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I <strong>Ein</strong>leitung Maria Friederike<br />
Immer hatte mich meine Mutter Gerda darin bestärkt, an unsere Mütter und Vormütter der Familie zu denken.<br />
Bei allen Umzügen wurden unsere Lebens- und Tagebücher der Vorfahren mitgenommen und als kostbarer<br />
Schatz bewahrt. Durch das Lesen in diesen Dokumenten wird die Denkweise unserer Ahnfrauen weitergegeben,<br />
ihre Talente und Fähigkeiten, die bei uns Nachkommen auftauchen, sind sozusagen „geerbt“.<br />
Etwa das Spinnen, Weben, Nähen und Sticken bei uns Müttern und uns Töchtern. Ich kann mir vorstellen,<br />
was die Frauen erlebten, wie sie Feste feierten, wie sie sich sorgten, wenn ihr Kind krank war und wie sie<br />
sich freuten, wenn alles „in der Ordnung der Mutter” gegangen ist. Das Geistige muss den Vorrang bilden.<br />
Bemerkenswert ist, dass meine Schwestern Renate und Dorothee als Zweit- und Drittnamen die ihrer Vormütter<br />
tragen: Renate Hildegard Helene und Dorothee Clara Agnes. Das entwickelt ein Clan-Gefühl unter<br />
den weiblichen Nachkommen, einen Zusammenhalt <strong>–</strong> Matrilinearität. Ahnenforschung hilft, die Identität<br />
der Frauen zu benennen. Die Tage- und Lebensbücher meiner Mutter und Vormütter sagen uns viel über<br />
den Charakter und die Lebensweise der schreibenden Frauen meiner Herkunftsfamilie und ihre individuelle<br />
Leistung; Mutter-Clan.<br />
Darüber hinaus sind diese Aussagen aber auch exemplarisch zu bewerten. Wie diese Mütter haben viele<br />
Andere gedacht und gelebt. Deshalb sind diese ihre Schriften ein genealogisches Dokument zur Bewertung<br />
und Hochschätzung ganz normaler Frauen, über deren Geschichte noch sehr wenig vorliegt. Es ist ein neues<br />
Gebiet der Erforschung der Frauengeschichte, der matrilinearen Großfamilie. Anette Kuhn, die bedeutende<br />
Pädagogin auf dem Gebiet der Frauengeschichte, sagte zu mir in einem Gespräch: „Tagebücher sind verallgemeinbar.<br />
Sie stehen exemplarisch für einen großen Teil der Bevölkerung: Die Mütter haben Verantwortung<br />
für ihr Kind, der Ehemann spielt seine Rolle der Hinwendung zu Mutter und Kind. <strong>–</strong> Diese Biografien in den<br />
Tagebüchern stehen in Bezug zu dem, was viele Frauen denken; es besteht eine biografische Kontinuität.”<br />
Es sind im Grunde frohe Frauen, die ihren Kindern all das beibringen, was sie selbst einmal gelernt haben.<br />
Die <strong>Matriarchat</strong>sforscherin Uschi Madeisky, bekannt durch ihre Filme von existierenden <strong>Matriarchat</strong>en<br />
in aller Welt, stellt fest: „Wenn Mütter von Vielen umsorgt werden, dann werden es die Kinder auch. Wenn<br />
Kinder umsorgt werden, werden sie zufriedene Erwachsene, die sich in kleinen und größeren Gemeinschaften<br />
um Andere kümmern.“<br />
Hier das Beispiel aus meiner eigenen Lebensgeschichte der Kriegsgeneration: Gisela, die Cousine meiner<br />
Mutter (aus matriarchler Sicht sind die Cousinen auch Schwestern), damals Sekretärin in einer Heimschule,<br />
brachte mich dort im Internat unter, als Mutter schwer erkrankte. Ursel, die Schwester meiner Mutter,<br />
holte uns vom Osten Berlins nach dem Westen Deutschlands. Hier half dann wieder Erna, eine andere<br />
Cousine, Mutters Witwen-Pension endlich durchzusetzen, was zu Gerdas Gesundung führte. Dieses Vorbild<br />
nahmen wir drei Töchter von Gerda uns zum Beispiel, indem sie mir, Maria, der Jüngsten, in ihrer Nähe die<br />
Wohnung besorgten und unsere Älteste, Renate, in finanzieller Not unterstützten. Unsere mittelste Schwester<br />
Dorothee sagte: „Blut ist dicker als Wasser” und hielt wie eine „Matriarche” den „Clan” zusammen. Und<br />
immer spielt das Geistige eine bedeutende Rolle. Taufe, Kommunion, Konfirmation, Eheschließung und<br />
Beerdigung, die großen Kirchenfeste wie Ostern und Weihnachten, das Gebet in der Familie, sind die Grundlage<br />
des familiären Zusammenhaltes, dessen Wurzeln.<br />
Ich lese in den Tage- und Lebensbüchern von Brüdern und Schwestern, die sich besuchen oder zusammenleben,<br />
von Festen und Freude. Denn Humor zeigt sich in lustigen Festreden und Spiel, die Ernsthaftigkeit<br />
der Kindererziehung in <strong>Ein</strong>beziehung der Groß- und Urgroßmütter, durch Reisen zu ihnen oder Besuche<br />
von ihnen. (Großmütter geben energetische Impulse!) Immer wird ein Ort gesucht, wo sich die Familie trifft,<br />
sogar der Grundbesitz geht an die Tochter, wie wir im Lebensbuch von Gerda über Maria lesen: Hier ist