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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 17<br />
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Wissenschaft<br />
Viele Patienten<br />
schwindeln<br />
Ärzte an<br />
Eine Studie untersucht<br />
die Gründe dafür<br />
VonAlice Lanzke<br />
Angst vorVerurteilungen oder Belehrungen,<br />
Scham und Ablehnung<br />
ärztlicher Empfehlungen: Das<br />
sind einer US-Studie zufolge die<br />
häufigsten Gründe, warum Patienten<br />
beim Arzt die Unwahrheit sagen.<br />
60 bis 80 Prozent der Befragten haben<br />
schon mindestens einmal im<br />
Behandlungszimmer geschwindelt,<br />
lautet das Ergebnis der im Fachblatt<br />
Jama NetworkOpen veröffentlichten<br />
Studie.<br />
Stefan Wilm überrascht das nicht:<br />
„Je nach Methodik der Studie hätte<br />
man auch auf hundertProzent kommen<br />
können“, sagt der Direktor des<br />
Instituts für Allgemeinmedizin am<br />
Universitätsklinikum Düsseldorf.<br />
Die Frage sei vielmehr, warum man<br />
sich beim Arzt anders verhalten<br />
sollte als im übrigen Leben: „Es ist<br />
eher erstaunlich, dass wir beim Arzt<br />
wie bei der katholischen Beichte die<br />
Wahrheit sagen sollen.“ Eine derartige<br />
Annahme offenbare eine eher<br />
bevormundende Haltung von Ärzten<br />
–für Wilm ein „Grundübel“.<br />
Bis vor einiger Zeit sei Medizin-<br />
Studenten beigebracht worden, sie<br />
müssten Patienten besonders raffiniertbefragen,<br />
um die Wahrheit aufzudecken.„Wenn<br />
ein Arzt aber in der<br />
Lage ist, vertrauensvoll, offen und<br />
empathisch zu kommunizieren,<br />
dann braucht es das nicht“, so Wilm.<br />
Ähnlich sieht es auch Claudia<br />
Spies,Chefärztin der anästhesiologischen<br />
Klinik an der Charité Berlin.<br />
„Wir müssen Patienten als Partner<br />
ernstnehmen und respektieren“,<br />
sagt sie.Dazu gehöreauch, dass Patienten<br />
selbst entscheiden können,<br />
welche Informationen sie teilen und<br />
welche nicht. Tatsächlich hatte die<br />
Studie der Forscher vom Middlesex<br />
Community College in Middletown<br />
ergeben, dass Patienten beispielsweise<br />
verschweigen, dass sie Nahrungsergänzungsmittel<br />
nehmen<br />
oder die Unwahrheit sagen, wenn es<br />
um ihre Sport- und Ernährungsgewohnheiten<br />
geht. „In unserer durch<br />
Social Media geprägten Zeit spielen<br />
Bewertungen eine große Rolle“, sagt<br />
Claudia Spies dazu: Jeder wolle sich<br />
positiv darstellen.<br />
Der Wissenschaftler Lothar<br />
Schäffner aus Hannover, unter anderem<br />
Autor des Buches „Das Patientengespräch“<br />
(Waxmann, 2012),<br />
sieht verschiedene Gründe für das<br />
gelegentliche Flunkern von Patienten:<br />
Werdeman nach einem schädlichen<br />
Verhalten gefragt, scheue man<br />
sich davor,die Verantwortung für die<br />
eigene Krankheit aufgrund des eigenen<br />
Verhaltens zu übernehmen,<br />
meint er. Beträfen Fragen Suchtmittel<br />
wie etwa Alkohol oder Nikotin,<br />
schwinge zudem die Angst mit, eine<br />
derartige Gewohnheit verboten zu<br />
bekommen. Ein dritter Aspekt: „Wir<br />
wollen uns das Wohlwollen der Ärzte<br />
sichern, indem wir sagen, dass uns<br />
ihreKunst geholfen hat.“<br />
Mehr Zeit für das Gespräch, Verzicht<br />
auf unverständliche Fachsprache,<br />
ehrliches Interesse, bewusstes<br />
Zuhören und ein ganzheitlicher<br />
Blick auf den Patienten –das sind die<br />
Forderungen, auf die sich viele Experten<br />
einigen können. (dpa/fwt)<br />
Ärzte und Patienten sollten einander als<br />
Partner respektieren.<br />
GETTY IMAGES<br />
Eine neue Raumschiff-Ärabeginnt<br />
Die Amerikaner wollen endlich wieder Astronauten ins All bringen. Auch andere Nationen starten Missionen<br />
VonThomas Bührke<br />
Fast acht Jahre lang besaßen<br />
die Amerikaner für ihre Astronauten<br />
kein eigenes<br />
Raumschiff und waren auf<br />
Taxiflüge mit der russischen Sojuskapsel<br />
angewiesen, wofür sie pro<br />
Platz 70 Millionen Dollar zahlten.<br />
Nunsoll die Durstrecke ein Ende haben:<br />
In den kommenden Wochen<br />
brechen die neuen Raumschiffe Crew<br />
Dragon (Dragon V2) aus Elon Musks<br />
Unternehmen SpaceX und Starliner<br />
vonBoeing zum Jungfernflug in Richtung<br />
ISS auf. Vorerst unbemannt,<br />
doch wenn alles gutgeht, werden<br />
noch im Sommer die ersten bemannten<br />
Flüge folgen.<br />
„Erstflüge sind besonders gefährlich,<br />
weil sie eine Menge an neuer<br />
Hardware besitzen“, twitterte Elon<br />
Musk jüngst. Trotz aller Tests am Boden<br />
lässt sich das Gesamtsystem aus<br />
Rakete und Raumschiff nur im Flug<br />
auf Herz und Nieren prüfen. Sollte die<br />
Crew Dragon Ende Februar die Reise<br />
zur ISS fehlerfrei bewerkstelligen,<br />
wäredies der Beginn einer neuen Ära.<br />
Denn mit der Landung des Space<br />
Shuttles Atlantis am 21. Juli 2011 endete<br />
für die Amerikaner ein von vielen<br />
Erfolgen, aber auch zwei Katastrophen<br />
geprägtes Raumfahrtzeitalter.<br />
Biszuzehn Malwiederverwendbar<br />
Schon fünf Jahrezuvor hatte die amerikanische<br />
Regierung eine stärkere<br />
Privatisierung der Raumfahrt beschlossen.<br />
Der erste Meilenstein war<br />
das 2006 ins Leben gerufene Programm<br />
Commercial Orbital Transportation<br />
Services. Mit einem Gesamtetat<br />
vonrund 800 Millionen Dollar<br />
förderte die Nasa bis 2013 Unternehmen<br />
bei der Entwicklung von<br />
unbemannten Raumtransportern.<br />
Einzweites Projekt namens Commercial<br />
Crew Development verfolgte dasselbe<br />
Ziel für den Bau bemannter<br />
Raumschiffe. „Die Nasa hat die Unternehmen<br />
nicht nur mit viel Geld<br />
unterstützt, sondern auch das Know<br />
How zur Verfügung gestellt“, sagt der<br />
ehemalige Shuttle-Astronaut Ulrich<br />
Walter, Professor für Raumfahrttechnik<br />
an der TU München.<br />
Crew Dragon (Dragon V2) ist eine<br />
Weiterentwicklung des unbemannten<br />
Frachters, der seit sechs Jahren<br />
die ISS im Auftrag der Nasa versorgt.<br />
DieKapsel bietet sieben Astronauten<br />
Platz. Sieliegen in zwei Ebenen übereinander.<br />
Für den Flug zur Raumstation<br />
müssen sie nichts weiter tun, das<br />
Raumschiff fliegt vollkommen autonom.<br />
Es verfügt über ein aus acht Düsen<br />
bestehendes Rettungssystem, das<br />
vorallem in der Startphase die Kapsel<br />
aus der Gefahrenzone und sicher zur<br />
Landung bringen kann. Über diesen<br />
Standard verfügen auch die russischen<br />
Sojus-Kapseln, wie man im Oktober<br />
2018 verfolgen konnte.<br />
Der Starliner von Boeing ähnelt<br />
der Crew Dragon in vielerlei Hinsicht,<br />
doch in zwei wichtigen Punkten unterscheiden<br />
sie sich. Crew Dragon<br />
landet wie früher die Apollo-Kapseln<br />
an Fallschirmen imWasser,der Starliner<br />
jedoch auf Land, wofür er zusätzliche<br />
Airbags benötigt, die den Aufprall<br />
abfedern. Unddann ist da noch<br />
die Wiederverwendbarkeit. Boeing<br />
gibt an, den Starliner bis zu zehn Mal<br />
einsetzen zu können. Auch Crew Dragon<br />
sollte ursprünglich hierzu in der<br />
Lage sein.Vorfünf Jahren prophezeite<br />
Elon Musk, sein Raumschiff könne<br />
mit Rückstoßraketen Präzisionslandungen<br />
hinlegen. Doch jüngst machte<br />
er einen Rückzieher. Sollte es dabei<br />
bleiben, wäreBoeing als einziges Unternehmen<br />
in der Lage, ein wiederverwendbares<br />
Raumschiff zu bauen.<br />
Die neunköpfige Astronautencrew<br />
mit zwei Frauen, die mit Crew<br />
Dragon und dem Starliner zur ISS fliegen<br />
soll, wurde von der Nasa ausgebildet.<br />
Dabei sind auch erfahrene<br />
Raumfahrer wie die ehemalige ISS-<br />
Kommandantin Sunita Williams und<br />
der Kommandant der letzten Shuttle-<br />
Mission, Chris Ferguson.<br />
Während Crew Dragon und Starliner<br />
im Auftrag der Nasa nur zur ISS<br />
fliegen sollen, hat die amerikanische<br />
SpaceX Dragon V2<br />
Das wiederverwendbare Raumschiff ist der zweite Raumschifftyp der Dragon-Serie<br />
des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX. Es soll in Zukunft Astronauten<br />
zur Internationalen Raumstation (ISS) befördern.<br />
Entwicklungsland:<br />
Solarpanel<br />
Andockadapter<br />
Manövrierdüsen<br />
Servicemodul<br />
14 m 3 ,nicht<br />
unter Druck<br />
Boeing CST-100 Starliner<br />
Kapsel<br />
10 m 3<br />
unter Druck<br />
Masse<br />
4200 kg<br />
Tanks<br />
Vordere Luke<br />
geplante bemannte<br />
Version für bis zu<br />
sieben Astronauten<br />
Das Raumschiff von Boeing soll den Transportvon Ausrüstungen, Gütern sowie<br />
Besatzungen zur Internationalen Raumstation (ISS) gewährleisten.<br />
Es ist wiederverwendbar und soll bereits dieses Jahr Astronauten zur ISS bringen.<br />
Entwicklungsland:<br />
Haupttriebwerk<br />
Besatzungsmodul<br />
Durchmesser<br />
4,5 Meter<br />
Servicemodul<br />
Fenster<br />
Andocksystem<br />
vier Haupttriebwerke<br />
für Bahnänderungen, sollen in einer Notfallsituation beim<br />
Start das Raumschiff aus dem Gefahrenbereich befördern<br />
SpaceIL GLXP Lunar Lander (Beresheet)<br />
Besatzung von<br />
bis zu sieben Personen<br />
Hitzeschild<br />
Die israelische Weltraummission soll eine digitale Zeitkapsel, auf der unter anderem<br />
israelische Lieder,Kinderzeichnungen und Erfahrungsberichte über den Holocaust<br />
gespeichert sind, auf den Mond transportieren. Der Lander wurde von dem Non-Profit-<br />
Unternehmen SpaceIL entwickelt, die Kosten in Höhe von etwa 84 Millionen Euro<br />
stammen aus privaten Mitteln. Der Lander verbleibt auf dem Mond.<br />
Entwicklungsland:<br />
1,5<br />
Meter<br />
Kameras<br />
Solarpanele<br />
Treibstofftanks<br />
Triebwerke<br />
Masse:<br />
585 kg beim Start<br />
etwa 400 kg dieser Masse sind Treibmittel<br />
Kühler<br />
Heliumtanks<br />
Fahrwerk<br />
Höhe<br />
6,1<br />
Meter<br />
Trägerrakete:<br />
SpaceX<br />
Falcon 9<br />
Trägerrakete:<br />
ULA Atlas V<br />
Trägerrakete:<br />
SpaceX<br />
Falcon 9<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP, DPA<br />
Raumfahrtbehörde bislang noch die<br />
Hand auf den Reisen zu anderen<br />
Himmelskörpern. 2004 hatte US-Präsident<br />
George W. Bush die Nasa mit<br />
der Entwicklung eines großen Programms<br />
namens Constellation zur<br />
bemannten Erforschung von Mond<br />
und Mars beauftragt. Barack Obama<br />
beendete sechs Jahre später das ehrgeizige<br />
Unternehmen, doch die Nasa<br />
konnte zwei Elemente retten: den<br />
Bau einer neuen Schwerlastrakete<br />
und der Raumkapsel Orion. Beide<br />
Projekte sind von Verspätungen und<br />
Budgetüberschreitungen geplagt,<br />
nehmen aber langsam Form an.<br />
Die unter der Leitung von Lockheed-Martin<br />
gebaute Orion sieht der<br />
Apollo-Kapsel zumVerwechseln ähnlich,<br />
ist aber innen um 50 Prozent geräumiger<br />
und bietet vier Astronauten<br />
Platz. Als Sensation gilt die Entscheidung,<br />
das sogenannte Servicemodul<br />
im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation<br />
Esa bauen zu lassen.<br />
Dieses an der Kapsel angekoppelte<br />
Modul beinhaltet das Haupttriebwerk<br />
und liefert über vier Solarsegel<br />
den Strom, außerdem reguliert<br />
es Klima und Temperatur und lagert<br />
Treibstoff, Sauerstoff und Wasservorräte<br />
für die Crew.„Mitdiesem Beitrag<br />
hat sich die Esa eine Beteiligung an<br />
den Flügen mit der Orion gesichert“,<br />
sagt Walter, „und damit könnten irgendwann<br />
auch europäische Astronauten<br />
auf dem Mond landen.“ Eine<br />
Chance für Alexander Gerst?<br />
Das wird auch vom Zeitplan abhängen.<br />
Das erste Servicemodul<br />
wurde federführend von Airbus in<br />
Bremen gebaut und im November<br />
letzten Jahres an die Nasa ausgeliefert.<br />
Dennoch könnte frühestens<br />
Ende nächsten Jahres eine noch unbemannte<br />
Orion mit einer SLS-Trägerrakete<br />
starten, die in ihrer stärksten<br />
Variante sogar die Mondrakete<br />
SaturnVübertreffen wird. Siesoll auf<br />
eine Flugbahn rund 65 000 Kilometer<br />
jenseits des Mondes gelangen, ihn<br />
umrunden und zur Erde zurückkehren.<br />
Längerfristig denken Raumfahrtexperten<br />
an eine Raumstation in der<br />
Nähe des Mondes, genannt Lunar<br />
Gateway. Sie soll als Zwischenstation<br />
für bemannte Missionen zum Mond<br />
oder zum Mars dienen.<br />
Milliardär auf Mondumkreisung<br />
Unabhängig von diesen Nasa-Aktivitäten<br />
will auch Elon Musk den Sprung<br />
zum Mond wagen.Wieerverkündete,<br />
soll schon in fünf Jahren der japanische<br />
Milliardär Yusaku Maezawa mit<br />
einer Gruppe von Künstlern zueiner<br />
Mondumkreisung aufbrechen. Letztlich<br />
will der umtriebige Musk sogar<br />
zum Mars fliegen. Finanzieren will er<br />
ein solches Unternehmen mit Crowd<br />
Funding. „Vielleicht wird eine Mission<br />
zum Mars tatsächlich einmal mit<br />
einer Mischung aus privaten und öffentlichen<br />
Geldern finanziert werden“,<br />
mutmaßtWalter.<br />
DerMond steht auch im Fokus der<br />
robotischen Erkundung. Nach der<br />
spektakulären Landung des chinesischen<br />
Raumfahrzeugs Chang’e 4auf<br />
der Rückseite des Erdtrabanten wollen<br />
auch Chinas Erzrivale Indien und<br />
erstmals Israel ein Fahrzeug absetzen.<br />
Beide Missionen sollen im Februar<br />
starten. Für Indien ist es bereits<br />
die zweite Landesonde. Chandrayaan<br />
2soll etwa 600 Kilometer vom<br />
Südpol entfernt aufsetzen, Mondgestein<br />
analysieren und Mondbeben<br />
aufspüren, während ein Orbiter in<br />
der Umlaufbahn verbleibt.<br />
DasinIsrael gebaute Mondlandefahrzeug<br />
Beresheet ist ein Überbleibsel<br />
des Google Lunar X-Prize. Google<br />
hatte 2007 einen Wettbewerb ausgerufen.<br />
Es hieß:Weresschafft, bis März<br />
2018 einen Rover auf dem Mond abzusetzen<br />
und mindestens 500 Meter<br />
weit rollen zu lassen, soll 20 Millionen<br />
Dollar erhalten. Das gelang niemandem.<br />
Aber das israelische Unternehmen<br />
SpaceIL hat mit Unterstützung<br />
vonprivaten Spendernund der israelischen<br />
Raumfahrtgesellschaft einen<br />
Lander gebaut. Dieser soll mit einer<br />
Falcon-9-Rakete von SpaceX ins All<br />
gelangen und nach einer mehrmonatigen<br />
Reise auf dem Mond aufsetzen.<br />
Innere Uhr ist<br />
genetisch<br />
programmiert<br />
Forscher identifizieren<br />
351 Gene für Chronotypen<br />
Die innere Uhr, die den täglichen<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus steuert,<br />
tickt nicht bei jedem gleich: BeiFrühaufstehern<br />
–den Lerchen –geht sie<br />
etwas vor, bei Nachtschwärmern –<br />
den Eulen –geht sie nach. Ob man<br />
mehr dem einen oder eher dem anderen<br />
sogenannten Chronotypen<br />
entspricht, wird von mindestens 351<br />
Genen beeinflusst, berichtet jetzt ein<br />
internationales Forscherteam im<br />
Fachblatt NatureCommunications.<br />
Die identifizierten Gene sind entweder<br />
direkt am Mechanismus der<br />
sogenannten zirkadianen Uhr beteiligt<br />
oder in der Netzhaut des Auges<br />
und in verschiedenen Teilen des Gehirns<br />
aktiv. „Mit Hilfe dieser großen<br />
Zahl an Genen können wir nun versuchen<br />
herauszufinden, warum verschiedene<br />
Menschen unterschiedliche<br />
biologische Uhren haben können“,<br />
sagt Michael Weedon von der<br />
University of Exeter. Die von ihm geleitete<br />
Studie wertete Daten von<br />
knapp 700 000 Menschen aus, deren<br />
Erbgut bereits vollständig sequenziertworden<br />
war.Alle Teilnehmer gaben<br />
an, ob sie eher morgens oder<br />
abends aktiv sind. Für 85 000 dieser<br />
Personen standen auch objektive<br />
Messdaten über ihre Aktivität im Tagesverlauf<br />
zurVerfügung.<br />
Diejenigen mit den meisten Eulen-Genen<br />
gingen im Schnitt 25 Minuten<br />
später ins Bett und wachten<br />
morgens entsprechend später auf als<br />
die mit den meisten Lerchen-Genen.<br />
In der Gesamtschlafdauer und der<br />
Qualität des Schlafes gab es aber<br />
keine Unterschiede. Frühaufsteher<br />
bewerteten ihr generelles Wohlbefinden<br />
höher als Morgenmuffel und<br />
hatten ein geringeres Risiko, anDepressionen<br />
oder Schizophrenie zu<br />
erkranken. Es fanden sich Hinweise<br />
darauf, dass bestimmte Eulen-Gene<br />
die Anfälligkeit für psychische Störungen<br />
erhöhen. Im Risiko für Diabetes<br />
und Fettleibigkeit unterschieden<br />
sich die beiden Chronotypen<br />
nicht. Die Forscher vermuten, dass<br />
weniger der Chronotyp selbst als<br />
vielmehr eine mangelnde Übereinstimmung<br />
von Arbeitszeiten und<br />
biologischem Tagesrhythmus eine<br />
Ursache für Stoffwechselerkrankungen<br />
sein kann. (dpa)<br />
Suche nach<br />
der gesunkenen<br />
„Endurance“<br />
Schiff liegt seit gut hundert<br />
Jahren in der Antarktis<br />
Inder Antarktis hat sich ein wissenschaftliches<br />
Expeditionsteam auf<br />
die Suche nach einem vor mehr als<br />
hundert Jahren gesunkenen Schiff<br />
gemacht. Nachdem ein Forschungsprogramm<br />
am Larsen-Schelfeis erfolgreich<br />
abgeschlossen worden sei,<br />
mache sich das Expeditionsschiff<br />
„S.A. Agulhas II“ nun in Richtung des<br />
Ortes auf, an dem das Wrack der<br />
„Endurance“ des britischen Polarforschers<br />
Ernest Shackleton vermutet<br />
werde, teilte die Weddell-Meeresexpedition<br />
am Montag mit. Die<br />
„Endurance“ war nach Angaben der<br />
Forscher im November 1915 von<br />
Packeis zerdrückt worden und im<br />
Weddell-Meer gesunken.<br />
Bis zuder Stelle muss das Expeditionsschiff<br />
zunächst 120 Kilometer<br />
voller Meereis durchbrechen.<br />
Aufgrund guter Eis- und Wetterbedingungen<br />
sind die Wissenschaftler<br />
optimistisch, das Suchgebiet in<br />
den kommenden Tagen zu erreichen.<br />
„Das wird eine gewaltige und<br />
aufregende Herausforderung“, erklärte<br />
Expeditionsleiter John<br />
Shears. (dpa)