Demenzerkrankungen - Österreichische Gesellschaft für Neurologie
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nation aus ASS und Dipyridamol erhalten hatten.<br />
„Wie erwartet, war die Kopfschmerzrate<br />
häufiger unter der Kombinationstherapie,<br />
führte aber nicht, wie in anderen Studien,<br />
zu einer permanenten Unterbrechung der<br />
Einnahme des Medikaments“ bemerkte<br />
Sacco. „Zusammenfassend sind beide Therapien<br />
hinsichtlich Benefit und Risiken vergleichbar.“<br />
Telmisartan vs. Placebo: Danach berichtete<br />
Prof. Yusuf von der McMaster Universität<br />
in Ontario über die Ergebnisse des Vergleichs<br />
der Gruppe mit Telmisartan versus<br />
Placebo. Es wird vermutet, dass ein Angiotensin-Rezeptorblocker<br />
wie Telmisartan das<br />
Risiko <strong>für</strong> vaskuläre Ereignisse senkt. Das gilt<br />
insbesondere <strong>für</strong> SchlaganfallpatientInnen,<br />
bei denen Hypertonie der häufigste Risikofaktor<br />
ist. Auch könnte die Gabe eines Sartans<br />
weitere organschützende Wirkungen<br />
haben, vor allem auf Nieren und Herz, weil<br />
die Elastizität der Arterienwände verbessert<br />
wird.<br />
„In dieser Studie konnte kein signifikanter<br />
Benefit in der Behandlungsgruppe gegenüber<br />
der Placebogruppe hinsichtlich des primären<br />
Endpunktes eines neuerlichen Schlaganfallereignisses<br />
gefunden werden“, so Yusuf, „ die<br />
Kurven zeigen eine gering erhöhte Rate an<br />
Sekundärereignissen innerhalb der ersten 6<br />
Monate in der Behandlungsgruppe und eine<br />
gering reduzierte Rate nach 6 Monaten, was<br />
darauf hinweisen könnte (aber nicht beweisend<br />
ist), dass der Effekt von Telmisartan sich<br />
mit der Zeit verändert.“ Letztendlich zeigten<br />
sich noch Trends zu geringeren Raten an intrazerebralen<br />
Blutungen und Diabetes mellitus<br />
in der Behandlungsgruppe.<br />
Neuroprotektion: Abschließend berichtete<br />
Professor Diener von der Universität Essen<br />
über die Ergebnisse einer Analyse hinsichtlich<br />
eines vermuteten neuroprotektiven Effekts<br />
von Dipyridamol, ASS und Angiotensin-Rezeptorblockern<br />
bei Patienten mit einem<br />
Zweitereignis. Zur Dokumentation des funktionellen<br />
Outcomes nach 3 Monaten wurden<br />
die modified Rankin Scale und der Barthel-<br />
Index angewandt. „Das Ergebnis war, dass<br />
38<br />
GESELLSCHAFTS-<br />
NACHRICHTEN<br />
SCHWERPUNKT<br />
NEUROLOGIE IN<br />
ÖSTERREICH<br />
es leider keinen Unterschied gab“, resümierte<br />
Diener. Auch bei den kognitiven Funktionen,<br />
gemessen am MMSE, konnten keine<br />
Unterschiede in den Gruppen gefunden werden.“<br />
Hier<strong>für</strong> gibt es vermutlich zwei Erklärungen:<br />
Entweder es gibt tatsächlich keinen<br />
Effekt oder die Beobachtungszeit von 2,5<br />
Jahren war zu kurz, vielleicht ist es notwendig,<br />
Behandlungs- und Beobachtungszeiten<br />
von bis zu 10 Jahren durchzuführen“ folgerte<br />
Diener.<br />
Behandlung<br />
intrazerebraler Blutungen<br />
Prof. Hanley aus Baltimore präsentiert die Ergebnisse<br />
des CLEAR-IVH-Trials (Clot Lysis:<br />
Evaluating Accelerated Resolution of Intraventricular<br />
Hemorrhage), einer prospektiven<br />
Multicenteruntersuchung von 52 PatientInnen<br />
aus 20 Zentren. Hintergrund dieser Studie<br />
war, dass bei intraventrikulären Blutungen<br />
eine Therapie mit einer katheterbasierten<br />
lokalen Lyse mit rtPA zur Auflösung der<br />
Gerinnsel sicher ist und Tod und Behinderung<br />
dramatisch reduzieren kann.“ Die Applikation<br />
von 1 mg rtPA alle 8 Stunden über<br />
maximal 4 Tage reduziert die erwartete Mortalität<br />
um fast 70 % und führt zu einer dramatischen<br />
Verbesserung des funktionellen<br />
Outcomes“, berichtete Hanley. „Typischerweise<br />
ist das 30-Tage-Mortalitätsrisiko dieser<br />
Patienten ohne Behandlung 80–85 %, in unserer<br />
Population waren es 15 %“. Hinzu<br />
kommt, dass nach 30, 90 bzw. 180 Tagen<br />
KONGRESS-<br />
HIGHLIGHTS<br />
bis zu 40 % der PatientInnen in der Lage<br />
waren, ein unabhängiges Leben zu führen,<br />
dies bezeichnete Hanley als „phänomenal“.<br />
Als Nebenwirkungen der Therapie wurden<br />
6 % symptomatische Blutungen und 2 %<br />
bakterielle Ventrikulitiden angegeben. Geplant<br />
ist eine Phase-III-Studie mit ca. 500 Patienten,<br />
der Start soll Ende 2008 oder Anfang<br />
2009 sein.<br />
TIA<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
Zu diesem Thema fand – wie schon vor 2<br />
Jahren in Paris – ein ganztägiges Satellitensymposium<br />
statt.<br />
In den Revisionen der TIA-Definition von<br />
1975 und 1990 wurde die folgende, bis<br />
heute gültige Definition festgesetzt: „Eine<br />
TIA ist ein plötzlich auftretendes fokales neurologisches<br />
Defizit, < 24 h Dauer und vermutlich<br />
vaskulärer Genese, bedingt durch<br />
eine Durchblutungsstörung im Bereich des<br />
Gehirns oder Auges.“<br />
Grundlage dieser Definition war die Annahme,<br />
dass eine manifeste Schädigung des Gehirns<br />
nur bei einer länger anhaltenden Symptomatik<br />
erfolgen würde und damit auch das<br />
Fehlen eines Infarktes als pathoanatomische<br />
Folge angenommen werden kann.<br />
In den letzten Jahren zeigte sich immer mehr,<br />
dass das Risiko, nach einer TIA einen Schlaganfall<br />
zu erleiden, in den ersten Stunden bis<br />
Tagen sehr hoch ist und die transitorisch<br />
ischämische Attacke somit eine Notfallsituation<br />
darstellt.<br />
Abb. 1: PRoFESS-Studie – 2-mal-2-faktorielles Design mit über<br />
20.000 SchlaganfallpatientInnen<br />
Telmisartan (80 mg)<br />
Placebo<br />
ER-DP + ASA<br />
(400 mg/50 mg)<br />
ER-DP + ASA +<br />
Telmisartan<br />
(n = 5.000)<br />
ER-DP + ASA +<br />
Placebo<br />
(n = 5.000)<br />
Clopidogrel<br />
(75 mg)<br />
Clopidogrel +<br />
Telmisartan<br />
(n = 5.000)<br />
Clopidogrel +<br />
Placebo<br />
(n = 5.000)<br />
Diener, Exp Rev Neurother 2007