Der Burgbote 2000 (Jahrgang 80)
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ger Eleganz nur so strotzte. Bei den<br />
traumhaft gurgelnden Nixen wächst ein<br />
Kraut, dessen Saft ewige Jugend ver<br />
spricht. Was Wunder, dass Kölns Creme-<br />
Döppche-Größen hinter ihm her sind.<br />
Wagners Ring - ein Öko-jungbrunnen.<br />
Doch nicht Konzernchef Helmut Wotan<br />
(Jürgen Nimptsch) eroberte ihn. Es ist<br />
Gerhard Alberich (Hermann-Josef Rummel-Scheschonk),<br />
Marke Öko-Garten<br />
zwerg, der beim suchenden Tauchgang<br />
im Rhein das Wundermittel pflückt:<br />
David scheint Goliath zu schlagen.<br />
Wären nicht Brunhild (überzeugend<br />
Michael Rheindorf) und Siegfried (Hen<br />
ning Jäger), denen die Vorstellung, alle<br />
Menschen blieben ewig jung und gli<br />
chen sich wie ein Ei dem anderen, aufs<br />
Musik-Arrangements beisteuerten (Diri<br />
gent: Helmut Imig) mit dem Orchester<br />
der Cäcilia Wolkenburg frisch-frech prä<br />
sentierte.<br />
Viel Musik also, mancher Spaß, ein mit<br />
reißendes Männerballett mit dem kleinen<br />
Dicken an der Spitze o doch »Dat Ding<br />
em Rhing« tat sich schwer, und auch<br />
Fritzdieter Gerhards bewährte Regie<br />
kam nur selten vom Boden der Schwer<br />
kraft los."<br />
Prof. Dr. h.c. Franz-Paul Decker<br />
am 21.02.<strong>2000</strong><br />
„Man kommt ja eigentlich ab 19.30 Uhr<br />
für mehr als zwei Stunden aus dem Stau<br />
nen nicht heraus. Eine wirklich grenzen<br />
lose Bewunderung überkommt einen bis<br />
Gemüt schlägt. Sie beenden den Alb<br />
traum, ehe er Wirklichkeit werden kann -<br />
und führen den Öko-Krauter und den<br />
Pharma-Chef zusammen. Auf dass gefei<br />
ert werden kann. So kurz wie unvollstän<br />
dig die Handlung, deren kleine Glanzlich<br />
ter in den Gesangs- und Ballettpassagen<br />
aufblühen, während der (»nach Wagner«)<br />
sehr freie Text jede Menge Hölzernes<br />
transportiert. Da hilft auch Steffi Brands'<br />
»Dialektfassung« nur selten weiter.<br />
Schunkeln schien verpönt, mitsingen gar<br />
ein Sakrileg: Wagners dunkle Mythen-<br />
Schatten lasteten offenbar ungebühr<br />
lich schwer auf Marion Grundmanns 14-<br />
Bilder-Divertissementchen, für das Wolf<br />
gang Schmitt und Manfred Niehaus die<br />
zum Ende. Wenn man realisiert, dass das<br />
ja nun alle »nur« Männer mit den ver<br />
schiedensten Berufen sind, und dass die<br />
dann für Monate ihre Zeit opfern, um das<br />
zustande zu bringen, dann muss man<br />
sagen, dass das wohl doch einmalig ist.<br />
Mich als alten Kölner hat es natürlich<br />
beeindruckt, dass das dargebotene<br />
Kölsch nun wirklich fabelhaft war. Man<br />
muss ja befürchten, dass es das in 50<br />
oder sogar weniger Jahren auch nicht<br />
mehr gibt.<br />
Die Musik-Arrangements waren fabelhaft<br />
und meinem »Koilegen« am Pult mein<br />
herzliches »gratulor«. Ich habe meinen<br />
letzten Ring-Zyklus zwischen 1995 und<br />
1998 in Buenos Aires am Teatro Colön