Berliner Kurier 04.11.2018
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PANORAMA<br />
SEITE45<br />
BERLINER KURIER, Sonntag, 4. November 2018<br />
NACHRICHTEN<br />
Gartenschau der Welt<br />
Foto: dpa<br />
Taipeh –Die Weltgartenschau<br />
in Taiwan wurde mit<br />
einem deutschem Beitrag<br />
eröffnet. Der Magdeburger<br />
Verein Kulturanker zeigt<br />
dort einen 4,5 Meter hohen<br />
Kubus, den Bau hat der kleine<br />
Verein in Eigenregie<br />
durchgezogen. Die Kombination<br />
aus Bambus und<br />
Bauhaus soll Deutschland<br />
und Taiwan verbinden. Auf<br />
der Schau werden bis April<br />
2019 mehrere Millionen<br />
Gäste erwartet.<br />
Tigerin erschossen<br />
Mumbai –Nach monatelanger<br />
Jagd ist eine menschenfressende<br />
Tigerin in<br />
Indien erschossen worden.<br />
Sie soll seit Juni 2016 mehr<br />
als 13 Menschen getötet<br />
haben. Gut 150 Menschen<br />
hatten sich an der Jagd auf<br />
die Mutter zweier Tigerbabys<br />
beteiligt. Es waren auch<br />
Scharfschützen auf den Rücken<br />
von Elefanten im<br />
Dschungel im Einsatz. Die<br />
Jagd war autorisiert, allerdings<br />
sollte die Tigerin lediglich<br />
betäubt und nur im<br />
Notfall erschossen werden.<br />
Helferin angefahren<br />
Esslingen –Ein Autofahrer<br />
fuhr in Baden-Württemberg<br />
gegen ein Brückengeländer.<br />
Seine Beifahrerin<br />
wollte Teile des Geländers<br />
von der Straße darunter<br />
wegziehen, damit keine<br />
Unfälle passieren. Dabei<br />
wurde sie von einem Auto<br />
angefahren und wurde<br />
schwer verletzt in eine Klinik<br />
gebracht.<br />
LOTTO-ZAHLEN<br />
6aus 49: 6, 18, 20, 28, 42, 49;<br />
Superzahl: 1;<br />
Spiel77: 4740883;<br />
Super6: 071733;<br />
Glücksspirale: Endziffer 8:<br />
10 Euro; 89: 25 Euro; 637:<br />
100 Euro; 4112: 1000 Euro;<br />
48134: 10 000 Euro; 731053 und<br />
552036: 100000 Euro.<br />
Prämienziehung –10000 Euro<br />
monatlich: 3107388 (ohne Gewähr)<br />
KENO-ZAHLEN<br />
4, 8, 13, 16, 18, 19, 20, 22,26, 28, 38,<br />
39, 45, 47,54, 55, 57,62, 64, 70;<br />
plus-5-Gewinnzahl:<br />
92596 (ohne Gewähr)<br />
Fotos: dpa, zvg<br />
Schilf soll schöne<br />
Beine machen<br />
Wieaus Gras oder alten Brötchen per Bioraffinerie<br />
Strumpfhosen und Verpackung entstehen können<br />
Andreas Kiesel vom<br />
Forscherteam der<br />
Uni Hohenheim im<br />
Schilfgras-Testfeld<br />
Eningen –<br />
Andrea<br />
Kruse hat eine<br />
Vision.<br />
Wenn sich Frauen<br />
künftig Nylonstrümpfe<br />
überstreifen, sollen deren<br />
Bestandteile aus Gras bestehen.<br />
Oder aus Chicorée-<br />
Wurzeln. Oder aus alten Brötchen.<br />
Ermöglichen soll das eine<br />
sogenannte Bioraffinerie, die<br />
pflanzliches Ausgangsmaterial<br />
in Biokunststoffe verwandelt.<br />
Andrea Kruse ist Fachgebietsleiterin<br />
für Konversionstechnologien<br />
nachwachsender Rohstoffe<br />
an der Uni Hohenheim und hat<br />
jetzt mit einem Forscherteam den<br />
Prototyp in Betrieb genommen.<br />
Die Bioraffinerie steht in einem<br />
ehemaligen Schlachthaus in<br />
Eningen (BaWü). Mehr als 1,2<br />
Millionen Euro hat sie gekostet,<br />
gefördert aus Forschungsprojekten<br />
von EU, Bund und Land.<br />
Nun können die Forscher einen<br />
Brei aus Miscanthus, einer auch<br />
als Chinaschilf bekannten Pflanze,<br />
in die Bioraffinerie einspeisen.<br />
Mit der Anlage lässt sich daraus<br />
sogenanntes Hydroxymethylfurfural<br />
(HMF) gewinnen –ein Ausgangsstoff<br />
zur Herstellung von<br />
Getränkeflaschen, Verpackungen<br />
und Autoteilen. Oder eben<br />
von Strumpfhosen. Bisher benutzte<br />
man dafür Erdöl.<br />
HMF soll solche fossilen<br />
Rohstoffe ersetzen.<br />
Die Uni Hohenheim<br />
pflanzt Chinaschilf<br />
auf einigen<br />
Testfeldern<br />
an. „Unsere<br />
Idee ist, dass<br />
Landwirte es auf ihren weniger<br />
guten Feldern anbauen und so die<br />
Biomasseproduktion in ihren Betrieb<br />
integrieren“, sagt Kruse. Zu<br />
dieser Idee gehört auch, dass Bauern<br />
eine Bioraffinerie auf ihrem<br />
Hof stehen haben und diese mit<br />
selbst angebautem Schilf füttern.<br />
Über Sammelanlagen soll der Biokunststoff<br />
zu Industriepartnern<br />
gelangen. Kruse will Babynahrungshersteller,<br />
Getränkekonzerne<br />
oder eben Sportbekleidungsund<br />
Strumpffabrikanten dafür gewinnen.<br />
In anderen Fachbereichen<br />
existierten bereits ähnliche<br />
Forschungsprojekte. Eine Studie<br />
verzeichnet Ende 2017 europaweit<br />
224 unterschiedliche Bioraffinerien<br />
–auch solche, die auf Zucker-,<br />
Öl- und Holzbasis arbeiten<br />
oder Biodiesel produzieren. Das<br />
Heidelberger Institut für Energie-<br />
und Umweltforschung untersucht<br />
das Marktpotenzial biobasierter<br />
Lebensmittelverpackungen<br />
oder die Anwendbarkeit von<br />
Biokunststoffen im unternehmerischen<br />
Großeinkauf.<br />
Die Bioraffinerie im ehemaligen<br />
Eninger Schlachthaus setzt ein<br />
Kilo Chinagras pro Stunde um.<br />
Für die Anlagen der Zukunft<br />
schwebt den Forschern ein Wert<br />
von einer Tonne am Tag vor.<br />
Künftige Raffinerien lassen sich<br />
Kruse zufolge neben Schilf auch<br />
mit anderen bisherigen Abfallprodukten<br />
befüllen –etwa Teilen der<br />
Chicorée-Wurzel oder sogar alten<br />
Backwaren. Für größere Folgeanlagen<br />
müssten aber erst mal Investoren<br />
gefunden werden.