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Industrieanzeiger 02.2019

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technik & wissen<br />

Zeitpunkt der Inbetriebnahme sehr unterschiedliche<br />

Tarife zwischen 28,74 und 9,28 Cent/kWh.<br />

Für den Modulhersteller ist die Eigenversorgung aus<br />

mehreren Gründen sinnvoll und vorteilhaft: „So zeigen<br />

wir unseren Kunden, dass sich Solarstrom lohnt und die<br />

Umwelt entlastet wird“, berichtet Funk. Das Unternehmen<br />

könne zudem seine Strombezugskosten senken.<br />

Nachhaltig und wirtschaftlich seien die Anlagen auch<br />

deshalb, weil hier viele eigene Module verbaut worden<br />

seien, die beispielsweise wegen optischer Mängel nicht<br />

mehr verkauft werden konnten. Sie hätten sonst entsorgt<br />

werden müssen.<br />

Derzeit reicht der Chemnitzer Solarmodul-Hersteller<br />

seine Erfahrungen mit der Solarstrom-Eigenerzeugung<br />

an ein benachbartes Metallbearbeitungs-Unternehmen<br />

weiter. Bei diesem hat Heckert-Solar die Planung für<br />

eine Solarstrom-Dachanlage mit 286 kWp übernommen,<br />

liefert seine Solarmodule sowie das übrige Mate -<br />

rial.<br />

Bei Födisch am Standort in Markranstädt begrüßen den<br />

Besucher sogenannte Solartracker. Bilder: Stefan Schroeter<br />

Auch der Solarmodul-Hersteller Hanwha Q-Cells<br />

(HQC) aus Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt versorgt<br />

sich teilweise mit selbst erzeugten Solarstrom. Im<br />

Jahr 2014 nahm er eine Fotovoltaik-Anlage mit<br />

500 kWp auf dem Dach seines Parkhauses in Betrieb.<br />

Ein Jahr später folgte eine Freiflächen-Anlage mit<br />

3,5 MWp. Beide Anlagen produzierten zuletzt zusammen<br />

4,13 GWh Strom pro Jahr.<br />

Von März bis September decke die Solaranlage stundenweise<br />

den kompletten Strombedarf von HQC, berichtet<br />

Pressesprecher Oliver Beckel. An sonnigen Tagen<br />

werde der Strombedarf zwischen 9 und 17 Uhr zu<br />

100 Prozent durch selbsterzeugte Solarenergie gedeckt.<br />

Insgesamt decke HQC mit dem selbst erzeugten Solarstrom<br />

etwa ein Fünftel seines jährlichen Strombedarfs,<br />

so Beckel.<br />

Der eigene Solarstrom sei für HQC ebenso wie für<br />

viele andere Unternehmen günstiger als Strom aus dem<br />

Netz, erzählt Beckel. Die Stromgestehungskosten auf<br />

geeigneten Dächern beziffert er mit unter 10 Cent/kWh.<br />

Das liege deutlich unter den Netzbezugskosten. Für<br />

Freiflächenanlagen nennt er sogar Stromgestehungskosten<br />

von unter 5 Cent/kWh.<br />

Wenig Windkraft auf Betriebsgeländen<br />

Nicht nur auf Solarstrom, sondern auf einen breiten<br />

Mix erneuerbarer Energien setzt das Metallbearbeitungs-Unternehmen<br />

Würz Fertigungstechnik im hessischen<br />

Driedorf-Mademühlen. Hier dreht sich eine<br />

Windkraft-Anlage mit 2,3 MW Spitzenleistung, die<br />

jährlich etwa 2,9 GWh Strom produziert. Hinzu kommt<br />

eine Solarstrom-Anlage mit 685 kWp. Wie von Key-<br />

Account-Manager Mark Steffen Henrich zu erfahren<br />

ist, dienen beide Anlagen vorrangig der Eigenversorgung.<br />

Hinzu kommen ein Pflanzenöl-Heizkraftwerk<br />

und eine Holzpellet-Heizanlage. Insgesamt erzeugt<br />

Würz nach eigenen Angaben mehr umweltfreundliche<br />

Energie, als im Unternehmen benötigt wird. Als Gründe<br />

dafür nennt Henrich einen aktiven Umweltschutz und<br />

wirtschaftliche Aspekte.<br />

Mit seinem Windrad zur Eigenstrom-Versorgung ist<br />

der Metallbearbeiter eine Ausnahmeerscheinung unter<br />

den deutschen Unternehmen. Obwohl sich die Stromerzeugung<br />

aus Wind längst als eine Hauptstütze der deutschen<br />

Ökostrom-Erzeugung etabliert hat, ist sie auf den<br />

Betriebsgeländen bisher kaum zu finden. Dabei haben<br />

Windkraft-Anlagen ebenso wie Solarstrom-Anlagen<br />

klare wirtschaftliche, logistische und ökologische Vorteile:<br />

Sie benötigen für die Stromerzeugung keine Brennstoffe<br />

und stoßen keine Schadstoffe aus.<br />

Der Bundesverband Windenergie (BWE) hat die<br />

Eigenversorgung mit Windkraft bereits vor einem Jahr<br />

in seinem Leitfaden ‚Erlösoptionen außerhalb des EEG‘<br />

beschrieben. Zu den Vorteilen zählt er, dass dabei mehrere<br />

Entgelte, Abgaben und Umlagen auf den Strompreis<br />

teilweise oder ganz entfallen, die an die Nutzung<br />

des öffentlichen Stromnetzes gekoppelt sind. Andererseits<br />

listet er auch hohe regulatorische Hürden auf.<br />

Dazu gehört die sogenannte Personenidentität: Der Anlagenbetreiber<br />

muss den erzeugten Strom selbst verbrauchen.<br />

Außerdem sollen Stromerzeugung und<br />

Stromverbrauch in einem unmittelbaren räumlichen<br />

Zusammenhang zueinander liegen – also nicht weiter<br />

als fünf Kilometer voneinander entfernt. Und schließlich<br />

darf der Strom auch nicht durch das öffentliche<br />

Stromnetz geleitet werden.<br />

Diese und weitere Hürden machen die Eigenversorgung<br />

mit Windstrom bisher für viele Unternehmen<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 02.19

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