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SPORTaktiv August 2018

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jetzt bestimmt nicht die Meinung der<br />

<strong>SPORTaktiv</strong>-Gesamtredaktion, sondern<br />

nur meine ganz persönliche Meinung<br />

widerspiegelt.<br />

Als Tourenradler will man schließlich<br />

unterwegs auch einmal stehenbleiben<br />

und schauen. Noch ein Grund, warum<br />

ich den 14er ausreichend finde, sind<br />

die Bergauf-Passagen. Ja, die gibt’s, gar<br />

nicht so wenige. Die Vorstellung, dass<br />

man ständig flach am Fluss entlangrollt,<br />

stimmt abschnittsweise nämlich gar<br />

nicht. Was im Sinne der Abwechslung<br />

nur zu begrüßen ist, aber auch die eine<br />

oder andere zusätzliche Pause provoziert.<br />

Ein geschätzter Kollege schreibt ja<br />

gern von angesäuerter Muskulatur ab<br />

Kilometer 40. Davon kann ich jetzt<br />

auch berichten – und dass der Kollege<br />

das in der Regel im Kontext Trailrunning<br />

schreibt, tut hier nichts zur Sache.<br />

Eingeteilt hab ich mir die Tage in je<br />

vier Abschnitte mit rund um oder etwas<br />

über 20 Kilometern Länge. Die zweite<br />

Der Geheimcode<br />

„R2“ war für drei<br />

Tage mein Begleiter<br />

und Wegweiser.<br />

Kein einziger Verfahrer<br />

spricht für eine<br />

Top-Beschilderung.<br />

EIN KOLLEGE SCHREIBT<br />

GERN VON ANGESÄUER-<br />

TER MUSKULATUR AB<br />

KILOMETER 40. DIE KENNE<br />

ICH JETZT AUCH. DASS<br />

DER KOLLEGE DABEI VOM<br />

TRAILRUNNING SCHREIBT,<br />

TUT NICHTS ZUR SACHE.<br />

Tageshälfte zieht sich dann schon ein<br />

bisserl.<br />

Der Soundtrack der Sattelstütze<br />

Dafür kann ich eines, was man mehrtägigen<br />

Touren nachsagt, voll bestätigen:<br />

Je länger man unterwegs ist, desto mehr<br />

beginnt so eine Auszeit vom Alltag zu<br />

wirken. Das ist ja auch beim Weitwandern<br />

so. Ein schwer definierbares<br />

Hochgefühl stellt sich ein. Der Ballast<br />

des Alltags bleibt auf der Strecke. Die<br />

salzburgerische und steirische Landschaft<br />

tut das Ihre dazu; der Fluss als<br />

roter Faden; man rollt vorbei an Wiesen<br />

und Wäldern, durch Ortschaften und<br />

dann wieder kilometerweit unbesiedelte<br />

Gebiete. Von wegen „olle Dörfa gleich“.<br />

Der Sound track, der mich durch die<br />

zweieinhalb Tage begleitete, kam nicht<br />

aus meinem Kopf, sondern von der<br />

Sattelstütze in Form eines fröhlichen,<br />

rhythmischen: „Quiek, Quiek, Quiek.“<br />

Und ein gewisser Stolz kommt schon<br />

auch auf, wenn man nach über 80 Kilometern<br />

sein Tagwerk für vollendet<br />

erklärt. Klar taten mir am Morgen von<br />

Fahrtag zwei und drei beim Aufstehen<br />

die Beine weh, und beim Aufsitzen der<br />

Allerwerteste. Das ist aber bloß eine Frage<br />

des (mangelnden) Trainingszustands.<br />

Und der Körper gewöhnt sich rasch an<br />

eine neue Belastung.<br />

Ich kann nach meiner Tour nun<br />

auch bestätigen, dass im Sommer auf<br />

den Radwegen viel los ist. Interessant<br />

übrigens: Die meisten Radwegradler<br />

sitzen auf Mountainbikes – besonders in<br />

den alpineren Regionen. Je weiter nach<br />

Osten und Süden ich kam, desto mehr<br />

Tourenbikes fielen mir auf. Noch etwas:<br />

Der E-Anteil ist beachtlich.<br />

So viele sind an schönen Sommerwochenenden<br />

übrigens unterwegs, dass<br />

ein Notfallsplan von mir zum Scheitern<br />

verurteilt gewesen wäre: „Wenn’s nicht<br />

mehr geht, steigst einfach in den Zug“.<br />

Falsch gedacht: In den ÖBB-Railjets<br />

herrscht Reservierungspflicht bei Fahrradmitnahme<br />

und die Plätze sind, wie<br />

ein versuchsweiser Anruf ergab, mitunter<br />

am Vortag schon ausgebucht.<br />

Ich hab den Zug eh nicht gebraucht.<br />

Nach zweieinhalb Tagen bin ich in Graz<br />

angekommen – früh genug, um frisch<br />

geduscht den Anpfiff des WM-Finales<br />

zu erleben. Ja, Tourenradeln hat was –<br />

zumindest für alle wie mich, die keine<br />

Höchstleistungen brauchen. Ich kann<br />

mir jedenfalls gut vorstellen, bald wieder<br />

einmal – aber dann nur für mich –<br />

durch Österreich zu foahrn.<br />

Foto: Thomas Polzer<br />

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