05.11.2018 Aufrufe

Berliner Kurier 04.11.2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

21<br />

Fotos: dpa (4), dpa picturealliance/ullstein bild (3), Imago/Arkivi, dpa picturealliance/akg (2), action press, Imago/United Archives (3), Friedrich/Interfoto (2)<br />

Berlin in Bewegung: Tausende<br />

Zivilisten, darunter auch Frauen,<br />

strömen an Universität und Neuer<br />

Wache Unter den Linden vorbei.<br />

gen (und unterzeichnet erst am<br />

28. November eine staatsrechtlich<br />

einwandfreie Abdankungsurkunde).<br />

Eine gute halbe Stunde erhält<br />

das Außenministerium in Berlin<br />

die telegrafische Mitteilung,<br />

Wilhelm II. betrachte sich ab<br />

sofort als Privatpersönlichkeit.<br />

Epilog<br />

Philipp<br />

Scheidemann<br />

(SPD)<br />

verkündet<br />

um 14 Uhr die<br />

„deutsche<br />

Republik“.<br />

lassung der bürgerlichen<br />

Staatssekretäre.<br />

Spa, Villa La Fraineuse,<br />

19 Uhr. Wilhelm II. empfängt<br />

Plessen, den Kommandanten<br />

des Hauptquartiers, und<br />

Hintze, den Vertreter des Außenministeriums.<br />

Beide beschwören<br />

Seine<br />

Majestät eindringlich,<br />

sich in<br />

die Niederlande<br />

zu begeben.<br />

Verhandlungen,<br />

Intrigenund ein<br />

schweres Erbe<br />

Berlin, Königsplatz,<br />

Reichstag, 21 Uhr. Der Vorstand<br />

der SPD lehnt die Bedingungen<br />

der USPD für eine Regierungsbeteiligung<br />

ab.<br />

Spa, Villa La Fraineuse,<br />

22 Uhr. Wilhelm II. beschließt,<br />

sich am nächsten Morgen mit<br />

dem Hofzug in die Niederlande<br />

zu begeben.<br />

„Ich habe heute einen furchtbaren<br />

inneren Kampf ausgekämpft,<br />

da ich mich dem Vorwurf<br />

der Feigheit aussetzen<br />

wollte und den etwas treu gebliebenen<br />

Teil meines Heeres<br />

verlassen wollte,<br />

sondern lieber mit<br />

ihm gemeinsam<br />

fechtend sterbend“,<br />

schreibt er<br />

noch in der Nacht.<br />

„Aber alle verantwortlichen<br />

militärischen Stellen,<br />

sogar der Generalstab als<br />

solcher, erklärten, kämpfen<br />

wolle die Truppe und könne sie<br />

physisch nicht mehr, weder gegen<br />

den Feind, aber auch nicht<br />

gegen das eigene Volk.“<br />

Karl Liebknecht<br />

(Spartakusgruppe)<br />

proklamiertum<br />

16 Uhr die „freie<br />

sozialistische<br />

Republik<br />

Deutschland“.<br />

Sonntag,<br />

10. November 1918<br />

Berlin, Königsplatz, Reichstag,<br />

Nacht. Die Revolutionären<br />

Obleute setzen bei einer Versammlung<br />

der Arbeiter- und<br />

Soldatenräte den Beschluss<br />

durch, am nächsten Vormittag<br />

in allen Fabriken und Truppenteilen<br />

Neuwahlen der Räte abzuhalten.<br />

Ihre Delegierten sollen<br />

noch am selben Tag im Circus<br />

Busch zusammentreten,<br />

um eine provisorische Regierung<br />

zu bilden, unter Ausschluss<br />

der SPD.<br />

Cläre Casper, die Revolutionäre<br />

Obfrau, ist am Ende ihrer<br />

Kräfte; sie fährt nach Hause,<br />

„todmüde, aber glücklich“.<br />

Otto Wels gelingt es mithilfe<br />

von SPD-Vertrauensleuten<br />

noch in der Nacht, die Räte so<br />

zu beeinflussen, dass schon am<br />

frühen Morgen feststeht, dass<br />

die Obleute keine Mehrheit finden<br />

werden.<br />

Dircksenstraße, Polizeipräsidium.<br />

Arbeiter, Soldaten und<br />

Matrosen halten Wache, bewaffnet<br />

mit Gewehren, Pistolen<br />

und Handgranaten. Ihre Parole<br />

lautet „Revolution!“ Sie hören<br />

hin und wieder Schüsse, aus<br />

der Ferne, aber auch dicht am<br />

Alexanderplatz.<br />

Der Tag der Revolution<br />

nimmt 15 Menschen das Leben.<br />

Eijsden (Niederlande), 6<br />

Uhr. Wilhelm II. trifft am<br />

Bahnhof ein. Ihm wird politisches<br />

Asyl gewährt. Er findet<br />

Zuflucht im Schloss Ameron-<br />

Die Vorstände von SPD und<br />

USPD einigen sich am Vormittag<br />

des 10. Novembers auf eine<br />

gemeinsame provisorische Regierung,<br />

den Rat der Volksbeauftragten.<br />

Die Vollversammlung<br />

der Arbeiter- und Soldatenräte,<br />

die ab dem späten<br />

Nachmittag im Circus Busch<br />

tagt, bestätigt den Rat.<br />

Mit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens<br />

von<br />

Compiègne einen Tag später<br />

endet der Erste Weltkrieg.<br />

Berlin kommt nicht zur Ruhe:<br />

Weihnachtsunruhen, Austritt<br />

der USPD aus dem Rat der<br />

Volksbeauftragten, Spartakusaufstand,<br />

Ermordung von Karl<br />

Liebknecht und Rosa Luxemburg,<br />

Märzunruhen...<br />

Die Republik von Weimar –<br />

die Verfassungsgebende Nationalversammlung<br />

tagte dort,<br />

weil die Lage in Berlin zu unsicher<br />

war –wurde nur 14 Jahre<br />

alt. Gründe dafür gibt es viele:<br />

„Dolchstoßlegende“ und „Diktatfrieden“<br />

von Versailles, Inflation<br />

und Weltwirtschaftskrise,<br />

Rückwärtsgewandtheit der<br />

Eliten, Parteiengezänk und<br />

nicht zuletzt das, was der Demokratie<br />

auch heute zu schaffen<br />

macht: Populismus.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!