SPORTaktiv August 2018

NACHSPIEL
WENN
FRAUEN FEIERN
EGYD GSTÄTTNER
Der Klagenfurter ist
freier Schriftsteller
und Hobbysportler.
Durch die omnipräsente Fußballweltmeisterschaft
ist ein wenig untergegangen,
was in der Ausdauersportwelt ohne Ball sonst
noch passiert ist, zum Beispiel der „Ironman“
in Klagenfurt und da wiederum der (oder
die?) Ironwoman, womit natürlich nicht die
Frau mit Bügeleisen gemeint ist, sondern die,
die – so wie das andere Geschlecht – bis zum
Umfallen schwimmt, radelt und Marathon
läuft.
In einem unglaublich dramatischen Duell
(das ich aber nicht gesehen habe, weil
gleichzeitig die anderen Geschlechter von
Russland gegen Spanien und von Kroatien
gegen Dänemark spielten) musste sich die
Österreicherin Lisa H. aus St. Pölten mit
einem Rückstand von 1 Minute und 15 Sekunden
schließlich der Deutschen Mareen
H. geschlagen geben, die in einer Zeit von 9
Stunden, 0 Minuten und 32 Sekunden gewann.
Glückwunsch!
Lisa meinte, sie sei „im Kopf nicht bereit“
für den Sieg gewesen. Sie fühle sich „auf den
Halbmarathon-Strecken noch wohler und
sicherer als auf den Marathon-Strecken.“ Das
kann ich gut nachvollziehen. Ich fühle mich
auf den Viertelmarathon-Strecken wohler als
auf den Halbmarathon-Strecken. Und wohler
als auf den Viertelstrecken auf den Vierzigstelstrecken.
Ganz bei Lisa bin ich wieder,
wenn sie sagt, dass sie sich jetzt auf den
Familienurlaub in Grado freut (auch wenn
Kärnten vielleicht mehr davon hätte, würde
sie sich in Grado schinden und dann am
Wörthersee urlauben …). Ich habe in Grado
letztens festgestellt, dass Radeln im Zentrum
überhaupt verboten ist. Schwimmen darf
man, aber man muss Eintritt bezahlen – und
meistens herrscht dann Ebbe …
Na, jedenfalls war die Zweitplatzierte von
Klagenfurt besser dran als die Siegerin, für
die das Rennen im Rotkreuzzelt endete.
Denn bei der Siegerehrung wollten sich die
beiden Damen – kindisch wie das andere
Geschlecht – auf dem Podest gegenseitig
mit Bier überschütten. Dabei gingen die
großen Gläser zu Bruch und die Deutsche
zog sich grobe Schnittverletzungen zu. Vielleicht
sollte man dieses Phänomen bei den
Gender-Studies auch einmal grundlegend
erforschen. Ich schreibe schon mein Leben
lang, dass Bier – Isotope hin, Wirtshausseligkeit
her – ein Niederlagengetränk ist. Und in
Grado übrigens viel, viel teurer als Wein.
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