Industrieanzeiger 02.2019
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mit dem größten bei Gebhardt fürs Schruppen<br />
eingesetzten Durchmesser funktioniert,<br />
kann das Ganze auf kleinere Tools herunter<br />
skaliert werden. Die Schnittdaten wurden<br />
auf die Prozessumgebung ausgelegt und<br />
zielgerichtet angepasst. Um absolute Prozesssicherheit<br />
zu erhalten, sind die Experten<br />
bewusst nicht an die Leistungsgrenze des<br />
Fräsers gegangen.<br />
Das Resultat hat die Erwartungen deutlich<br />
übertroffen. Die ermittelten Werte gel-<br />
Ober- und Unterseite des fertig bearbeiteten<br />
Biegestempels aus 1.2738, der dem des Testwerkstücks<br />
entspricht. Mit diesem Ziehwerkzeug<br />
entstehen Sichtteile aus Aluminium, die hohe<br />
Anforderungen an die Oberflächen stellen.<br />
ten bei Gebhardt heute als Referenz. Die<br />
Standzeit hat sich bei Bauteilen dieser Art<br />
zwischen 30 und 40 % erhöht. Plattenbrüche<br />
kamen nicht mehr vor. „Wir setzen die<br />
Platte heute durchgängig zum Schruppen<br />
auf allen Maschinen ein – wobei das Materialspektrum<br />
von Baustahl bis hin zu hochlegierten<br />
Stählen reicht“, berichtet Rainer<br />
Brandt, Leiter CNC-Fräsen bei Gebhardt.<br />
„Zudem konnten wir deutlich an Geschwindigkeit<br />
zulegen. Beim Versuch konnten<br />
wir die Bearbeitungszeit um rund 30<br />
Prozent auf 240 Minuten senken.“<br />
Motiviert von diesen Verbesserungen<br />
beim Schruppen sollte ein weiteres Projekt<br />
bestätigen, dass sich mit Hilfe von MMC<br />
Hitachi auch die Hartbearbeitung weiter<br />
optimieren lässt. Dazu wurden zwei zweischneidige,<br />
unterschiedlich beschichtete<br />
Kugelfräser (EPBTS-TH, HGOB-PN) mit<br />
10 mm Durchmesser einem Vergleichstest<br />
mit insgesamt sieben Kugelfräsern ähnlichen<br />
Typs anderer Hersteller unterzogen.<br />
Bei diesen Tests standen Prozesssicherheit,<br />
Oberfläche und Standzeit im Mittelpunkt.<br />
Als Versuchsobjekt diente ein leicht zu messender,<br />
100 mm hoher Block mit einer Länge<br />
und Breite von 80 mm aus verschleißfestem<br />
und auf 60 HRC vorgehärtetem chromlegierten<br />
Kaltarbeitsstahl 1.2379, der bei<br />
Gebhardt als Standardwerkstoff bei der<br />
Hartbearbeitung eingesetzt wird. Der Versuchsaufbau<br />
bestand zudem aus einem eingeschwenkten<br />
Kugelfräser, mit dem in einem<br />
Winkel von 30° fünf Stunden auf einem<br />
Punkt durchgefräst wurde. Wenn der Kugelfräser<br />
nach dieser Zeit keinen Verschleiß<br />
aufweist, so der Rückschluss, kann man in<br />
der Praxis mit zehn Stunden Standzeit rechnen<br />
– wegen den wechselnden Bedingungen<br />
an der Kugelflanke.<br />
Teureres Tool war am Ende billiger<br />
Bei den Tests blieben alle Bearbeitungsparameter<br />
gleich. Gemessen wurden die Oberfläche,<br />
die Abweichung zum Nullmaß, also<br />
zum programmierten Maß – sowie die Konizität,<br />
also der Abbau des Fräswerkzeugs<br />
im Prozess. Das Ziel war ein Eins-zu-eins-<br />
Vergleich zwischen einem teureren und einem<br />
billigeren Werkzeug. Bei dem EPBTS<br />
lagen Verschleiß und Abweichung vom<br />
Nullmaß jeweils bei 0,02 mm. Bei den Konkurrenzwerkzeugen<br />
betrugen Verschleiß<br />
und Maßabweichung bis zu 0,07 mm, bei<br />
einem Mittenrauwert R a von teilweise bis zu<br />
0,7 μm. Der EPBTS lieferte hinsichtlich<br />
Standzeit und Oberflächenqualität insgesamt<br />
das beste Ergebnis, mit einem R a -Wert<br />
von bis zu 0,21 μm. „Mich überraschte, wie<br />
stark sich das Bearbeitungsergebnis bei den<br />
Werkzeugen der verschiedenen Hersteller<br />
unterschieden hat“, resümiert Brandt. „Wir<br />
hatten unter denselben Bedingungen teilweise<br />
vierfach schlechtere Oberflächen.“<br />
In Baienfurt kommen heute im Stahlbereich<br />
fast ausschließlich Tools von MMC<br />
Hitachi zum Einsatz. So fräsen die Spezialisten<br />
von Gebhardt schneller, profitieren von<br />
höheren Standzeiten und fertigen mit weniger<br />
Kosten. Auch in Sachen Maßhaltigkeit<br />
und Oberflächenqualität haben sie nachgelegt.<br />
Denn je besser die gefräste Oberfläche<br />
ist, desto weniger manuelle Nacharbeit ist<br />
erforderlich. Im Idealfall entfällt sie sogar<br />
ganz. Das ist für den Werkzeugbauer ein<br />
wichtiges Argument, weil die Geometrie so<br />
unbeeinflusst bleibt. Das Ergebnis ist eine<br />
höhere Genauigkeit am fertigen Werkzeug.<br />
Mit am wichtigsten ist jedoch, dass man<br />
Rainer Brandt mit einer Mittelkonsolenabdeckung aus<br />
Aluminium, die mit einem Gebhardt-Werkzeug auf<br />
einer der hauseigenen Pressen hergestellt wurde.<br />
beim Thema Prozesssicherheit einen entscheidenden<br />
Schritt vorangekommen ist.<br />
Ein weiterer großer Fortschritt wurde bei<br />
den Fertigungskosten erzielt. Anwendungstechniker<br />
Florian Huber führte eine prozessorientierte<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
für die Schruppbearbeitung des Biegestempels<br />
durch und dokumentierte die<br />
Fertigungskosten auf Basis der bisherigen<br />
und der neuen Kennwerte. „Bei unserem<br />
Testwerkstück kosten die Platten, die zum<br />
Schruppen des Biegestempels benötigt wurden,<br />
zusammen rund 73 Euro. Das sind<br />
etwa 50 Euro mehr als beim Wettbewerb“,<br />
sagt Markus Gebhardt. „Den Mehrpreis<br />
sparen wir aber durch die höhere Standzeit<br />
und über die ein Drittel schnellere Bearbeitung<br />
mehr als ein. Unter Einbeziehung der<br />
Maschinenkosten sind die Fertigungskosten<br />
hier um gut 24 Prozent gesunken.“ •<br />
Theo Drechsel<br />
Fachautor in Unterschleißheim<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.19 43