Der Burgbote 2000 (Jahrgang 80)

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Ein Donnerstag im Jahre 2039 Donnerstag - 19.30 Uhr - KMGV-Probe, wie schon seit Jahrzehnten. Nur, irgend wie anders!?! Langsam und behäbig stei gen einige grauhaarige Sänger - zum Tei! ohne fremde Hüfe - die Treppen stufen in der Wolkenburg hinauf zum Großen Saal. Wieder einmal ist der Trep penlift defekt, den man vor nunmehr fast fünfundzwanzig Jahren installieren ließ. Im Cäcilienzimmer hat jeder die Mög lichkeit das Gebiss in seinem jeweiligen Fach des Schrankes, der Ende des letzten Jahrhunderts für die Aufbewahrung der Liedermappen eingebaut wurde, hygie nisch sauber für die Dauer der Chor probe abzulegen. - Zu oft war es in letz ter Zeit vorgekommen, dass Prothesen beim »Steuermann-Chor« aus Mündern geschnellt waren. Praktisch ist auf jeden Fall die Tonanlage des Großen Saales, die es ermöglicht, dass man das Mikrofon des Dirigenten direkt auf die Frequenz der Hörgeräte abstimmen kann. Auch die Großbildleinwand trägt dazu bei, dass jeder den Dirigenten deutlich sehen und erkennen kann. Sollte jemand beim »Chor der Priester« (Zauberfiöte) Atemnot bekommen, hat er die Möglichkeit, hinter den Vorhang der Bühne im Saal zu gehen; geschultes Pflegepersonal hilft bei der Benutzung des Sauerstoffzeltes. In der Pause rollt der Präsident, dem man seine 81 Lenze kaum ansieht (und der damit dem altersmäßigen »Mittelbau« zuzuordnen ist) mit seinem Gehwagen nach vorne und verkündet das Neueste. Besonders stolz ist man, dass drei junge Sänger (63 und zweimal 68 Jahre) aufge nommen werden und somit das Durch schnittsalter auf 84,5 Jahre gesenkt wird. Außerdem vollendet ein Sänger sein 99- Igstes Lebensjahr und bekommt das obli gatorische »Hoch« gesungen. Die Nachfrage, ob genug Sänger bereit sind, dem Ehrenpräsidenten anlässlich seines 105. Geburtstages im Altenstift »Morgenrot« in Brühl ein Ständchen zu singen, lässt auf rege Teilnahme hoffen; das »Klinik-Mobil« der Johanniter kann also gechartert werden. In der zweiten Halbzeit baut der Kellner - wie immer - im hinteren Bereich des Saales ein kleines Büffet auf, und es dau ert nicht lange und der Duft von pürier ten Frikadellen, geriebenem Gouda, sowie klein gehackten Zwiebeln und frisch gebackenen weichen Hamburger- Brötchen weht den Sängern der hinteren Reihen um die Nase. Während des »Jägerchores« klingelt ein Satellitentelefon... nein, es ist nur mein Weckerl II Alles war nur ein Traum. Gott sei Dank! Offensichtlich haben mich die Statistiken zur Altersstruktur des Chores, die uns bei der diesjährigen Jahreshauptversamm lung präsentiert wurden im Unterbewusstseln bis in den Traum verfolgt. Jedenfalls beschließe ich sofort, neue junge Sänger zu werben, damit mein Traum niemals Realität wird. Den Alptraum hatte joachim Sommerfeld
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