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Berliner Zeitung 30.01.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Mehr Geld für Studenten<br />

Ab dem Wintersemester 2019 sollen der Bafög-Höchstsatz und der Wohnzuschlag steigen<br />

Von Tobias Peter<br />

Berufsausbildungsförderungsgesetz<br />

ist ein sperriges<br />

Amtswort. Kurz gesagt<br />

geht es ums Bafög –und damit<br />

um Chancen für jene,die sich ihr<br />

Studium nicht ohne Weiteres leisten<br />

können. Die Bundesregierung will<br />

die Förderung erhöhen und dafür<br />

sorgen, dass wieder mehr Menschen<br />

von ihr profitieren. Doch es gibt viel<br />

Kritik an dem Plan von Bildungsministerin<br />

Anja Karliczek (CDU), den<br />

das Kabinett an diesem Mittwoch auf<br />

den Wegbringen will.<br />

Die Bundesregierung will das Bafög<br />

reformieren. Wasist geplant?<br />

Das Kernstück des Gesetzesentwurfs<br />

ist eine Erhöhung der Förderung.<br />

Der Höchstsatz soll ab dem<br />

Wintersemester 2019 in zwei Stufen<br />

bis 2020 von735 Euro auf 850 Euro im<br />

Monat steigen. Besonders stark angehoben<br />

werden soll dabei der<br />

Wohnzuschlag für Studenten, die<br />

nicht bei den Eltern wohnen. Er ist<br />

Teil der Förderung und soll von 250<br />

auf 325 Euro steigen. Der Bund will<br />

bis 2022 insgesamt 1,8 Milliarden<br />

Euro mehrausgeben.<br />

Sollen mehr Menschen als bisher<br />

vom Bafög profitieren?<br />

Dasist jedenfalls das erklärte Ziel.<br />

Eine Ausweitung des Empfängerkreises<br />

scheine „ganz besonders mit<br />

Blick auf Familien geboten, die jetzt<br />

knapp über den einkommensbezogenen<br />

Anspruchsgrenzen liegen“,<br />

VollerHörsaalineinerdeutschen Uni. Vorallemder Studienortkannschnell zur sozialen Frage werden.<br />

heißt es im Referentenentwurf für<br />

das Gesetz aus dem Bildungsministerium.<br />

Dies soll gelingen, indem die<br />

Freibeträge für das Einkommen der<br />

Elternangehoben werden –und zwar<br />

in drei Schritten bis 2021 um insgesamt<br />

16 Prozent. Auch der Freibetrag<br />

für eigene Ersparnisse soll von 7500<br />

auf 8200 Euro steigen.<br />

Mit BAföG geförderte Studierende<br />

in Deutschland<br />

592 430 643 578 671 042 665 928 646 576 611 376<br />

583 567 556 573<br />

'10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: DESTATIS<br />

FOTO: WALTRAUD GRUBITZSCH/DPA<br />

Warumsind die Änderungen<br />

notwendig?<br />

Auch Studenten müssen mit steigenden<br />

Kosten zurechtkommen. In<br />

vielen Universitätsstädten ist vor allem<br />

die kleine Wohnung oder das<br />

WG-Zimmer sehr teuer.Die Wahl des<br />

Studienorts kann so rasch zur sozialen<br />

Frage werden –dawill die Politik<br />

jetzt gegensteuern. Die Erhöhung<br />

der Freibeträge wiederum ist notwendig,<br />

weil die Zahl der Bafög-Bezieher<br />

seit Jahren sinkt. Im Jahr 2017<br />

erhielten225000Schülerund557000<br />

Studenten Bafög. Damit ist die Zahl<br />

binnen vier Jahren um immerhin<br />

180000 gesunken, wie aus der Antwort<br />

der Bundesregierung auf eine<br />

Anfrage der Fraktion von Bündnis<br />

90/Die Grünen hervorgeht.<br />

Reichen die Pläne aus, um die<br />

Situation nachhaltig zu verbessern?<br />

Kritiker bezweifeln das.Der Generalsekretär<br />

des Deutschen Studentenwerks,Achim<br />

Meyerauf der Heyde,<br />

sagt mit Blick auf die Verteilung<br />

der Bildungschancen: „Wir haben<br />

ein Untere-Mittelschicht-Problem.“<br />

ErbegrüßtdieReformzwar,gehtaber<br />

davon aus,dass für eine echte Trendwende<br />

größereVerbesserungen notwendig<br />

sind. Die Grünen rechnen<br />

nicht damit, dass durch die derzeit<br />

vorgelegte Reform der Kreis der<br />

Bafög-Empfänger erheblich ausgeweitet<br />

werden kann. Im Raum steht<br />

auch die Befürchtung, dass die Erhöhung<br />

des Wohnzuschlags die Mieten<br />

für kleine Wohnungen in den Hochschulstädten<br />

hochtreibt. Deshalb<br />

fordert das Studentenwerk von der<br />

Bundesregierung, mehr günstige<br />

Wohnungen bauen zu lassen.<br />

Und wann kommt die nächste<br />

Bafög-Erhöhung?<br />

Es ist eines der grundlegenden<br />

Probleme, dass es keinen automatischen<br />

Mechanismus für eine Bafög-<br />

Erhöhung gibt –oder zumindest ein<br />

geregeltes Verfahren dafür, wann<br />

und nach welchen Kriterien über<br />

eine Erhöhung entschieden wird. Auf<br />

diese Weise entwickelt die Politik die<br />

Neigung, kostspielige Erhöhungen<br />

nur recht gemächlich anzugehen.<br />

Studenten, die mit dem Geld nicht<br />

auskommen, müssen nebenher<br />

arbeiten –was zu schlechteren Leistungen<br />

oder einem längeren Studium<br />

führen kann.<br />

Russische Eröffnung<br />

DiscounterTorgservis tritt gegen Aldi und Lidl an<br />

–Anzeige – – Anzeige –<br />

Von Nicole Grziwa<br />

Schon kurz vor 9Uhr bildet<br />

sich am Dienstagmorgen<br />

eine Schlange vordem neuen<br />

russischen Lebensmitteldiscounter<br />

im Norden vonLeipzig. Mere<br />

heißt der Laden, der beim Treff Portitz<br />

eröffnet und mit Tiefpreisen seineKundenanlockenwill.In<br />

Russland<br />

ist der Discounter Torgservis schon<br />

verbreitet, in Deutschland wurde mit<br />

Mere nun der erste Laden der Tochterfirma<br />

TS-Markt eröffnet.<br />

DerRaum, der einst zu Aldi gehörte,ist<br />

minimalistisch gehalten: ÜberallstehenPalettenmitdenordentlich<br />

aufgereihten Waren. Auf den ersten<br />

Blick wirdteilweise nicht klar,was auf<br />

den Paletten steht, da die Inhalte in<br />

Kartons verpackt sind. Die meisten<br />

Warensind Lebensmittel, ansonsten<br />

bietet der Laden Haushaltswaren<br />

und Drogerieartikel an.<br />

VolleTüte für vier Euro<br />

Die Produkte kämen nicht nur aus<br />

Russland, sondern würden europaweit<br />

importiert oder direkt aus<br />

Deutschland kommen, wie die Personalmanagerin<br />

Julia Gradwohl mitteilt.<br />

Wasallerdings auch das einzige<br />

ist, über das Gradwohl Auskunft geben<br />

kann. „Es gehört zuunserer Fir-<br />

menphilosophie, keine Informationen<br />

preiszugeben“, erklärtdie Managerin.<br />

Eine Kassiererin wehrtderweil<br />

Journalisten ab, die wissen wollen,<br />

was das Erste gewesen sei, das verkauft<br />

wurde. Die Mitarbeiter sollen<br />

auf die Personalmanagerin verweisen.<br />

„Ich habe die Eröffnung in der <strong>Zeitung</strong><br />

verfolgt und bin heute zum Stöbernhier“,<br />

erzählt Dascha Koch. Die<br />

29-jährige Kundin stammt selbst aus<br />

Russland und hält eine gelbe, volle<br />

Tüte in derHand. Siehabe 4Eurofür<br />

den gesamten Inhalt ausgegeben –<br />

darunter auch eine kleine Pfanne.<br />

„Ich lege nicht viel wert auf Marken.<br />

Bei Lebensmitteln schon, aber auf<br />

meinen Mülltüten muss nicht unbedingt<br />

etwas Besonderes draufstehen“,<br />

erklärtKoch.<br />

Dass eine volle Tüte vier Euro kostet,<br />

wundertnicht, denn die Kunden<br />

sehen überall kleine Preise. Nur<br />

17 Cent kostet beispielsweise ein Damenbody,<br />

der in der Nähe der Kasse<br />

angeboten wird. Aber auch Lebensmittel<br />

werden verkauft: Milchprodukte,Dosen<br />

mit russischen Gerichten<br />

und Getränke.Das Angebot nehmen<br />

die geschätzt hundert Kunden<br />

an, die den Laden zur Eröffnung am<br />

Morgen besuchen. Durchdie breiten<br />

Gänge schieben sie ihreEinkaufswagen,<br />

die mit den Angeboten gefüllt<br />

sind.<br />

Lebensmittel seien Qualitätsprodukte,<br />

die nicht unter Wert verkauft<br />

werden dürften, heißt es in einer<br />

Pressemitteilung der Gewerkschaft<br />

Nahrung-Genuss-Gaststätte (NGG).<br />

„Die Kosten für Mensch und die Umwelt<br />

seien enorm“, wenn zu TiefpreisenMilch,FleischoderFischverkauft<br />

werde. So seien unter anderem die<br />

Arbeitsplätze in der Ernährungsindustrie<br />

in Gefahr.<br />

Filialen nurRandphänomene<br />

Juniorprofessor Erik Maier von der<br />

Handelshochschule Leipzig sagte<br />

dem Mitteldeutschen Rundfunk,<br />

dass sich der Lebensmitteldiscounter<br />

nur geringe Chancen auf dem<br />

deutschen Markt ausrechnen kann.<br />

Es sei unmöglich, Discountern wie<br />

Aldi oder Lidl Konkurrenz in<br />

Deutschland zu machen. Wenn Filialen<br />

wie der TS-Markt sich behaupten<br />

würden, dann seien diesebloß Randphänomene,<br />

so der Fachmann für<br />

Handel- und Multi-Channel-Management.<br />

Weitere100 Läden der Kette sollen<br />

folgen. Wiesich diese bei den niedrigen<br />

Preisen aber halten wollen, darauf<br />

kann Personalmanagerin Gradwohl<br />

keine Antwortgeben.<br />

Bild: Bernd Lammel/DEU/Berlin<br />

Projekt mit Engagement<br />

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„Das<br />

Gemeinschaftsprojekt der cds Wohnbau<br />

Gruppe und der Otto Wulff Gruppe leistet einen<br />

wichtigen Beitragzur Stadtentwicklung in Berlin.<br />

Grundsteinfür sozialesEngagement im Mai 2018<br />

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Lange Schlangen:Die ersten Kunden des russischen DiscountersTorgservis in Leipzig.<br />

FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA<br />

cds Wohnbau Berlin GmbH | Reinhardtstraße 8 | 10117 Berlin<br />

) 030 29344420 | 8 | * info@cds-wohnbau.de

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