M. F. Kirsten-Haas: CLARA CLAN – Ein virtuelles Matriarchat

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an der Ostsee: Tante Ursel mit ihren drei Nichten
Renate, Dörte und mir, Maria, auf ihrem Arm
mit ihrem Hund Percy
1903
In Breslau kam ich auf die Welt
und weiß es nur vom Hörensagen
Man dachte, dass mir‘s nicht gefällt:
Kein Schreien, nur ganz leises Klagen.
Geburtstag von Gerda zur Weihnachtszeit,
da war für die Taufe alles bereit:
„Ursula Erna Hildegard“!
Das fand man damals sehr apart. [...]
Unsere Mutter war die Seele vom Haus,
und ging sie mit Vater am Abend aus,
dann rauschten die Röcke aus Seide und Taft –
das war für uns Kinder ganz märchenhaft!
Sie neigte zu uns den schönen Kopf –
zur Krone geflochten den dunklen Zopf
und gab einen Kuss zur guten Nacht,
dann wurde im Bett noch geschwatzt und gelacht.
Sie sang und malte und spielte Klavier,
liebte Hunde und Vögel und andres Getier,
und sammelte schöne alte Sachen,
die uns noch heute Freude machen.
Wir haben auch sehr am Vater gehangen.
Die Politik hat ihn später ganz eingefangen:
Berlin und Reichstag und die Partei …
Am Sonntag gab es dann Jubelgeschrei!
Er brachte uns schöne Bücher zum Lesen,
und ist meist heiter, humorvoll gewesen.
1914
Ein Jahr darauf brach der Weltkrieg aus.
Die Mutter hatte in unserem Haus
eine große Nähstube eingerichtet.
Da lag der Flanell hoch aufgeschichtet
blau-weiß gestreift für Soldaten im Bett,
denn jeder Gasthof war Lazarett.
Doch Puppenkleider ergaben die Reste.
Das war für uns Kinder das Allerbeste!
1916 – Ilse Senta
Am fünfundzwanzigsten Januar
der Klapperstorch war wieder da:
Er brachte ein kleines Schwesterlein –
„Dreimädelhaus“ soll es nun sein.
Trotz Krieg und Hunger und bitterer Zeit
war es die große Seligkeit,
in die Wiege hinein zu schauen!
Wir waren schon groß und genossen Vertrauen.
Mit grauen Augen und blondem Haar:
unser Baby war einfach wunderbar!