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Fach 11, Seite 1442<br />

Ehegattenunterhalt<br />

Familienrecht<br />

• wenn der Nachteil aus dem bereits vorehelich vorhandenen unterschiedlichen Ausbildungsniveau der<br />

Eheleute herrührt (BGH FamRZ 2007, 2049) und der unterhaltsberechtigte Ehegatte während der<br />

Ehe nicht gehindert war, seinen Ausbildungsrückstand abzubauen (BGH FamRZ 2006, 1006, 1008),<br />

• wenn Erwerbshindernisse als Folge der vorehelichen Lebensführung bestehen (z.B. Kindererziehung<br />

aus erster Ehe, vgl. OLG Celle FamRZ 2007, 832),<br />

• wenn berufliche Nachteile infolge der Pflege von eigenen Verwandten des Unterhaltsberechtigten<br />

entstanden sind (BGH FamRZ 2007, 2049),<br />

• wenn er auf persönlichen Umständen oder schicksalhaften Gegebenheiten beruht. So sind eine<br />

Krankheit und deren Folgen i.d.R. nicht als ehebedingter Nachteil einzustufen (vgl. BGH FamRZ 2013,<br />

1291; NJW 2011, 1807 m. Anm. BORN; FamRZ 2011, 189; FamRZ 2010, 629). Das gilt auch dann, wenn eine<br />

psychische Erkrankung durch die Ehekrise und Trennung ausgelöst worden ist (BGH FamRZ 2010,<br />

1414), oder<br />

• bei Rechtsfolgen aus der Eheschließung als solcher wie z.B. der Verlust des Unterhaltsanspruchs aus<br />

einer früheren Ehe (BGH NJW 2012, 309).<br />

Nach der Rechtsprechung des BGH kommt es nicht darauf an,<br />

• ob eine bestimmte Lebensgestaltung während der Ehe einvernehmlich erfolgt ist,<br />

• ob ein Ehegatte den anderen zu bestimmten Verhaltensweisen, wie z.B. der Aufnahme einer<br />

Erwerbstätigkeit, gedrängt hat oder<br />

• ob gerade ein solches Verlangen nicht erfolgt ist.<br />

Entscheidend ist die objektive Gestaltung der ehelichen Lebensverhältnisse (BGH FamRZ 2014, 1007 =<br />

NJW 2014, 1807; NJW 2013, 1738 = FamRZ 2013, 935; NJW 2011, 1807; NJW 2011, 1067 = FamRZ 2011, 628).<br />

c) Zeitlicher Rahmen<br />

Ehebedingte Nachteile können nur durch Umstände ausgelöst werden, die zeitlich nach der Eheschließung<br />

und vor der Zustellung des Scheidungsantrags eingetreten sind. Eine vor der Eheschließung<br />

aufgenommene Betreuung eines gemeinsamen Kindes und eine damit verbundene Aufgabe des<br />

Arbeitsplatzes begründet keinen ehebedingten Nachteil (BGH NJW 2013, 1444; OLG Hamm NZFam 2014,<br />

471; vgl. auch OLG Koblenz FamRZ 2016, 641). Ein ehebedingter Nachteil kann sich dann aber aus der<br />

Fortsetzung der Rollenverteilung in der Ehe und dem damit verbundenen Verzicht auf eine Erwerbstätigkeit<br />

ergeben (BGH NJW 2013, 1444; FamRZ 2012, 776 Rn 19).<br />

d) Bedeutung des zeitlichen Aspektes (Dauer der Ehe)<br />

Das Zeitmoment ist lediglich ein Hilfsargument. Maßgeblich ist die ehebedingte wirtschaftliche<br />

Verflechtung und Abhängigkeit der Eheleute (BGH FamRZ 2010, 1971; FamRZ 2010, 1637).<br />

Entscheidend ist daher nicht der abstrakte Zeitraum der Ehedauer, sondern die Zeit der gegenseitigen<br />

wirtschaftlichen Verflechtungen (BGH NJW 2013, 2434 = FamRZ 2013, 1291; OLG Hamm FamRZ 2015,<br />

1397) und die Intensität der konkreten wirtschaftlichen Abhängigkeit, wobei eine lange Ehedauer<br />

regelmäßig Indizwirkung hat (BGH FamRZ 2010, 629, 632; FamRZ 2010, 1971, 1974; NJW 2012, 309;<br />

FamRZ 2010, 1971; FamRZ 2010, 1637; NJW 2008, 2644).<br />

Praxishinweis:<br />

Zu unterscheiden ist bei der praktischen Behandlung der Fälle zwischen<br />

• der Dauer einer Berufsunterbrechung bzw. beruflichen Einschränkung durch Teilzeitarbeit,<br />

• dem Alter des Unterhaltsberechtigten und<br />

• der Dauer der Ehe.<br />

172 <strong>ZAP</strong> Nr. 4 14.2.2018

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