Frühling 2018 APR-MAI
Unsere Frühlingsausgabe April-Mai 2018. Das pfalz-magazin. Wein, Kultur, Genuss und Reisen.
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Gesundheit<br />
Unsichtbar? Gibt es nicht —<br />
Die neuen Hörgeräte genauer betrachtet<br />
Markus Andrae, Inhaber der Firma Höreck in Mannheim-Feudenheim, verrät den Lesern, auf was man achten sollte,<br />
wenn man sich für ein Hörgerät entscheidet. Eine sehr gute Beratung und persönliche Betreuung ist das A & O, wie so oft im Leben.<br />
Und Vorsicht vor falschen Werbeversprechungen ist geboten, denen man überall begegnet. Von Markus Andrae<br />
Die meisten Menschen wünschen sich ein unsichtbares<br />
Hörgerät. Warum das so ist, liegt auf der Hand. Doch meine<br />
selige Tante hat einmal gesagt: »Junge, was soll ich denn mit<br />
einem unsichtbaren Hörgerät? Das finde ich ja nie wieder...« Wo sie<br />
Recht hatte, hatte sie Recht.<br />
Auch wenn manche Poster am Hörgeräte-Geschäft etwas anderes<br />
behaupten: Es gibt keine unsichtbaren Hörgeräte, wozu auch.<br />
Mittlerweile sind die heutigen Hörlösungen so verkleinert worden,<br />
dass sie öfters sogar schwierig zu bedienen sind. Aber seien Sie<br />
unbesorgt: Viele Hörakustiker können das Hörgerät absolut<br />
unauffällig und damit „fast unsichtbar“ bei Ihnen anpassen.<br />
Und das ist wieder eine der vielen sagenhaften Leistungen rund um<br />
das Thema Hörgeräte, die Hörakustiker wie selbstverständlich jeden<br />
Tag erbringen.<br />
Otoplastik/Ohrpassstück oder Im-Ohr-Hörgerät – „das geht bei<br />
Ihnen nicht!“<br />
Vorsicht! Sollten Sie diesen Satz hören, so seien Sie auf der Hut. Bei<br />
manchem Fachpersonal ist dies lediglich eine Art Schutzbehauptung,<br />
um auf möglichst einfache Art und Weise zügig ein Hörgerät,<br />
am liebsten noch mit sogenannten „offenen Schirmchen“, an Ihr Ohr<br />
zu bringen.<br />
Wenn man weiß, dass Im-Ohr-Versorgungen in den USA bei über<br />
50% der Kunden vorgenommen werden, in Deutschland aber nur<br />
um die 10% liegen, kann man schnell eins und eins zusammenzählen.<br />
Denn die weltweit agierenden Hersteller von Im-Ohr-Lösungen<br />
haben mittlerweile eine erstaunliche Miniaturisierung ihrer Produkte<br />
vorangetrieben, so dass man durchaus davon sprechen kann, dass eine<br />
Vielzahl der heutigen Hörverluste mit einer Im-Ohr-Lösung ausgeglichen<br />
werden können.<br />
Bei Ohrpassstücken ist es ebenso. Erst durch ein individuelles,<br />
maßgefertigtes Ohrpassstück wird ein Hörgerät zur Hörhilfe. Denn<br />
durch das Hörstück kann ein Hörgerät seine volle Leistung an das Ohr<br />
bringen und die hochwertigen Funktionen des Systems voll ausnutzen.<br />
Für ein solches Ohrpassstück wird eine Abformung des Gehörganges<br />
durchgeführt, somit ist die exakte Passgenauigkeit gewährleistet. Diese<br />
Abformung wird an ein spezielles Labor zur Fertigung geschickt. Das<br />
dauert einige Tage und muss dann noch mit dem Hörgerät am Ohr des<br />
Kunden angepasst werden. Dies geht also nicht sofort und beim ersten<br />
Termin im Geschäft. Aber wer erwartet schon, dass man eine Brille, ein<br />
Gebiss oder orthopädische Einlagen für die Schuhe am ersten Tag<br />
gleich mitbekommt? Qualität und Individualität braucht eben seine<br />
Zeit.<br />
Geht nicht gibt‘s nicht! Man muss es nur wollen.<br />
Und so wunderbar unauffällig sitzt eine handgemachte(!)<br />
Hinter-dem-Ohr oder Im-Ohr-Lösung.<br />
Kette oder Inhaber-Betrieb?<br />
Schwer zu sagen, denn gutes oder weniger gutes Fachpersonal gibt es<br />
in beiden Strukturen auf Fachhandelsseite. Allerdings schätze ich die Inhaber-geführten<br />
Hörakustik-Betriebe in Sachen Kundenservice und<br />
Entscheidungs-Tempo als wertvoller für den Kunden ein. Bei Filialisten<br />
„dürfen“ die Filialen manches Mal ausbaden, was ein von der Region<br />
entfernt agierendes „Management“ als Entscheidung postuliert und<br />
sämtlichen Mitarbeitern dort dann zur täglichen Umsetzung anweist.<br />
Spätestens, wenn ich solche Aussagen bei einem Hörakustik-Betrieb<br />
vorfinde, würde ich mir einen neuen Hörakustiker suchen. Service nur<br />
an einer Stunde? Wo gibt es denn so etwas? In dieser Branche erwarte<br />
ich von der ersten bis zur letzten Minute der Öffnungszeiten Rundum-<br />
Service. Nicht mehr, nicht weniger. Und bei den meisten Fachbetrieben,<br />
egal welcher Struktur, ist dies auch vorbildlich vorhanden. Tolle<br />
Zahlen? Von wegen. Die Zahl schwankt, allerdings zumeist in eine<br />
Richtung: Nach oben. Mal ist von 12, mal von 14 und aktuell sogar von<br />
15 Millionen Bundesbürgern die Rede, die eigentlich ein Hörgerät gut<br />
gebrauchen könnten, aber nicht im Traum daran denken.<br />
Auf der anderen Seite jubiliert eine ganze Branche, egal ob Hersteller<br />
oder Fachhandel, von jährlich steigenden Verkaufszahlen und so<br />
„großartigen“ Werten wie 1,2 Millionen. Wie bitte? 1,2 Millionen Hörgeräte?<br />
Bei rund 24 bis 30 Millionen Ohren, die ein Hörgerät gebrauchen<br />
könnten? Was ist das für ein „Erfolg“?<br />
Fotos: Fotolia, Höreck<br />
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