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1989<br />
(ich)<br />
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Im Lebensbuch für ihre Tochter Ilse-Senta schreibt<br />
Hildegard in den 1910er und 1920er Jahren:<br />
Es war am 25. Januar 1916 mittags gegen drei Uhr,<br />
da wurde uns unsere kleine Ilse-Senta geschenkt.<br />
Der Vater draußen in Polen, tobte doch der furchtbare<br />
Weltkrieg und brachte Leid und Trennung in jede<br />
Familie. Da konnte nur die Mutter umso wärmer ihr<br />
kleines Kriegsmädel ans Herz drücken.<br />
Freilich die Freude der Schwestern war unbeschreiblich.<br />
Die Älteste [Gerdha] 14 Jahre alt, lag gerade<br />
krank zu Bett, da ist sie vor Freude beinahe gesund<br />
geworden, als das Kleinchen ihr plötzlich quiekend<br />
den Antrittsbesuch machte. Ursel, 12-jährig, war<br />
nach der Schule bald zu Großel Warmuth [Ida] essen<br />
gegangen. Dort erreichte sie die frohe Botschaft, da<br />
gab’s kein Halten mehr und schon nach wenigen<br />
Minuten schloss auch sie das kleine Schwesterchen<br />
in die Arme.<br />
Kleinchen wog bei der Geburt 2.950 gr., hatte graue<br />
Augen, einen dunklen Schopf und ein rundliches,<br />
zierliches Körperchen. Mutter nährt sie selbst und<br />
freut sich über das gelehrige Töchterchen, das bald<br />
erfasst hat, wie es zu seiner Nahrung kommt, aber<br />
so energisch dabei verfährt, dass schmerzhafte<br />
Wochen folgten. Frau L., die tüchtige Pflegerin, bringt<br />
aber alles wieder ins rechte Gleis. Vater ist natürlich<br />
entzückt von seinem Mädel und ersinnt ihr den<br />
klangvollen Namen Ilse-Senta.<br />
Das erste Lächeln stellt sich im zweiten Monat ein.<br />
Ilse ist ein braves Kind, sie schreit nicht mehr als<br />
nötig und wir haben von Anfang an ruhige Nächte.<br />
lse-Senta Warmuth<br />
Schon nach acht Tagen macht sie nachts eine<br />
Pause von zehn Uhr bis früh um sechs.<br />
Am 9. April ist die [evangelische] Taufe durch<br />
Herrn Superintendant Maurer. Im Empfangszimmer<br />
ist der Altar hergerichtet, das uralte, aus<br />
getriebenem Silber bestehende Taufbecken steht<br />
bereit und die Paten und Gäste haben sich eingefunden<br />
...<br />
Mit 28 Wochen hat I. den ersten Zahn, in der<br />
einunddreißigsten den zweiten und in der dreiunddreißig<br />
winkt sie eifrig mit den Händchen.<br />
Nun ist die Maus ein Jahr alt und läuft kurze Tage<br />
darauf völlig selbständig herum. Am Weihnachtsfest<br />
war es allerliebst, ihr zuzusehen. Seelig [sic!]<br />
trippelt sie an meiner Hand ins Weihnachtszimmer<br />
hinein, das rechte Händchen verlangend und nach<br />
dem strahlenden Baum ausgestreckt, vor sich hin<br />
singend in höchsten Tönen. Diesen drolligen Ton<br />
behält sie auch bei, als sie unterm Baum stehend,<br />
nun ihren Gabentisch erst sah. Da wurde dann<br />
geräumt und gespielt und manchmal dazwischen<br />
etwas „Süßes“ geknabbert. Das kleine Persönchen<br />
bleibt die Hauptperson des Tages und unser aller<br />
Freude.<br />
Ilse-Senta ist drei Jahre alt:<br />
Bubis [Wolfgang, Mutter Hildegards zu diesem<br />
Zeitpunkt bereits früh verstorbenes Kind] Geburtstag!<br />
Mit dem Kranz will ich zu meines Jungen Grab<br />
und sage: „Ilse, Bübchen hat heut Geburtstag, jetzt<br />
geh ich zu ihm“, da fängt sie an zu weinen, „Müt-<br />
meine Mutterschwester