Industrieanzeiger 02.2019
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technik & wissen<br />
Kjellberg Finsterwald realisiert flexiblen 3D-Metalldruck<br />
Wer schweißt, kann<br />
auch 3D-drucken<br />
3D-Metalldruck | Wer mit dem Laser schweißt, kann<br />
auch 3D-drucken: Dies dachten sich wohl die<br />
Ingenieure bei Kjellberg und stellten nach vierjähriger<br />
Entwicklungsarbeit einen wandelbaren Laserkopf vor,<br />
der es in sich hat.<br />
❧ Olaf Stauß<br />
diodenlaser.“ Der Laserkopf enthält Strahlerzeugung<br />
und Optik des Diodenlasers. Er ist kompakt und mobil.<br />
Aus dieser Bauweise leiten sich eine Reihe weiterer<br />
Vorteile ab, die Schnick auf der Messe einen nach dem<br />
anderen auflistete.<br />
Der erste ist die Flexibilität. „Sie können den<br />
Bearbeitungskopf an Roboter anflanschen, auch auf<br />
Baustellen vor Ort.“ Weiter könne der Anwender über<br />
die Art des aufgetragenen Werkstoffes mit großer<br />
Freiheit entscheiden und diesen innerhalb von wenigen<br />
Sekunden wechseln. Nutzt er Pulverwerkstoffe, bekomme<br />
er einen sehr robusten Prozess, Draht hingegen biete<br />
hohe Präzision.<br />
Der zweite Vorzug: Das System kann auf konventionell<br />
hergestellte Teile mit beliebig großer Geometrie<br />
additiv aufbauen. Der Anwender ist in der Werkstoffwahl<br />
flexibel – selbst ein Werkstoffmix sei möglich.<br />
Durch Heißdrahttechnologie könne die Produktivität<br />
des Lasers teils sogar verdoppelt werden. Kjellberg<br />
nennt Auftragsraten von 1 kg/h bei gleichbleibend<br />
filigranen Strukturen von 1 bis 2 mm.<br />
Der Direktdiodenlaser-<br />
Bearbeitungskopf<br />
ProFocus kann Reparaturschweißungen<br />
vor -<br />
nehmen und auch auf<br />
konventionellen Bau -<br />
teilen additiv aufbauen<br />
oder 3D-drucken.<br />
Bild: Kjellberg<br />
Die Euroblech in Hannover war der erste Wink an die<br />
Fachwelt, dass Kjellberg eine vielversprechende neue<br />
additive Fertigungstechnologie zu bieten hat – sowohl<br />
für das Laserauftragsschweißen als auch den 3D-Druck:<br />
den Bearbeitungskopf ProFocus. Er operiert mit sechs<br />
Einzelstrahlen, die konzentrisch um eine Achse angeordnet<br />
sind. Zusammen liefern sie 1 kW Laserleistung.<br />
Das Material wird in der Mittelachse zugeführt – entweder<br />
als Pulver oder als Drahtwerkstoff, nach Belieben<br />
auswechselbar.<br />
Entwickelt wurde diese Innovation bei der Oscar<br />
PLT GmbH, der Forschungsgesellschaft der Kjellberg-<br />
Stiftung. Die wichtigste Besonderheit sieht Managing<br />
Director Dr. Michael Schnick in der Bauweise: „Anders<br />
als bei anderen Lösungen koppeln wir das Laserlicht<br />
nicht über Faserleitungen ein. Wir müssen nur Medienleitungen<br />
anschließen, keine Laserleitungen. Möglich<br />
wird dies durch unser Patent auf einen kurzen Direkt-<br />
3D-Druckkopf hat sich bereits bei<br />
Turbinenschaufeln bewährt<br />
Vorzug Nummer drei ist laut Dr. Schnick die hohe<br />
Qualität, die das Verfahren bietet. „Mit unserem Donat<br />
aus Laserstrahlen rund um den mittigen Materialstrom<br />
lässt sich die Energie sehr genau dosieren.“ Die gute<br />
Schutzgasabdeckung, die die Konstruktion möglich<br />
mache, erlaube es zudem, „sehr nahe heranzugehen“<br />
und das Material sehr präzise aufzutragen.<br />
Nach vierjähriger Entwicklungsarbeit kann<br />
Managing Director Schnick bereits über erste Erfolge<br />
bei Pilotprojekten berichten, etwa in der Reparatur von<br />
Kraftwerksteilen. „Unter Zeitdruck haben wir Problemstellungen<br />
mit hoher Anforderungen gelöst.“ Dazu<br />
zählten Reparaturschweißungen von Laufrädern und<br />
das Aufarbeiten von Bauteilen wie Schaufeln und Häckselwerkzeugen.<br />
Die Messepräsentation im Oktober 2018 setzte für<br />
Kjellberg den Startschuss zur Vermarktung der neuen<br />
Technologie. Optionale Anwendungsfelder sind das<br />
3D-Drucken von Teilen, aber auch Auftrags- und<br />
Reparaturschweißungen. Dr. Schnick setzt dabei auf<br />
Partnerschaften mit Kunden. „Unsere Kompetenz ist<br />
der Laserkopf. Beim Drumherum wie der Kinematik<br />
oder der Robotertechnik unterstützen wir gerne,<br />
müssen es aber nicht selbst machen.“ •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.19 59