Alina Reh Vom Laufküken von der Alb zur deutschen Laufhoffnung Internationale Erfolge von Alina Reh U 23 EM Silber Jugend EM 2 x Gold Cross EM 1 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze Olympische Jugendspiele Silber Halleneuropameisterschaften 2017 - 8. Platz 3000 m WM Teilnahme London 2017 über 5000 m 6
Artur Schmidt hat schon vieles erlebt. Doch der 17. September 2017 ist auch für ihn ein außergewöhnlicher Tag. Um 10:26 Uhr jagt die Laichingerin Alina Reh auf den Münsterplatz und bricht den deutschen U-23-Halbmarathon-Rekord. Für uns holt Schmidt diesen Tag und die beeindruckende Geschichte eines Laufkükens von der Schwäbischen Alb zur neuen deutschen Laufhoffnung noch mal zurück. Der 13. Einstein-Marathon am 17. September 2017 wird durch die Teilnahme von Alina Reh (SSV Ulm <strong>18</strong>46) in die Annalen der Ulmer Laufgeschichte eingehen. Sie startete um 9.10 Uhr vor den Messehallen ihren ersten ernsthaften Versuch über die Halbmarathondistanz. Tags zuvor stand sie noch inmitten der 6.000 Kinder der Schüler- und Jugendläufe, mit denen auch ihre erfolgreiche Karriere im Jahr 2006 begann. Mittlerweile sind elf Jahre vergangen, in denen sich im Leben der Laichingerin so einiges verändert hat. Meine Gedanken als Moderator schweifen zurück in das Jahr des Schülerlaufes am Vortag des Einstein-Marathons, als die gerade einmal 150 cm große 10-Jährige weit vor dem übrigen Feld der gleichaltrigen Jungen im 5-km- Lauf ins Donaustadion einlief. Schon damals überlief mich ein Schauer. Ich stellte mir die Frage „Wächst hier wieder ein großes Lauftalent mit Wurzeln auf der Schwäbischen Alb heran? Zeitsprung ins Jahr 2017. Während der Präsentation der Topläufer 2017 verspüre ich wieder dieses „Kribbeln“ am Körper. Alina steht in der ersten Reihe der ca. 6.000 Teilnehmer. Ihr Blick ist auf den Starter, Sparkassen-Chef Manfred Oster, gerichtet. Sie scheint ihre Mitläufer überhaupt nicht wahrzunehmen. Nur für einen hat sie ein Auge und das ist ihr Trainer Jürgen Austin-Kerl. Ob er ihr jetzt, kurz vor dem Rennen, noch einige Tipps gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Sie weiß, wie immer bei großen Rennen, was sie zu tun hat: „schnell laufen, schneller als die anderen“. Am Vortag im Stadion hatte ich ihr noch einmal die 24 Mit letzter Kraft erreicht Alina Reh nach 01:11:20 das Ziel. Jahre alte deutsche U-23 Rekordzeit von Soja Oberem in Erinnerung gerufen. Sie kannte sie und lächelte verschmitzt „Wollen wir sehen wie es morgen läuft“, so ihre Worte. Dann verschwand sie nach zweistündiger Medaillenausgabe an die Kinder mit ihrem Coach. Sie hatten noch einen schnellen Test über 1.000 m auf der Bahn geplant. Kurz vor dem Start frage ich sie nach dem Ergebnis. „Es hat gepasst“, ist ihre kurze Bemerkung. Ich lasse sie in Ruhe. Ich spüre, dass sie das braucht. Alina Reh bricht U23- Halbmarathon-Rekord <strong>Das</strong> Publikum zählt herunter: 10-9- 8-7-6-5-4-3-2-1 – dann der Schuss aus der Pistole. Die Stunde der Wahrheit hat für Alina begonnen. Auch sie braucht einige Minuten, um ihr geplantes Tempo zu finden. Begleitet von ihrem Trainingskollegen Darko Tesic und ihrem Trainer spult sie Kilometer für Kilometer nach vorgegebenem Zeitplan ab. Sie spürt nach 16 Kilometern, dass heute ihr Tag ist. Der Rekord, an den sie im Vorfeld nicht geglaubt hat, ist in greifbarer Nähe. Jetzt nur nicht langsamer werden, wohl wissend, dass die letzten fünf Kilometer ohne Begleiter laufen Foto: SWP Archiv zu müssen, die härtesten würden. Hinzu kommt die Beschaffenheit der Strecke. Enge Gassen, Kopfsteinpflaster, leichte Anstiege, all das spricht nicht für eine weitere Steigerung auf dem letzten Teilabschnitt. Zwischenzeitlich werde ich nach ca. <strong>18</strong> km über eine Zwischenzeit informiert, die nach schneller Hochrechnung nicht zu dem angestrebten deutschen U-23 Rekord führen kann. Ich werde am Mikrophon leiser. Ein wenig Enttäuschung liegt schon in meiner Stimme. Ich traue mich nicht mehr, die Spannungsmomente bis hin zu einem möglichen Rekord dem sachkundigen Ulmer Publikum mitzuteilen. Die Ungeduld steigt in mir. Die Spannung in mir wächst. Ich kann nicht mehr im Ziel stehenbleiben. Ich bewege mich ca. 300 m vom Ziel weg, Richtung Zielgerade. Dann sehe ich sie auf der Straße. Mir ist sofort klar, dass die Zwischenzeit eine Fehlinformation war. Es könnte mit dem Rekord klappen. Mit weit aufgerissenen Augen kommt sie mir entgegen. Ich schreie ihr zu: Alina geh, geh!!!! Ich sehe die Zieluhr. Nun ist es gewiss, sie hat den Rekord geknackt. Alina Reh vom SSV Ulm <strong>18</strong>46 hat etwas ganz Großes geschafft. Im Rahmen des 13. Einstein-Marathons hat sie über die Halbmarathondistanz 7