Verbesserung des öffenlichen Personennahverkehrs für ... - Mobia
Verbesserung des öffenlichen Personennahverkehrs für ... - Mobia
Verbesserung des öffenlichen Personennahverkehrs für ... - Mobia
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Das ÖPNV-Angebot <strong>für</strong> mobilitätseingeschränkte Personengruppen<br />
2.1.2 Anforderungen an das ÖPNV-Angebot und an Mobilität<br />
Einzelne frühe Veröffentlichungen, die sich mit den Anforderungen und Verkehrsbedürfnissen bestimmter<br />
Nutzergruppen auseinandersetzen, waren bei genauerer Betrachtung eher technisch orientiert (SCHADE<br />
1980, STUVA 1976). Generell lässt sich feststellen, dass sich die Literatur in besonderem Maße mit den<br />
Anforderungen verschiedener Nutzergruppen an die Infrastruktur <strong>des</strong> ÖPNV beschäftigt, z. B. Barrierefreiheit<br />
von Haltestellen und Fahrzeugen (STUVA 2003: »Barrierefreier ÖPNV in Deutschland. Rechtlicher<br />
Rahmen, technische Standards und Empfehlungen«, BMVBW 2003: »Barrierefreier ÖPNV in Deutschland.<br />
Kongressdokumentation«, SSB: 2003 »Ungehindert Mobil«). Dies erscheint leichter zu bewältigen als zum<br />
Beispiel die Abstimmung der Anforderungen verschiedener Gruppen an das Fahrtangebot (Fahrplan, Linienführung,<br />
Vertaktung usw.). Anforderungen an Tarife werden überwiegend von Verkehrsverbänden<br />
formuliert (VCD 2006, 2004, 2003, 1999), seitens der Verkehrsunternehmen gibt es eher Marktuntersuchungen<br />
zur Akzeptanz bestimmter Maßnahmen (VVS Pressemitteilung 15.01.04).<br />
In der Literatur der letzten zehn bis fünfzehn Jahre gewinnen auch die allgemeinen Anforderungen verschiedener<br />
Nutzergruppen an den ÖPNV an Bedeutung: Dabei handelt es sich zumeist um die detaillierte<br />
Behandlung einzelner Nutzergruppen, z. B. Kinder, Jugendlicher oder jüngerer Menschen (TULLY u. BAI-<br />
ER 2006, BMVBW 2002 b, FGSV 1999, FLAIG u. GREINER 1999, GROSS 1998), Behinderter (GUVU<br />
2003:2, DBR 2002, BMV 1997), Senioren (BECKMANN et al. in: ECHTERHOFF 2005, KASPER 2004,<br />
KASPER u. SCHEINER 2003, BMFSFJ 2001, BRIELER 1997) und Frauen (KRAUSE 1998, STADT<br />
DORTMUND, FRAUENBÜRO 1999 a/b, FUHRMANN 1997/1996, FGSV 1997, RAU 1996, SPITZNER<br />
u. BEIK 1996, STETE 1996, STETE u. KLINKHART 1997, BMV/SNV 1990). Eine relativ umfassende<br />
Darstellung eines Verkehrs- und Verbraucherverban<strong>des</strong> zum ÖPNV enthält die VCD-<br />
Sonderveröffentlichung (1999) »Königliche Verhältnisse in Bus und Bahn«.<br />
Unter dem ÖPNV-Angebot werden in dieser Arbeit folgende Bereiche verstanden:<br />
• Fahrtangebot: Fahrtzeiten, Vertaktung, Linienangebot, Linienführung (Tangentialen oder Durchmesserlinien),<br />
Haltestellenabstand,<br />
• Infrastruktur: Fahrzeuge, Haltestellen, Schienenwege, im weiteren Sinne Barrierefreiheit von Fahrzeug,<br />
Haltestelle, Fahrkartenautomat und Information ...,<br />
• Tarif: Fahrkarten- und Preisangebote vor Ort (z. B. <strong>für</strong> Schüler, Studenten, Senioren, Berufspendler ...),<br />
Tarifzonen, Gemeinschaftstarife mit angrenzenden Verkehrsverbünden.<br />
Bei der Darstellung der Anforderungen der Nutzergruppen an den ÖPNV wird die vorhandene Literatur<br />
berücksichtigt, die aus unterschiedlichen Perspektiven formuliert wurde: aus Sicht der Wissenschaft, nicht<br />
immer leicht zu trennen von der Sicht der Planung, aus Sicht der Verbände (z. B. Verkehrsverbände, Behindertenverbände,<br />
Seniorenverbände) und aus Sicht der mobilitätseingeschränkten Gruppen (Behinderte, Senioren,<br />
Kinder und Jugendliche, Frauen). Ob sich die unterschiedlichen Möglichkeiten der Artikulation auch<br />
in der Art und der Tiefe der Beteiligung widerspiegeln, ist empirisch zu klären.<br />
Wenn hier auch eine Unterteilung in Gruppen vorgenommen wird, so ist dennoch klar, dass es sich bei keiner<br />
dieser Gruppen um eine homogene Gruppe handelt. Vor 25 Jahren wurden die wesentlichen Nutzergruppen<br />
<strong>des</strong> ÖPNV häufig mit den sog. »drei A« in Verbindung gebracht, die den dominierenden Kundenstamm<br />
umschreiben sollten: Arme, Alte, Ausländer« (ABERLE 2003:4). Obwohl dieses in vielen verdichteten<br />
Regionen aufgrund gestiegener Akzeptanz <strong>des</strong> ÖPNV überholt ist, gibt es »zunehmend Teilregionen und<br />
ÖPNV-Linien (...), wo eine deutliche Segmentierung in Richtung auf bestimmte Nutzergruppen erkennbar<br />
ist. Statt von drei A muss man hier von vier A sprechen (Arbeitslose, Arme, Ausländer, Alte)« (ABERLE<br />
2003:4). Für die Unterteilung in Nutzergruppen bieten sich je nach Fragestellung und Methodik unterschiedliche<br />
Ansätze an. So wird unterschieden nach<br />
• dem Zweck der Fahrt (Beruf, Ausbildung, Einkauf, Freizeit ...),<br />
• nach sozialen Gruppen (Kinder, Jugendliche, Frauen, Behinderte, Ältere),<br />
• nach räumlicher Herkunft oder räumlichem Ziel,<br />
• nach speziellen Nutzergruppen (Pendler/innen, Tourist/innen, Einkaufende),<br />
• nach dem Verkehrsmittel auf dem Weg zur Haltstelle (Rad, Auto, ÖPNV, zu Fuß) und<br />
• nach Fahrscheinarten (z. B. Ausbildungs-, Gelegenheitsverkehr, Dauer-, Senioren-, Schwerbehindertenkarten).<br />
Hier wurde die Unterteilung nach sozialen Gruppen gewählt.<br />
16