Berliner Kurier 04.11.2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUTO<br />
AUTO-<br />
EXPERTE<br />
Dr.Christian<br />
Buric, ADAC<br />
Reifenbreite: Lieber<br />
schmal oder breit?<br />
Die Fahrzeughersteller<br />
rüsten ihre Autos immer<br />
öfter mit größeren und<br />
breiteren Reifen aus. Bei<br />
Sommerreifen wird dadurch<br />
die Fahrdynamik betont,<br />
wie aber schlagen sich<br />
Breitreifen im Winter? Wir<br />
vom ADAC haben erstmals<br />
fünf Reifenbreiten des Dunlop<br />
Winter Sport 5für den<br />
VW Golf getestet. Ergebnis:<br />
Bei Aquaplaning, Schneematsch<br />
und im Schnee hat<br />
die schmalere Dimension<br />
Vorteile, auf trockener<br />
Oberfläche die breitere. Alle<br />
Reifen, von ganz schmal<br />
(195/65 R15) bis ganz breit<br />
(225/40 R18), erreichten<br />
aber das Gesamturteil „gut“,<br />
es gab keine signifikanten<br />
Leistungsunterschiede.<br />
URTEIL<br />
Fahrer bremst für Taube<br />
Ein Auto fährt an einer Ampel<br />
an, bremst dann aber<br />
wegen einer Taube auf der<br />
Straße. Es kommt zum Auffahrunfall.<br />
Doch für den<br />
Schaden wollte der Auffahrende<br />
nicht haften. Das<br />
Amtsgericht Dortmund<br />
entschied, dass der Auffahrende<br />
haftet. Denn vom Vorausfahrenden<br />
könne nicht<br />
verlangt werden, dass er das<br />
Tier überfährt.<br />
Az: 425 C23483/18<br />
TIPPS<br />
Reifen richtig reinigen<br />
Autofahrer können Hochdruckreiniger<br />
für das Säubern<br />
ihrer Reifen nutzen –<br />
wenn sie es richtig machen.<br />
Eine Dekra-Studie kam zu<br />
dem Schluss, dass keine<br />
Materialschäden entstehen,<br />
wenn eine Flachstrahldüse<br />
im Abstand von 30<br />
Zentimetern genutzt wird.<br />
Ungeeignet seien dagegen<br />
Rotations- oder Punktstrahldüsen.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Tel. 030/63 33 11-456<br />
(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />
E-Mail: berlin.service@dumont.de<br />
Wer im Zusammenhang<br />
mit der Nutzung<br />
seines Autos<br />
an Gesundheitsaspekte<br />
denkt, dem fallen zunächst<br />
die Anstrengungen der Hersteller<br />
zur Vermeidung von<br />
Unfällen und zur Linderung<br />
ihrer Folgen ein. Aktive und<br />
passive Schutzsysteme, angefangen<br />
vom simplen Rückhaltegurt<br />
bis zum Kollisionswarner<br />
und zum Spurhalteassistenten,<br />
sollen dafür sorgen,<br />
dass es nicht zu einem Unfall<br />
kommt –und wenn doch, dass<br />
er glimpflich für die Insassen<br />
verläuft.<br />
Dass auch der unfallfreie Betrieb<br />
eines Pkw zahlreiche<br />
Chancen bietet, seiner Gesundheit<br />
zu schaden, wird dagegen<br />
weniger bedacht. Die wichtigste<br />
Kontaktstelle zwischen<br />
Mensch und Kraftfahrzeug ist<br />
der Autositz. Dank zweier aufwändiger<br />
Forschungsarbeiten<br />
der TU München gibt es inzwischen<br />
ein Verfahren zur Messung<br />
und Optimierung des Sitzkomforts,<br />
doch für den potenziellen<br />
Käufer gilt: Auf den ersten<br />
Eindruck vertrauen. Sitzt der<br />
Sitz „wie angegossen“ oder<br />
muss man nach zusätzlichen<br />
Verstellmöglichkeiten suchen?<br />
Ein kundenorientierter Händler<br />
wird dem Interessenten<br />
auch eine längere Probefahrt ermöglichen,<br />
damit der einschätzen<br />
kann, ob der Sitz auch hält,<br />
was er verspricht.<br />
Zusätzlich zur Längs- und<br />
Lehnenverstellung sollte der<br />
Fahrersitz möglichst noch eine<br />
Lendenwirbelsäulen-Abstützung<br />
haben. Einige Hersteller<br />
bieten Komfortsitze an, bei denen<br />
auch der Schulterbereich,<br />
die Wangen und Seitenpolster<br />
der Sitzfläche sowie die Auflage<br />
der Oberschenkel variierbar<br />
sind. Allen Systemen gemein ist<br />
ein ordentlicher Aufpreis, aber<br />
sie sind meistens ihr Geld wert,<br />
da sie den unterschiedlichsten<br />
Bedürfnisse anzupassensind.<br />
Wer Lederpolster für sein Auto<br />
bestellt, hat meistens auch<br />
gleich eine Sitzheizung geordert,<br />
doch auch indieser Komfortfrage<br />
ist Vorsicht geboten:<br />
Zu viel Wärme von unten kann<br />
die Fortpflanzung gefährden,<br />
wie Forscher gemessen haben.<br />
„Die Sitzheizung hält vielleicht<br />
ihren Hintern angenehm warm,<br />
aber Achtung: Wenn Sie männlich<br />
sind, kann sie auch ihre<br />
Fortpflanzungs-Ausstattung<br />
grillen“, fasst das Magazin<br />
„New Scientist“ die Studie zusammen.<br />
Die ideale Temperatur für die<br />
Spermienproduktion liege bei<br />
einem oder zwei Grad unterder<br />
normalen Körpertemperatur.<br />
„Dies ist einer der Gründe, weshalb<br />
die Hoden außerhalb des<br />
Körpers angebracht sind.“ Um<br />
zu testen, ob Sitzheizungen die<br />
Hodentemperatur erhöhen,<br />
haben die Forscher Tempera-<br />
Foto: zvg<br />
tur-Sensoren an den Hoden von<br />
30 gesunden Männern angebracht<br />
und sie 90 Minuten lang<br />
im Auto sitzen lassen. Bereits<br />
nach einer Stunde auf einem beheizten<br />
Autositz lag die Hodentemperatur<br />
bei durchschnittlich<br />
37,3 Grad Celsius. Bei Männern,<br />
die die Heizspirale ausgeschaltet<br />
ließen, waren die<br />
Hoden im Durchschnitt nur<br />
36,7 Grad warm.<br />
Gutsitzen,<br />
sehenund<br />
fühlen<br />
Vonden Sitzen über<br />
die Beleuchtung bis zur<br />
Heizung: Worauf Sie beim<br />
Autokauf achten sollten<br />
Der Temperaturunterschied<br />
sei zwar gering, unter Umständen<br />
aber genug, um der Spermienproduktion<br />
zu schaden,<br />
glaubt Andreas Jung von der<br />
Universität Gießen. Wer seine<br />
Familienplanung noch nicht abgeschlossen<br />
hat, sollte eventuell<br />
auf eine Sitzheizung verzichten.<br />
Seit einiger Zeit gibt es auch<br />
Ventilationssysteme zur Kühlung<br />
von Sitzen, wobei es sowohl<br />
Systeme gibt, die über Perforation<br />
im Leder kühle Luft<br />
nach außen fächeln, als auch<br />
solche, die vom Körper abgestrahlte<br />
Wärme absaugt. Die<br />
Forschung zu ihrer Wirkung<br />
steckt aber noch in den Anfängen.<br />
Zweite wichtige Schnittstelle<br />
zwischen Mensch und Maschine<br />
ist das, was mit den Augen erfasst<br />
wird. Auf der einen Seite<br />
betrifft das Instrumente, Displays<br />
und Innenbeleuchtung,<br />
auf der anderen die Lichtmenge,<br />
die durch die Scheiben ins<br />
Fahrzeug dringt. Bei der Probefahrt<br />
sollte man auf Blendfreiheit<br />
und lästige Spiegelungen<br />
achten, die vor allem bei hellen<br />
Innenverkleidungen in Frontoder<br />
Seitenscheiben auftreten<br />
können.<br />
Da 90 Prozent aller zum Führen<br />
eines Kfz nötigen Informationen<br />
über die Augen aufgenommen<br />
werden ist eswichtig,<br />
alle unnötigen Reize zu unterbinden.<br />
Einer Augenermüdung<br />
wird so vorgebeugt. Was die Beleuchtung<br />
der Instrumente angeht,<br />
folgen die Hersteller bislang<br />
eher ästhetischen als medizinisch<br />
nachprüfbaren Kriterien.<br />
Rot ist in verschiedenen<br />
Abstufungen eine häufig anzutreffende<br />
Farbe in den Displays.<br />
Professor Dr. Christian Ohrloff<br />
vom Zentrum für Augenheilkunde<br />
der Johann Wolfgang<br />
Goethe-Universität Frankfurt<br />
sagt dazu: „Für die Wahrnehmbarkeit<br />
ist ein starker Kontrast,<br />
also schwarz und weiß, immer<br />
noch am besten“.<br />
Der Lüftung im Auto kommen<br />
zwei wesentliche Aufgaben zu:<br />
Sie soll die im Fahrgastraum vorhandenen<br />
2 bis 3 Kubikmeter<br />
Luft umwälzen, erneuern und<br />
mittels Klimaanlage auf einem