Verbesserung des öffenlichen Personennahverkehrs für ... - Mobia
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2. Das ÖPNV-Angebot <strong>für</strong> mobilitätseingeschränkte Personengruppen<br />
Einflussnahme an Planungsprozessen (Abs. 2.3.2, Kap. 3.5) verfolgen einen entscheidungs- und konfliktorientierten<br />
Ansatz. Gleichzeitig versucht die Arbeit mit der alleinigen Handlungsempfehlung einer differenzierten<br />
Datenerhebung (Kap. 7) »im verkehrspolitischen Bereich wertend Stellung zu beziehen« und »Politik<br />
und Planung zu beeinflussen«, wie MAIER/ATZKERN (1992:22) die wichtigsten Kriterien <strong>des</strong> handlungsorientierten<br />
Ansatzes beschreiben.<br />
Weiteren Einfluss haben Elemente <strong>des</strong> aktionsräumlichen Ansatzes, den MAIER/ATZKERN (1992:18) als<br />
Wendepunkt von überwiegend funktionalen Ansätzen zu verhaltensbezogenen Ansätzen sehen. Dieser<br />
scheint nützlich durch die Betrachtung »menschlicher Gruppen und ihrer Aktionen bzw. Reaktionen im<br />
Raum« (MAIER/ATZKERN 1992: 18), wobei in der Geographie zumeist der Schwerpunkt auf raumdistanziellen<br />
Aspekten liegt (ders. 19). Für die vorliegende Arbeit sind die Definition bzw. Unterscheidung der<br />
Gruppen, ihre Anforderungen an den ÖPNV und ihre Einbeziehung in die Planung von Bedeutung.<br />
Erste Ansätze zur Analyse der Einflussgrößen auf das individuelle Verkehrsverhalten: Verhalten<br />
und verhaltenshomogene Gruppen<br />
Mit HÄGERSTRANDS (1970) Untersuchung »What about People in Regional Science«, die als erste die<br />
Menschen »und nicht nur den Raum in den Mittelpunkt regionalwissenschaftlichen Interesses rückte, wurde<br />
verstärkt das raum-zeitliche Verhalten von Individuen zum Untersuchungsgegenstand. Dabei stand die Frage<br />
nach der Definition sozialer Gruppen mit ähnlichem Verhalten im Vordergrund« (z. B. bei KUTTER<br />
1972 und MAIER et al. 1977)«. Gleichzeitig rückte bei der Abschätzung der Nachfrage im städtischen Personenverkehr<br />
die Analyse <strong>des</strong> individuellen Verkehrsverhaltens in den Mittelpunkt.<br />
Eine ähnliche Denkweise findet sich bei KUTTER (1972) und HEGGIE u. JONES (1978). Die Bedeutung<br />
der Aktivität bzw. Tätigkeit als Ursache <strong>des</strong> Verkehrs wurde nach HÄGERSTRANDS grundlegendem<br />
Werk immer deutlicher erkannt und damit auch Gegenstand der Forschung anderer Disziplinen. Vor allem<br />
die Aktivitäten von Personen standen im Mittelpunkt. Besonders untersucht wurde deren räumliche Verteilung<br />
(HOLZAPFEL 1980) und deren Häufigkeit durch PROGNOS AG/SOCIALDATA (1980) und WER-<br />
MUTH (1978).<br />
Ausgehend von Teilmodellen wird in der Verkehrsplanung ein Gesamtmodell erstellt. Teilmodelle stellen<br />
die unterschiedlichen Parameter <strong>des</strong> Verkehrsverhaltens und die Interaktionen von Personen und das daraus<br />
resultierende Verkehrsverhalten dar (MENTZ 1984:24ff). Dabei schuf KUTTERS Arbeit über die »Demographischen<br />
Determinanten <strong>des</strong> Personenverkehrs« eine neue Dimension in der Verkehrsplanung: »Es wurde<br />
erkannt, dass die demographischen Merkmale der Personen weitgehend das Verkehrsverhalten bestimmen.<br />
Kutter fasste <strong>des</strong>halb die Personen zu verhaltenshomogenen Gruppen zusammen und entwickelte<br />
Teilmodelle <strong>für</strong> diese Gruppen« (MENTZ 1984:29). Eine wichtige Kritik KUTTERS scheint heute noch auf<br />
viele Untersuchungen zuzutreffen: »Die meisten Methoden und Modelle der Verkehrsursachenforschung<br />
setzen [eine] ... Beständigkeit menschlichen Verhaltens stillschweigend voraus, wenn sie ... von Erhebungen<br />
an Stichtagen oder einer Analyse von Spitzenverkehrszeiten ausgehen. Die primären Ursachen ... also die<br />
„Verhaltensmuster“ von Personen oder Gruppen mit typischen Tagesablaufmerkmalen werden dabei aber in<br />
der Regel nicht näher untersucht« (KUTTER 1972: 2). Er folgerte daraus, dass diese Modelle wegen ihrer<br />
Konzentration auf Verkehr in seiner territorialen und zeitlichen Verteilung nicht auf andere Räume und<br />
veränderte Gesellschaften in der Zukunft angewendet werden können.<br />
Darauf aufbauend, hat MENTZ (1984) in der Analyse <strong>des</strong> Verkehrsverhaltens im Haushaltskontext markante<br />
Unterschiede im Verkehrsverhalten zwischen Frauen und Männern festgestellt, die dem Prinzip der Wegeketten<br />
entsprechen. Er fordert daher, bei den Verkehrserhebungen weg von der Erfassung von Massendaten,<br />
hin zur Erhebung von wenigem, aber da<strong>für</strong> qualitativ hochwertigem Datenmaterial zu gehen (MENTZ<br />
1984). Ohnehin werden die Massendaten, bezogen auf den ÖPNV, heute weitgehend über Fahrkartenstatistik<br />
und Verkehrsstromerhebungen (vgl. Kap. 3) erhoben. HERZ (in: DVWG 1986) beschreibt einen Untersuchungsansatz<br />
zur Darstellung <strong>des</strong> Verkehrsverhaltens »verhaltenshomogener Gruppen« im zeitlichen und<br />
räumlichen Vergleich. In einer ersten Analyseebene untersucht er die Verhaltensänderungen elementarer<br />
Bevölkerungsgruppen: Jugendliche, Hausfrauen, erwerbstätige Frauen, erwerbstätige Männer und nichterwerbstätige<br />
Personen ab 60 Jahre.<br />
Aus heutiger Sicht müssen an den Kategorisierungen der »Generationenfolge« (vgl. KUTTER 1972:31), den<br />
Einzelbeispielen (MENTZ 1984) und der Unterteilung der Gruppen (HERZ in: DVWG 1986) deutliche<br />
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