M. F. Kirsten-Haas: CLARA CLAN – Ein virtuelles Matriarchat

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Hilde wuchs mit ihrem Bruder Willi in den bildungsbürgerlichen Kreisen Breslaus auf. Von
ihr liegen mir drei ausführliche Tagebücher vor und ich kann mir ihr reiches Leben gut vorstellen.
Mit der Heirat des Richters Fritz Warmuth, der später Reichstagsabgeordneter in
Berlin wurde, führte sie eine gute Ehe und schenkte vier Kindern das Leben, von denen das
älteste, der kleine Wolfgang, im ersten Lebensjahr schon starb. Um so liebevoller und besorgter
zog sie ihre drei Töchter Gerdha, Ursula und Ilse-Senta, auch Ille genannt, groß. Stets
war ihr ihre geliebte Mutter Clara, Großel genannt, zur Seite. Hilde war sehr lebensklug, hilfsbereit
und reiste gern. Als sie schwer erkrankte, wurde sie von ihrer Familie treu umsorgt,
sie starb schon mit 52 Jahren.
Ich zitiere Hilde aus ihrem Tagebuch; Ausschnitte von 1918 bis 1929.
Mit ihrer Familie ist Hilde sehr glücklich.
22.09.1927 Der Hochzeitstag mit Blumen und all meinen Lieben. Fritz hat auch Ille mitgebracht, die ich
nach 7 Wochen endlich wiedersehe.
24.12.1927 Ein frohes Fest zusammen mit der ganzen Familie Kirsten. Ursel hat am 1. Feiertag frei
und isst den Feiertagsschmaus mit uns. Großel (die 3 Wochen bei uns war), ist gestern zu Willis
gefahren [Bruder von Hilde], feiert mit, ist seit 8. Dezember bei uns.
30.06.1928 Fritz und ich reisen nach dem Allgäu. Schlafwagen III. Klasse.
17.07.1928 Wir nehmen Wohnung in Hindelang beim Schneidermeister Brutscher. Garten mit Liegestühlen,
einfaches, sauberes Zimmer um 1 Mark. Finden Anschluss an ein Leipziger Ehepaar Berner
und Ministerialrat Keding mit Frau und Söhnchen aus Schwerin. Das Mittagbrot nehmen wir meist im
„Löwen“ in Oberstorf, das uns ebenso nahe liegt.
15.08. Wir besuchen abends als Geburtstagsfeier ein Bauerntheater. Die Einheimischen spielen ganz
reizend. Vorher haben wir Gelegenheit, das schönste Alpenglühen, das ich je sah, zu bewundern.