Industrieanzeiger 02.2019
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pro Sekunde. So stellt Active Speed Control<br />
den idealen Vorschub auch dann sicher,<br />
wenn die Blechdicke innerhalb einer Tafel<br />
variiert oder die Oberseite durch Rost oder<br />
Lacke verunreinigt ist. Solche Materialunterschiede<br />
führten bislang häufig dazu, dass<br />
sich Schlacke bildete oder der Schnitt abriss.<br />
Abweichungen teilt das System dem Bediener<br />
mit und hilft so, Ausschuss zu vermeiden.<br />
Durch Software-Updates können künftig<br />
weitere Funktionen aufgespielt werden.<br />
Ein weiter Vorteil: Der Bediener kann das<br />
Live-Bild des Blicks durch die Düse und die<br />
wichtigsten Prozessparameter jederzeit auf<br />
der Steuerungsoberfläche der Maschine<br />
oder einem Tablet abrufen.<br />
Sichere, cloudbasierte Datenauswertung<br />
Mit fünf neuen Apps können Kunden beim<br />
Kauf einer Neumaschine in die digitalisierte<br />
Fertigung einsteigen. Die Daten verarbeitet<br />
Trumpf-Tochter Axoom auf ihrer Cloud-<br />
Plattform. Die Server befinden sich in<br />
Deutschland und Europa, geschützt durch<br />
strenge Gesetze. Der Kunde entscheidet, ob<br />
er seine Maschine anbinden möchte. Die Informationen<br />
der Apps lassen sich vom PC,<br />
Tablet oder Smartphone aus abrufen.<br />
• Die App „Live Status“ informiert Nutzer<br />
im Fall eines Stillstands. Sie ermöglicht,<br />
von überall aus auf den Maschinenstatus<br />
zuzugreifen und die Restlaufzeit von Programmen<br />
abzulesen.<br />
• „Machine Analytics“ betrachtet Maschinendaten<br />
und -zustände der vergangenen<br />
drei Tage und hilft den Nutzer, die Auslastung<br />
zu verbessern.<br />
Schneidprozess mit Active<br />
Speed Control: Die Sensorik<br />
reagiert auf Rost<br />
und Verschmutzungen<br />
auf der Oberfläche, passt<br />
den Vorschub automatisch<br />
an und vermeidet so<br />
Fehlschnitte.<br />
• „Program Analytics“ zeigt, welche Programme<br />
nicht immer reibungslos liefen.<br />
Diese App hilft auch, Programme auszuwählen,<br />
die sich besonders gut für Nachtund<br />
Wochenendschichten eignen.<br />
• „Material Analytics“ betrachtet den Materialeinsatz<br />
und unterstützt bei der Bestellplanung.<br />
• „Punching Tool Analytics“ erkennt, welche<br />
Werkzeuge häufig zum Einsatz kommen<br />
und schlägt vor, welche zu Standardwerkzeugen<br />
gemacht werden sollten.<br />
Die Apps ergänzen die Lösungen für die<br />
Smart-Factory-Lösung, die die Ditzinger<br />
unter dem Namen TruConnect anbieten.<br />
Immer wissen, wo ein Teile gerade liegt<br />
Einen weiteren Trumpf-Baustein für die vernetzte<br />
Fertigung stellt das Indoor-Lokalisierungssystem<br />
„Track & Trace“ dar, das auf<br />
Ultra-Wideband-Technologie (UWB) basiert.<br />
Die Lösung ermittelt in Echtzeit und<br />
zentimetergenau die eindeutige Position von<br />
Teilen oder Werkzeugen und dokumentiert<br />
die Transportwege. Lästiges und kostspieliges<br />
Suchen in der Fertigung entfällt damit.<br />
Expressaufträge lassen sich in der Halle präzise<br />
orten und Arbeitsschritte sinnvoll priorisieren.<br />
Das verkürzt die Durchlaufzeiten<br />
und steigert die Produktivität.<br />
Track & Trace funktioniert über einen<br />
im Inneren des Markers verbauten Computerchip.<br />
Er sendet Daten über an der Hallendecke<br />
installierte Ortungsgeräte, sogenannte<br />
Satelliten, an einen Industrierechner, auf<br />
dem sich die Informationen über das Teil<br />
und seine Lage übersichtlich darstellen lassen.<br />
Nutzer können von dort aus auch den<br />
Marker ansteuern und auf ein kleines Ink-<br />
Display etwa die Auftragsnummer oder andere<br />
wichtige Informationen übertragen.<br />
Umformen 4.0 in Automobilproduktion<br />
Wie Digitalisierung in der Blechumformung<br />
ganzheitlich gelingt, zeigten Wissenschaftler<br />
des Fraunhofer IWU. Am Beispiel einer<br />
Miniatur-Umformpresse und deren digitalem<br />
Zwilling demonstrierten sie wie sich<br />
Produktionsstillstände und Ausschuss im<br />
Presswerk vermeiden und so Mehrwerte<br />
schaffen lassen. Mittels Kraft- und Wegsensoren,<br />
einem Werkstofftester und einer optischen<br />
Bauteilprüfung überwacht die Anlage<br />
sich selbst und die gefertigten Teile. Sie ermöglicht<br />
damit eine 100-%-Qualitätskontrolle.<br />
Das Ziel der Forscher ist, künftig die<br />
Prozessparameter so zu beeinflussen, dass<br />
sich Gutteile auch aus Materialien herstellen<br />
lassen, die bislang zu Ausschuss geführt<br />
hätten. Um Mitarbeiter mit Informationen<br />
zu versorgen, kommen unterschiedliche<br />
Visualisierungslösungen zum Einsatz.<br />
Außerdem haben die Forscher einen Verfahrensmix<br />
entwickelt, mit dem sich komplexe<br />
Karosserieteile schon ab Stückzahl 1<br />
wirtschaftlich herstellen lassen. Wie ihr Ansatz<br />
praktisch funktioniert, zeigten sie anhand<br />
des stromlinienförmigen Konzeptfahrzeugs<br />
Silberhummel. Dabei reduziert inkrementelle<br />
Blechumformung die Werkzeugkosten<br />
und die Zeit bis zum ersten Fertigteil.<br />
Erzeugt wird die Form durch aufeinanderfolgende<br />
Bewegungen eines Umformdorns,<br />
der sich entlang einer CNC-Bahn bewegt.<br />
Einfache Geometrien lassen sich ohne<br />
Gegenwerkzeuge herstellen, für komplexere<br />
Formen werden einfache Gegenwerkzeuge<br />
verwendet. Bei der Silberhummel bestehen<br />
diese aus kostengünstigem und einfach zu<br />
bearbeitendem Leimholz. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 02.19 55