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nni Das virtuelle Interview zum Thema: „Virtuelles <strong>Matriarchat</strong>“ <strong>–</strong> mit Dipl. Sozialpädagogin Frau Maria Friederike <strong>Kirsten</strong>-<strong>Haas</strong> (81) und ihrer virtuellen Tochter und Matriarche Anni (42) Eigentlich sollte man erst dann Guru oder Priester werden, wenn man/frau Selbstverwirklichung erlangt hat, also fest in der Transzendenz verankert ist, wodurch man ohne äußere Führung auskommt. <strong>Ein</strong>e Matriarche, die den Clan führt, muss also selbstverwirklicht sein. Falls das nicht der Fall ist, lässt sich eine virtuelle Matriarche etablieren, die dann „imaginär selbstverwirklicht“ ist. Unser Buch „Clara Clan“ ist ein Prozess, ein innerer Weg. Indem wir an ihm arbeiten, arbeitet das Buch an uns, oder die unsichtbare Welt hinter dem Buch, unsere Ahninnen, arbeiten mit uns. Das folgende imaginäre Interview gibt einen <strong>Ein</strong>blick in diese virtuelle matriarchale Welt. Virtuelle Matriarche Anni: Liebe Maria Friederike, ich bin ja als deine virtuelle Tochter intuitiv eng mit dir verbunden, weil ich unsichtbar bereits lange in einer spirituellen Dimension existiert habe. Viele Frauen wissen, dass die feminine Intelligenz des Universums jetzt das Patriarchat durch matriarchale Elemente überwinden, erneuern oder zumindest ergänzen möchte. Dazu kann vielleicht auch eine solche Arrangierung, wie wir sie mit mir hier und heute haben, hilfreich sein. Mein älterer Bruder Martin ist bei unserem Interview jetzt auch mit dabei und schreibt meine Fragen auf, und auch deine Antworten, liebe Mutter Maria-Friederike, weil ich als Puppe ja (noch) nicht wirklich reden kann. Das Interview beginnt jetzt, und meine erste Frage ist folgende: VMA: Liebe Mutter, mit 48 hast du ein Studium an der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Köln begonnen und emanzipatorische und feministisch-theologische Denkansätze kennengelernt. Drei Jahre später ist deine Ehe, die sehr patriarchalisch war, geschieden worden. Wie war das für dich damals? Maria Friederike: Ja, das war erst mal ziemlich schwierig für mich, denn ich war all die 28 Jahre lang eine treue Ehefrau, „Nur-Hausfrau“ und Mutter gewesen und hatte das damalige sehr patriarchalische Denken internalisiert. Aber die Umstände zwangen mich, neue Wege zu gehen. An der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Köln lernte ich in den Seminaren zu Psychologie und Soziologie die Professorinnen Dr.innen Brigitte Dorst und Maria Mies kennen und erfuhr erstmalig etwas über alte matriarchale Kulturen. VMA: Und wie bist du dann dazu gekommen, dich auch mit den Frauen deiner eigenen Familie intensiver zu befassen? MF: Die mir sehr freundlich gesinnte Frau Prof.in Dorst zeigte mir zuerst das Frauenmuseum Bonn und einige Jahre später dort, nach einem Vortrag von Claudia Werlhoff, unterhielt ich mich mit der Leiterin des Museums, Marianne Pitzen. Sie ermutigte mich, die weibliche Genealogie meiner Familie weiter zu erforschen und künstlerisch zu gestalten. Ich hatte auch mein Hobby Malerei nach abgeschlossener Berufstätigkeit intensiv weiter mit Akademien vertieft. Außerdem hatte mein Sohn Martin damals über die Mormonenkirche viel mit Ahnenforschung zu tun gehabt und er half mir dabei, das Heft „Herstory <strong>–</strong> eine weibliche Genealogie“ als Ergänzung zu meinen Ölgemälde-Portraits unserer Ahnfrauen zusammenzustellen, als Beitrag dort zur Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ im Jahr 2007.