher pathophysiologischer<br />
Mechanismus der mesialen Temporallappenepilepsie<br />
(TLE) basiert auf den Nachweis<br />
einer viralen Infektion mit dem humanen<br />
Herpesvirus Typ 6 (HHV6) in bis<br />
zu 60 % der Patienten mit diesem Epilepsiesyndrom.<br />
Donati und Fotheringham<br />
* konnten nachweisen, dass HHV6<br />
vor allem in Astrozyten latent persistiert<br />
und reaktiviert werden kann. Dadurch<br />
kommt es zu einer Dysregulation der Glutamataufnahme<br />
in die Gliazellen sowie zu<br />
einer gestörten Expression von Glutamat-<br />
Transportproteinen der Astrozyten.<br />
* Donati D. et al., Detection of human herpesvirus-6<br />
in mesial temporal lobe epilepsy surgical brain<br />
resections Neurology 2003 ; 61(10):1405-11;<br />
Fotheringham J. et al., Human Herpesvirus 6 (HHV-6)<br />
Induces Dysregulation of Glutamate Uptake and<br />
Transporter Expression in Astrocytes; J Neuroimmune<br />
Pharmacol 2007, Sep 8 (Epub ahead of print)<br />
Neue Daten zur postiktalen<br />
Psychose bei fokaler Epilepsie<br />
Die Risikofaktoren, im Rahmen eines fokalen<br />
Anfalles eine postiktale Psychose zu erleiden,<br />
werden in der Literatur unterschiedlich angegeben.<br />
In einer nun publizierten kontrollierten<br />
Studie * wurden 59 EpilepsiepatientInnen<br />
mit einer Geschichte einer postiktalen Psychose<br />
(PIP) und 94 Patienten ohne Anamnese<br />
einer PIP verglichen.<br />
Dabei zeigte sich, dass eine PIP signifikant<br />
häufiger bei extratemporalen oder fokalen<br />
Epilepsien ohne eindeutigen Herdhinweis auftraten.<br />
Weitere Risikofaktoren waren bilate-<br />
Zusammengestellt im Namen<br />
des Beirats „Epilepsie“:<br />
Priv.-Doz. Dr. Michael Feichtinger<br />
Universitätsklinik <strong>für</strong> <strong>Neurologie</strong>, Graz<br />
Juvenile myoklonische Epilepsie<br />
Myoklonische Anfälle nehmen im<br />
Verlauf der Erkrankung ab<br />
Bei 48 PatientInnen mit juveniler myoklonischer<br />
Epilepsie konnten der Langzeitverlauf,<br />
die klinischen und EEG-Veränderungen<br />
sowie die Anfallstypen bzw. deren Änderung<br />
an Schweregrad und Frequenz über<br />
einen Zeitraum von 19,6 +/– 5,7 Jahren erhoben<br />
werden * . Dabei konnten ein benigner<br />
Verlauf (66,6 %) und ein therapieresistenter<br />
Verlauf mit signifikant häufigerem Auftreten<br />
von psychiatrischen Begleiterkran-<br />
Magnetonanopartikel in der<br />
Fokusdiagnostik bei partiellen Epilepsien<br />
Am Brain Research Institute der University of<br />
California, Los Angeles, wurde eine neue Methode<br />
zur Lokalisation von epileptischen Herden<br />
entwickelt und im Tierversuch erprobt * :<br />
Nichtradioaktive Magnetonanopartikel wurden<br />
an Alpha-Methyl-Tryptophan gekoppelt<br />
und den Versuchstieren unter akuten und<br />
chronischen epileptischen Situationen injiziert.<br />
Durch Passage der Blut-Hirn-Schranke gelangen<br />
die Partikel in das Hirngewebe und reichern<br />
sich insbesondere in epileptogenen<br />
Arealen an. Durch die Magnetonanopartikel<br />
waren diese Gebiete in der MRT darstellbar<br />
rale epileptiforme Aktivität, die Tendenz zur<br />
sekundären Generalisierung und die positive<br />
Anamnese einer Encephalitis.<br />
Alter der Patienten, Dauer der Epilepsie oder<br />
MRT-Veränderungen waren in beiden untersuchten<br />
PatientInnenkollektiven gleichartig.<br />
Weitere Risikofaktoren waren außerdem die<br />
positive Familienanamnese hinsichtlich einer<br />
epileptischen oder einer psychiatrischen<br />
Grunderkrankung.<br />
* Alper K. et al., Postictal psychosis in partial epilepsy:<br />
a case-control study. Ann Neurol. 2008; 63(5):602-10.<br />
kungen unterschieden werden. Obwohl ein<br />
Großteil der PatientInnen nach dem Beobachtungszeitraum<br />
weiterhin Anfälle hatte,<br />
kam es bei über der Hälfte der Betroffenen<br />
zu einer deutlichen Verringerung bzw. Abschwächung<br />
der myoklonischen Anfälle innerhalb<br />
der 4. Lebensdekade.<br />
* Baykan B. et al., Myoclonic seizures subside in the<br />
fourth decade in juvenile myoclonic epilepsy.<br />
Neurology 2008; 27;70:2123-9.<br />
und zeigten eine hohe Übereinstimmung mit<br />
dem darauf folgend durchgeführten intrakraniellen<br />
EEG.<br />
Kommentar: Diese Methode stellt möglicherweise<br />
eine wirkungsvolle nichtinvasive<br />
und nicht radioaktiv belastende Zusatzuntersuchung<br />
zur Lokalisation epileptogener Hirnregionen<br />
im Rahmen der prächirurgischen<br />
Epilepsiediagnostik dar.<br />
* Akhtari M. et al., Functionalized magnetonanoparticles<br />
for MRI diagnosis and localization in epilepsy.<br />
Epilepsia, Published article online: Mai 2008<br />
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