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8282<br />
mit Schwester Renate<br />
(li) und deren Tochter<br />
Sonia<br />
1989<br />
wir Schwestern, ich links<br />
****<br />
1935<br />
1901<br />
877<br />
1853<br />
1822<br />
-20<br />
-3400<br />
Auszug aus dem „Lebensbuch von Gerda über<br />
Dorothee“; es sind die 1930er Jahre:<br />
„Sei dir selber treu,<br />
und darauf folgt,<br />
so wie die Nacht dem Tage,<br />
du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen.“<br />
- Shakespeare<br />
Die kleine Dorothee wurde am 31. August des<br />
Jahres 1928 geboren. Gerade 14 Tage vor ihrem<br />
ersten Schritt ins Dasein waren wir aus der etwas<br />
düsteren Wohnung in der Berliner Straße in den<br />
luftigen sonnigen Neubau gezogen; Licht und<br />
Luft unseren Kindern zum fröhlichen Gedeihen zu<br />
verschaffen, war der Hauptbeweggrund für den<br />
Wohnungswechsel. Das Korbwägelchen wartete<br />
frischbezogen im Kinderzimmer auf den <strong>Ein</strong>zug<br />
des kleinen Erdenbürgers. Großmama Clara von<br />
Heigel kaufte sogleich feine blanke Töpfchen und<br />
kochte mit Sorgfalt die gern verzehrten Fläschchen.<br />
[...] Am 13. Januar 1929 wird aus dem<br />
hartnäckigen kleinen Heiden ein braves Christenkind.<br />
Die Feier findet in der Heilig-Geist-Kirche<br />
am Reichskanzlerplatz statt und verläuft schlicht<br />
und friedlich. Dorothea, Agnes, Clara <strong>Kirsten</strong> wird<br />
sie getauft. [...] Die Taufkerze brennt an Dörtes<br />
Bettchen und ein Rosenkränzel schmückt den<br />
Wagen. [...] Am Beginn des April kaufen wir einen<br />
Kinderwagen und Dorothee beginnt, sich in der<br />
Westendallee und im Sachsenpark umzusehen. Sie<br />
wird liebevoll vom Schwesterchen Renate betreut,<br />
die ihr oft recht wenig praktische Dinge in den<br />
Kinderwagen wirft. [...] Heute ist sie 2,5 Jahre und<br />
spricht richtige deutliche kleine Sätze. „Um Gottes<br />
Dorothee <strong>Kirsten</strong><br />
Willen, das ist doch mein Essen!“, jammert sie, als<br />
ich einen Löffel koste. „Pfui Teufel ist da“, bewundert<br />
sie einen Fleck. [...]<br />
27. November 1931.<br />
Wenn ich die vorangegangen Zeilen lese, so fasst<br />
mich eine leise Wehmut, wenn ich bedenke, wie<br />
viele niedliche Stadien ihrer Entwicklung schon<br />
seit dem ersten Augenaufschlag unserer Jüngsten<br />
hinter ihr und uns liegen! Aber dankbar kann<br />
ich eintragen, sie ist weiterhin kerngesund und<br />
guter Dinge. Aus den ersten Worten sind lange<br />
ausführliche Sätze geworden. Ist sie irgendwie<br />
gekränkt, so wird nicht geweint, auch nicht geplärrt<br />
oder gestampft. Nein, mit feuerrotem Kopf wird<br />
geschimpft: „Ich komme nicht mehr zu Dich, ich<br />
gehe ganz daweg, Du hast keinen Opa aber ich,<br />
du kommst in die Höhle=Hölle, ich haude Dich<br />
ganz doll...“ Solche und ähnliche Trompetentöne<br />
durchziehen dann längere Zeit die Wohnung. [...]<br />
Gesundheitlich macht sie keinerlei Schwierigkeit,<br />
sie isst mit regem Appetit jede Speise, im Gegensatz<br />
zu Renate liebt sie Fleisch und Süßigkeiten,<br />
Mehlspeisen und fette Kost, während ihr Obst nicht<br />
so sehr behagt. [...] Die Krippe in der Kirche wird<br />
ihr gezeigt. „Nee, das ist doch kein Ochse an der<br />
Krippe, das ist doch Hänsels Kuh!“ <strong>Ein</strong> anderer<br />
kleiner Witz wird belacht. Renate fragt mich, ob Renate<br />
Dorothea Kirchennamen sind. Auch Dörte will<br />
dazu was sagen. „Ist Pimps (Kosenamen des Vetter<br />
Jürgen Kaufmann) auch ein Kirchenname?“ [...] Sie<br />
erfreut sich also im Ganzen allseitiger Beliebtheit<br />
und einer guten Gesundheit. Sie ist und bleibt aber<br />
unser süßer kleiner Liebling. Sehr gut verträgt sie<br />
sich mit Tante Ilse-Senta.<br />
meine Schwester