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Fremdsein überwinden (2016)

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44. Psychiatrische Pflege in Syrien<br />

Mohab Naeem<br />

Abstract<br />

Die Ermittlung geeigneter pflegetherapeutischer Interventionen erfordert<br />

ein umfassendes Verständnis für die kulturellen Hintergründe des menschlichen<br />

Verhaltens [1]. Seit der Autonomie Syriens 1946 professionalisierte<br />

sich die Krankenpflege im Land. Aufgrund des aktuellen Konflikts in Syrien ist<br />

diese Entwicklung gestoppt und das psychiatrische Hilfesystem stark beschädigt<br />

worden. Viele Syrer suchen ein sicheres Lebensumfeld und flüchten<br />

unter anderem nach Deutschland. Die psychiatrisch Pflegenden in Deutschland<br />

stehen aus diesem Grund vor der großen Herausforderung diesen<br />

traumatisierten Menschen eine kultursensible und professionelle Pflege<br />

zuteilwerden zu lassen.<br />

Kultureller Hintergrund<br />

Die Region, die heute Syrien heißt, wurde über Jahrhunderte von Menschen<br />

mit einer großen Vielfalt von ethnischen und religiösen Hintergründen bevölkert<br />

[2-4].<br />

Weil die Kultur unser menschliches Verhalten formt und die individuelle<br />

Sichtweise auf die Welt um uns herum prägt, sollten Krankenpflegepersonen<br />

diese kulturellen Faktoren kennen, um den Umgang mit psychischen Erkrankungen<br />

von Menschen verschiedener Herkunft besser verstehen zu können.<br />

So kann die Kultur das Erleben, die Ausdrucksform und die Beurteilung der<br />

psychischen Störungen beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist, dass bei der Depression<br />

in manchen Kulturen häufiger somatische Symptome in den Vordergrund<br />

gestellt werden, als die psychischen [1]. Syrer könnten depressive<br />

Symptome und seelische Belastungen auf das Herz beziehen. Der Ausdruck<br />

„mein Herz ist erblindet“ bezieht sich auf Traurigkeit und Pessimismus [1, 5].<br />

Schon vor dem Krieg war die psychiatrische Versorgung begrenzt. 21 Millionen<br />

Menschen wurden von 70 Psychiatern in vier Krankenhäusern versorgt<br />

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