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Sommer ‘17 in Wiesbaden<br />
in Worten sagen, wie glücklich ich mit den beiden Kindern bin.<br />
Jeder kleine Fortschritt erfreut mich, und wenn ich auch nicht<br />
so viel Zeit habe, um sie viel zu tragen oder zu verwöhnen, so<br />
gebe ich ihnen doch so viel Liebe, wie ich nur kann. [...] Die Omi,<br />
die jetzt in England bei meiner Schwester lebt und auch bleiben<br />
wird, kam gerade zum 1. Geburtstag zu Besuch und freute sich<br />
an den Kleinen. Heute haben wir den 18. November und nun will<br />
ich doch wieder über unsre beiden Kinder berichten. Sie laufen<br />
schon sehr sicher auch draußen, meist muss eins im Wagen<br />
sitzen, das andere nebenher laufen. Im Park gehen wir dann die<br />
Enten und den kleinen Wasserfall ansehen und freuen uns über<br />
jedes Hündchen, was uns begegnet. Carlotta ist so possierlich<br />
in ihren Bewegungen, hüpft im Wagen wenn sie etwas freut. [...]<br />
Sie sind sich stets einig im Spiel, Carlotta ist nachgiebiger und<br />
so gibt es wenig Gezänk. Carlotta klettert auf jeden Stuhl, kaum<br />
bin ich aufgestanden, sitzt oder steht sie drauf. In der Kirche<br />
stehen beide mit Vorliebe auf den Stühlen. Natürlich muss man<br />
noch aufpassen, dass sie nicht fallen, aber Carlotta klettert sehr<br />
geschickt wieder runter. [...]<br />
5. Mai [1961]<br />
Heute ist ein besonderer Tag. In Rüsselsheim ist heute ein<br />
kleiner Junge [mein, Marias, Sohn Martin!] zur Welt gekommen,<br />
also der erste Vetter neben den beiden Cousinen in England. Wie<br />
freue ich mich, für meine liebe Schwester Maria u. ihren Mann.<br />
[...]<br />
24.I.1962<br />
Bereits ½ 7 h kann ich die Kinderzimmertür schließen; denn<br />
Carlo schläft seit einiger Zeit nicht mehr nach dem Mittagessen,<br />
und so ist er sehr müde. Carlottchen ist dagegen unser Schlafkind.<br />
Bereits morgens schläft sie, wenn sie niemand stört bis 8<br />
h, Carlo kommt schon vor 7 h zu mir ins Bett und begleitet mich<br />
ins Badezimmer. Auch mittags ging Carlottchen bisher sehr<br />
gerne ins Bett, nun sieht sie allerdings, dass Carlo aufbleibt, und<br />
da erhebt sie auch schon Protest, aber ihre Müdigkeit siegt. Das<br />
Schlafen tut dem Kind aber so gut, sie ist viel munterer geworden<br />
und hat auch den schrecklichen Eigensinn ziemlich überwunden.<br />
Sie ist meist tonangebend im Spiel,<br />
Carlo ihr treuer Nachahmer. Auch im Park läuft sie<br />
vorne weg am liebsten durch die Büsche und er<br />
hinterher. „Straße Mutti Hand geben“ verkündet sie<br />
laut und befolgt es dann auch. Oft müssen wir stehen<br />
bleiben „Stein Schuh“ verkündet sie unerbittlich, setzt<br />
sich an den Wegrand und ich muss den Schuh öffnen.<br />
Es stimmt aber auch in den allermeisten Fällen. Wie<br />
merkwürdig, dass Carlo nie einen Stein im Schuh hat!<br />
Im Sprechen ist sie immer dem Bruder etwas voraus,<br />
ich glaube, er lernt von ihr. Sie sagt z. B. seit 2 Tagen<br />
„Carlo“, heute sagte er es auch. Auch kleine Reime,<br />
und Zeilen aus dem Struwwelpeter fangen sie an zu<br />
erzählen. Den Struwwelpeter lieben sie leider sehr, sie<br />
sitzen gerne abends noch im Bett und schauen Bilder<br />
an. Carlo klettert allerdings zu gerne noch umher, sie<br />
schreit dann sehr energisch „Carlo gehste Bett“, wie<br />
sie es von mir gehört hat. [...] Zum 60. Geburtstag<br />
meiner Mutter fuhr ich für 5 Tage nach England. [...]<br />
Die Kinder waren bei der Werkmeisterfrau, die sie<br />
beköstigt hat, und unsere treue Erna hat die Kinder<br />
morgens u. abends besorgt. Sie haben mich überhaupt<br />
nicht vermisst, wenn sie nach mir fragten „Mutti<br />
Frisör“. Carlo war aber sehr glücklich, als ich wieder<br />
kam. Er rief voller Freude bestimmt 10 x „Mutti wieder<br />
da“ u. umarmte mich voller Glück. Carlottchen hat<br />
Muttis Rückkehr gar nicht beachtet. Für mich war es<br />
mal sehr erholsam und die Freude in England groß.<br />
Inzwischen ist nun am 19. Januar [1963] ein Junge<br />
namens Richard Ernst geboren [Schwester Renates<br />
Sohn]. <strong>–</strong> Nach meiner Rückkehr waren die Kinder<br />
ganz aus dem Häuschen. Es wurde in den Betten<br />
getobt, dauernd hauten sie aufeinander ein, dass es<br />
für mich eine schwere Zeit war. Wie weit das damit zusammenhängt,<br />
weiß ich nicht, seit ein paar Tagen sind<br />
sie beide sehr lieb untereinander und spielen auch<br />
zusammen. Jeder weiß genau was ihm gehört, wie<br />
Puppenwagen u. Eisenbahn. Bilderbücher u. Bauklötze<br />
sind allerdings Gemeingut.