Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
as Virtuelle <strong>Matriarchat</strong> <strong>–</strong> Theorie & Praxis<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht hast du dich schon intensiv mit diesem<br />
Buch befasst, vielleicht ist dieses Kapitel auch das Erste für dich,<br />
aber in in jedem Fall wirst du die Frage stellen, wieso wir diesen Untertitel<br />
für das Buch mit den Portraits der Ahnfrauen unserer Familie gewählt<br />
haben und was sich genau dahinter verbirgt.<br />
Ja, es ist richtig, matriarchale Gesellschaften sind hunderte oder sogar<br />
tausende von Jahren alt, sie sind älter als das Patriarchat, auch wenn<br />
sie nicht so im Bewusstsein der modernen Industriegesellschaft präsent<br />
sind. Zum Beispiel die Khasi in Indien, die Mosuo in China und die Minangkabau<br />
in Idonesien sind große und selbstbewusste Ethnien, die in einer<br />
patriarchalen Umgebung überlebt haben und uns inspirieren können.<br />
Aber es stimmt schon, wenn das Patriarchat verantwortlich und spirituell<br />
gelebt wird, ist es prinzipiell auch funktionsfähig, doch leider gibt es<br />
viel zu wenige Männer, die dieser Verantwortung tatsächlich gerecht werden<br />
können <strong>–</strong> und auch Frauen haben heutzutage Schwierigkeiten, die<br />
traditionellen patriarchalen Rollen für Frauen zu akzeptieren. Vor diesem<br />
Hintergrund erschien es mir geboten, ein alternatives gesellschaftliches<br />
Familienmodell zu entwickeln, welches zugleich patriarchale (also bei<br />
uns traditionelle) Elemente wie die monogame Ehe enthält, aber auch<br />
matriarchale Elemente wie die Matrifokalität und Matrilokalität.<br />
Was bedeutet nun der Begriff „virtuell“ in diesem Zusammenhang?<br />
1. Im VM wird viel mit modernen (virtuellen) Kommunikationsmitteln gearbeitet. Ohne sie ist es auch<br />
kaum möglich, Menschen miteinander zu verbinden, speziell, wenn sie (zunächst) nicht beieinander<br />
leben.<br />
2. Der Virtuelle Matri-Clan (VMC) ist ja erst mal keine gewachsene Struktur, er besteht zunächst nur virtuell,<br />
in der Vorstellung derer, die die matrilineare Genealogie verfolgen und die jüngste Tochter der<br />
jüngsten Tochter ... der Clan-Urmutter als „Matriarche“ identifizieren.<br />
3. Wenn es nicht möglich ist, gleich einen realen Matri-Clan aufzubauen, kann es hilfreich sein, zunächst<br />
sogenannte „virtuelle“ Familienmitglieder in Form von Puppen zu etablieren (s. Anni, S. 50 ff.). Wir<br />
haben damit gute Erfahrungen gemacht, weil meine Mutter zwar die jüngste Tochter ist, sie aber keine<br />
eigene Tochter hat, die unsere Matriarche sein könnte, und sie selbst ist schon zu alt für diese Rolle,<br />
denn es ist aus verschiedenen Gründen besser, wenn die Matriarche jung ist.<br />
4. Schließlich hat das Wort „virtuell“ die lateinische Wurzel „vir“, was „männlich“ bedeutet. In unserem<br />
virtuellen <strong>Matriarchat</strong> spielen die Männer überhaupt keine untergeordnete Rolle! Obwohl die Frauen<br />
im Zentrum (Fokus) sind und die Matriarche den VMC in konsensueller (es wird eine Lösung gefunden,<br />
die alle befriedigt) Weise leitet, sehe ich auch: