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M. F. Kirsten-Haas: CLARA CLAN – Ein virtuelles Matriarchat

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74<br />

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1989<br />

(ich)<br />

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1935<br />

1901<br />

877<br />

1853<br />

1822<br />

-20<br />

-3400<br />

Im Lebensbuch für ihre Tochter Ilse-Senta schreibt<br />

Hildegard in den 1910er und 1920er Jahren:<br />

Es war am 25. Januar 1916 mittags gegen drei Uhr,<br />

da wurde uns unsere kleine Ilse-Senta geschenkt.<br />

Der Vater draußen in Polen, tobte doch der furchtbare<br />

Weltkrieg und brachte Leid und Trennung in jede<br />

Familie. Da konnte nur die Mutter umso wärmer ihr<br />

kleines Kriegsmädel ans Herz drücken.<br />

Freilich die Freude der Schwestern war unbeschreiblich.<br />

Die Älteste [Gerdha] 14 Jahre alt, lag gerade<br />

krank zu Bett, da ist sie vor Freude beinahe gesund<br />

geworden, als das Kleinchen ihr plötzlich quiekend<br />

den Antrittsbesuch machte. Ursel, 12-jährig, war<br />

nach der Schule bald zu Großel Warmuth [Ida] essen<br />

gegangen. Dort erreichte sie die frohe Botschaft, da<br />

gab’s kein Halten mehr und schon nach wenigen<br />

Minuten schloss auch sie das kleine Schwesterchen<br />

in die Arme.<br />

Kleinchen wog bei der Geburt 2.950 gr., hatte graue<br />

Augen, einen dunklen Schopf und ein rundliches,<br />

zierliches Körperchen. Mutter nährt sie selbst und<br />

freut sich über das gelehrige Töchterchen, das bald<br />

erfasst hat, wie es zu seiner Nahrung kommt, aber<br />

so energisch dabei verfährt, dass schmerzhafte<br />

Wochen folgten. Frau L., die tüchtige Pflegerin, bringt<br />

aber alles wieder ins rechte Gleis. Vater ist natürlich<br />

entzückt von seinem Mädel und ersinnt ihr den<br />

klangvollen Namen Ilse-Senta.<br />

Das erste Lächeln stellt sich im zweiten Monat ein.<br />

Ilse ist ein braves Kind, sie schreit nicht mehr als<br />

nötig und wir haben von Anfang an ruhige Nächte.<br />

lse-Senta Warmuth<br />

Schon nach acht Tagen macht sie nachts eine<br />

Pause von zehn Uhr bis früh um sechs.<br />

Am 9. April ist die [evangelische] Taufe durch<br />

Herrn Superintendant Maurer. Im Empfangszimmer<br />

ist der Altar hergerichtet, das uralte, aus<br />

getriebenem Silber bestehende Taufbecken steht<br />

bereit und die Paten und Gäste haben sich eingefunden<br />

...<br />

Mit 28 Wochen hat I. den ersten Zahn, in der<br />

einunddreißigsten den zweiten und in der dreiunddreißig<br />

winkt sie eifrig mit den Händchen.<br />

Nun ist die Maus ein Jahr alt und läuft kurze Tage<br />

darauf völlig selbständig herum. Am Weihnachtsfest<br />

war es allerliebst, ihr zuzusehen. Seelig [sic!]<br />

trippelt sie an meiner Hand ins Weihnachtszimmer<br />

hinein, das rechte Händchen verlangend und nach<br />

dem strahlenden Baum ausgestreckt, vor sich hin<br />

singend in höchsten Tönen. Diesen drolligen Ton<br />

behält sie auch bei, als sie unterm Baum stehend,<br />

nun ihren Gabentisch erst sah. Da wurde dann<br />

geräumt und gespielt und manchmal dazwischen<br />

etwas „Süßes“ geknabbert. Das kleine Persönchen<br />

bleibt die Hauptperson des Tages und unser aller<br />

Freude.<br />

Ilse-Senta ist drei Jahre alt:<br />

Bubis [Wolfgang, Mutter Hildegards zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits früh verstorbenes Kind] Geburtstag!<br />

Mit dem Kranz will ich zu meines Jungen Grab<br />

und sage: „Ilse, Bübchen hat heut Geburtstag, jetzt<br />

geh ich zu ihm“, da fängt sie an zu weinen, „Müt-<br />

meine Mutterschwester

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