Der Burgbote 2000 (Jahrgang 80)
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Kölner Stadt-Anzeiger am 31.01.<strong>2000</strong><br />
„Die turbulente Handlung orientiert sich<br />
sehr frei an Richard Wagners »<strong>Der</strong> Ring<br />
des Nibelungen«, op Kölsch natürlich...<br />
Regisseur Fritzdieter Gerhards wusste sei<br />
ne Männer in den wunderbaren Bühnen<br />
bildern von Bettina Neuhaus prächtig<br />
zur Geltung zu bringen. Wolfgang<br />
Schmitt und Manfred Niehaus montier<br />
ten aus »Ring«-Themen und allerlei<br />
Fundstücken aus Oper, Operette und<br />
Jazz eine verwegene Musikcollage. Das<br />
Orchester Cäcilia Wolkenburg spielte<br />
unter Helmut Imig bei der Premiere stets<br />
druckvoll und fast immer auf dem Punkt.<br />
Schmissig gerieten die Schlagzeugeinsät<br />
ze, feurig gelang die Cancan-Einlage im<br />
den Schritte und Figuren mehr angedeu<br />
tet als ausgeführt, doch gerade das<br />
macht das Schräge und Skurrile des<br />
Ganzen aus, was Wotan und seine Gäste<br />
ebenso begeistert wie das Publikum im<br />
Saal... Auf der Bühne haben Brunhild<br />
und Siegfried (stark: Michael Rheindorf<br />
und Henning Jäger) sich inzwischen ken<br />
nen und lieben gelernt... Angenehm<br />
überraschen sowohl die schauspieleri<br />
schen als auch die sängerischen Leistun<br />
gen. Und die Spielfreude und Sponta<br />
nität der Darsteller, selbst wenn, wie bei<br />
Brunhild in der Wirtshausszene der Text<br />
mal eben wegrutscht, schaffen eine fri<br />
sche, ungekünstelte Atmosphäre."<br />
Autor: Egbert Hiller<br />
Ballett, stets gut gestüzt wurden die<br />
Singstimmen. Fantasie und Detailver<br />
liebtheit bescheren von Anfang an ein<br />
pralles Theatererlebnis, die Kostüme von<br />
Ulrike Zimmermann verleihen den<br />
Rheintöchtern im ersten Bild herrlich<br />
schrilles Profil... der aalglatte Herr Wotan<br />
(großartig: Jürgen Nimptsch)... mit sei<br />
nem Sicherheitsbeauftragten Walter<br />
Loge (überzeugend: Helmut Löffel)...<br />
Schrägen Reiz erster Güte bereiten die<br />
Balletteinlagen beim Badevergnügen<br />
und beim großen Gartenfest in den köst<br />
lichen Choreografien von Hilde und<br />
Peter Schnitzler. Zwar ist die Primaballe<br />
rina ungewöhnlich voluminös, zwar wer-<br />
Theater Rundschau,<br />
Ausgabe Köln März <strong>2000</strong><br />
„Divertissementchen: Wagner op kölsch<br />
Lag's daran, dass Wagner und kölsch sich<br />
als wenig kompatibel herausstellten.<br />
Denn schwer lief's an, und schwer tat<br />
sich das Publikum (in der zweiten Vor<br />
stellung), mitzugehen beim diesjährigen<br />
Divertissementchen, das dem »Ring des<br />
Nibelungen« auf der groben Spur seine<br />
Mühe hatte, Funken zu schlagen. Das<br />
Ballett riss aus dem Orkus, was einige<br />
Male in ihn zu fallen drohte: Witz und<br />
Spaß, Ironie und gar tiefere Bedeutung.<br />
Mit einem Primaballerino, der so klein,<br />
rund und moppelig er auch ist, vor lässi-