der-Bergische-Unternehmer_0418
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älteren Generation gibt es einen großen Druck,<br />
den Mann o<strong>der</strong> die Frau nicht ins Heim „abzuschieben“.<br />
Wenn es aber nach manchmal vielen<br />
Jahren häuslicher Pflege gar nicht mehr an<strong>der</strong>s<br />
geht, haben die Ehepartner ein total schlechtes<br />
Gewissen. Dabei stellen sie dann später fest, dass<br />
es die richtige Entscheidung war. Durch die vielfach<br />
guten Angebote in den Einrichtungen erleben<br />
<strong>der</strong> Betroffene, aber auch seine Angehörigen<br />
nochmal eine neue Gemeinschaft mit Aktivitäten,<br />
die zu Hause gar nicht mehr möglich gewesen<br />
wären.<br />
Monika Wilhelmi: Pflegende Angehörige möchten<br />
für die Patienten alles tun, verlieren aber häufig<br />
völlig das Maß für ihre eigenen Bedürfnisse.<br />
Das übersteigt auf Dauer die eigenen Kräfte.<br />
Monika Wilhelmi (l.)<br />
und Susanne Bäcker<br />
schaffen Netzwerke<br />
im <strong>Bergische</strong>n Land<br />
zum Wohle <strong>der</strong> Demenzpatienten<br />
und<br />
ihrer Angehörigen.<br />
Zum Team des Demenz-Servicezentrum<br />
<strong>Bergische</strong>s Land gehört<br />
auch Arnd Ba<strong>der</strong><br />
als Pflegeexperte.<br />
den ist, das gesellschaftliche Relevanz hat.<br />
Gab es früher tatsächlich weniger Patienten<br />
o<strong>der</strong> hieß nur die Diagnose an<strong>der</strong>s?<br />
Susanne Bäcker: Natürlich gibt es heute deutlich<br />
mehr Hochbetagte. Außerdem sind die diagnostischen<br />
Möglichkeiten eben weitaus differenzierter.<br />
Monika Wilhelmi: Der medizinische Fortschritt<br />
spielt sicher auch eine Rolle. Es wird eben viel dafür<br />
getan, dass wir älter werden. Alter ist aber immer<br />
noch <strong>der</strong> größte Risikofaktor für eine Demenzerkrankung.<br />
Jedoch haben sich die Informationen in den<br />
letzten Jahren auch deutlich verbessert.<br />
Monika Wilhelmi: Ja, das ist sicher richtig. Als<br />
ich vor 23 Jahren mit <strong>der</strong> Gründung einer Angehörigengruppe<br />
begonnen habe, gab es sehr wenig<br />
Wissen über die Krankheit und den Umgang mit<br />
ihr. Das hat sich tatsächlich verän<strong>der</strong>t.<br />
Man sagt, die pflegenden Partner o<strong>der</strong> auch<br />
an<strong>der</strong>e Familienangehörige geben sich selbst<br />
oft auf. Können Sie das bestätigen?<br />
Susanne Bäcker: Das ist häufig so. Gerade in <strong>der</strong><br />
Was fehlt aus Ihrer Sicht in <strong>der</strong> Pflege und<br />
Betreuung demenziell Erkrankter?<br />
Monika Wilhelmi: Es müsste für Betroffene und<br />
Angehörige viel mehr und regelmäßige psychotherapeutische<br />
Unterstützung geben. Für den Erkrankten<br />
steht das Nicht-mehr-Funktionieren im<br />
Vor<strong>der</strong>grund und dies zu erfahren, ist sehr<br />
schmerzvoll. Die betreuenden Partner o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
erleben ein Abschiednehmen, das sich manchmal<br />
über viele Jahre hinzieht. Auch sie brauchen<br />
Beistand, um das zu verarbeiten.<br />
Im Rahmen Ihrer Arbeit informieren Sie auch<br />
über Prävention. Kann man einer Demenzerkrankung<br />
überhaupt vorbeugen?<br />
Monika Wilhelmi: Ja und darüber gibt es gesicherte<br />
Erkenntnisse. Mit gesun<strong>der</strong> Ernährung,<br />
ausreichen<strong>der</strong> Bewegung und <strong>der</strong> Pflege sozialer<br />
Kontakte kann man die Risikofaktoren grundsätzlich<br />
positiv beeinflussen<br />
Was raten Sie grundsätzlich, wenn jemand an<br />
Demenz erkrankt??<br />
Susanne Bäcker: Gehen Sie offen damit um. Wer<br />
einen Herzinfarkt erleidet, tut dies in <strong>der</strong> Regel ja<br />
auch. Und dann kommt vielleicht mal <strong>der</strong> Nachbar<br />
und hilft, die Einkaufstasche zu tragen. So<br />
sollte es bei einer Demenzerkrankung auch sein.<br />
Diese Offenheit zu erreichen, daran arbeiten wir.<br />
Das Gespräch führte Stefanie Bona<br />
Foto: BVG<br />
<strong>der</strong> <strong>Bergische</strong> <strong>Unternehmer</strong> 04|18 19