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Fremdsein überwinden (2016)

Kongressband Dreiländerkongress 2016 in Bielefeld

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30. Dimensionen der kulturellen Fremdheit<br />

Alla Koval<br />

Einleitung<br />

„Fremd ist der Fremde nur in der Fremde.“ [8]<br />

Dieses Zitat von Karl Valentin ist inzwischen zum geflügelten Wort geworden<br />

und verweist u.a. darauf, dass Fremdes meistens nebensächlich ist, solange<br />

es in der Ferne bleibt, d.h. im Alltag nicht vorkommt. Die Welt rückt jedoch<br />

immer mehr zusammen. Durch Globalisierung, Mobilität und Digitalisierung<br />

werden weit entfernt lebende Menschen vertrauter, wobei „weit“ nicht<br />

immer eine große geographische, sondern auch eine soziale Distanz bedeuten<br />

kann. Gleichzeitig sind uns viele Menschen, denen wir in unterschiedlichen<br />

Zusammenhängen im Alltag begegnen, fremd. Jedoch nicht alle unbekannte<br />

Menschen werden zugleich als Fremde wahrgenommen, sondern<br />

vorrangig dann, wenn alltägliche Routinen nicht funktionieren, z.B. wenn<br />

jemand sich auf eine als befremdlich empfundene Weise verhält. In diesem<br />

Beitrag wird ein Versuch unternommen, unterschiedliche Dimensionen der<br />

kulturellen Fremdheit zu erläutern.<br />

Fremdheit als Konfrontation mit der Infragestellung des<br />

Selbstverständlichen<br />

Die Außenweltdinge haben für Menschen, die in demselben sozialen und<br />

kulturellen Umfeld wohnen, dieselbe Bedeutung, sie werden nicht hinterfragt<br />

und als selbstverständlich hingenommen. Auch die Wahrnehmungsund<br />

Deutungsmuster sowie die Vorstellung über die Weltwirklichkeit, welche<br />

Schütz [6] als „Denken-wie-üblich“ [ebd. S. 58] bezeichnet hat, sind<br />

ähnlich. Das Vorhandensein des „Denken-wie-üblich“ entlastet zum einen<br />

das Alltagshandeln vom vermeidbaren Aufwand des Analysierens, Bewertens<br />

und Kategorisierens und stellt zum anderen einen Orientierungsrahmen<br />

für legitim geordnete Handlungsmuster dar. Diese ermöglichen einem Menschen<br />

ohne die Richtigkeit in Frage zu stellen, das Erfahrene jeden Tag zu<br />

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