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Meine Urgroßmutter Ida ist eine Pastorentochter. Ihr<br />
Vater schreibt freudig über ihre Geburt (s. Seite 59):<br />
1989<br />
****<br />
1935<br />
1901<br />
877<br />
1853<br />
1822<br />
-20<br />
-3400<br />
1847<br />
1832<br />
1795<br />
Die heute vormittags 3/4 auf zwölf Uhr erfolgte<br />
glückliche Entbindung meiner guten Frau von<br />
einem gesunden Mädchen beehre ich mich ergebendst<br />
anzuzeigen. Dieban am 6. Mai 1832.<br />
W. T. Fritsch<br />
Pastor.<br />
Der Vater unterrichtet seine Tochter selbst; dadurch<br />
lernt sie auch Latein und Naturwissenschaften, was damals<br />
für Mädchen nicht üblich ist. Ihre Mutter bringt ihr<br />
Hauswirtschaft und Handarbeit bei. Später heiratet Ida<br />
meinen Urgroßvater, den Rechnungsrat Heinrich Warmuth,<br />
einen Witwer mit zwei kleinen Kindern. Sie leben<br />
in Glatz an der Neiße, ältester geschichtlich bezeugter<br />
Ort Schlesiens, einer schönen alten Festungsstadt.<br />
Und sie wird diesen und ihrem eigenen Sohn Fritz eine<br />
besonders gute aber sehr strenge Mutter. Sie ist eine<br />
neue Matriarchin: Mit unendlicher Liebe hängt sie an<br />
ihren Kindern und Enkelkindern. Sie schreibt viel ihre<br />
Gedanken auf und erzieht sie im christlichen Glauben.<br />
Ida ist das Vorbild einer guten Hausfrau und Mutter. Sie<br />
wird „Großel Rath“ genannt und meine Mutter verlebt<br />
in ihrer Kindheit jede Woche einen Tag bei ihr; sie bekommt<br />
dann stets ihre Lieblingsspeisen gekocht. Später<br />
noch hat meine Mutter ihr Kochbuch gern benutzt.<br />
Umgeben von ihren Kindern und Enkelkindern stirbt sie<br />
im hohen Alter von 86 Jahren in Jauer, wo ihr Sohn Fritz<br />
mit seiner Familie damals lebt.<br />
Sieh! Keinen Tropfen Wasser schlürft das Huhn,<br />
Ohn‘ einen Blick zum Himmel aufzuthun,<br />
Und ohne zuvor anbetend sich zum Staube<br />
geneigt zu haben, pickt kein Korn die Taube.<br />
Was sie bewusstlos tun, tu‘ Du es bewußt,<br />
Daß Du vor ihnen Dich nicht schämen mußt.<br />
<strong>–</strong><br />
Friedrich Rückert<br />
Dieses detusche Gedicht schreibt Ida auf ein<br />
Blättchen, das Renate später ins Ahnenbuch<br />
eingeklebt hat.<br />
In Ida haben sich in moderner Weise<br />
matriarchale Grundgedanken verwirklicht:<br />
Als religiöse Frau ist sie Ratgeberin<br />
und Vorbild für ihre Familie und eine<br />
liebevolle Mutter für ihre Kinder und<br />
Kindeskinder.<br />
väterlicherseits meine Urgroß